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Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Titel: Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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allem Schmetterlinge und Bienen; sie hatten sich zu weit hinauf gewagt oder waren vom Wind so hoch getragen und hatten in dieser Kälte ihr Leben ausgehaucht. Das Wetterhorn war gleichsam von einem Büschel feiner schwarzer Wolle, einer drohenden Wolke eingehüllt; sie senkte sich unheilschwanger herab und enthielt einen Föhn, der, wenn er losbricht, in seiner Macht gewalttätig ist. Der Eindruck dieser ganzen Wanderung – das Nachtquartier in großer Höhe und der weitere Weg, die tiefen Felsenklüfte, wo das Wasser während eines so großen Zeitraums, daß es den Gedanken schwindelt, die Steinblöcke durchgesägt hatte – grub sich unvergeßlich in Rudys Gedächtnis ein.
    Ein verlassenes Steingebäude jenseits des Schneemeers gab den Wanderern für die Nacht Schutz und Zuflucht. Hier fanden sie Holzkohle und Tannenzweige, bald war ein Feuer angezündet und ein Nachtlager bereitet, so gut es ging. Die Männer setzten sich um das Feuer, rauchten ihren Tabak, tranken das warme, würzige Getränk, das sie selbst gebraut hatten, auch Rudy bekam sein Teil davon ab. Sie sprachen von den geheimnisvollen Wesen des Alpenlandes, den seltsamen Riesenschlangen in den tiefen Seen, dem Nachtvolk, dem Gespensterheer, das den Schlafenden durch die Luft zur wunderbaren schwimmenden Stadt Venedig trug; dem wilden Hirten, der seine schwarzen Schafe über die Weide trieb – hatte man sie auch nicht gesehen, so hatte man doch den Klang ihrer Glocken, das unheimliche Brüllen der Herde gehört. Rudy lauschte voller Neugier, doch ohne jede Furcht, die kannte er nicht, und während er lauschte, glaubte er das gespenstische, hohle Gebrüll zu vernehmen; ja, es wurde lauter und lauter, die Männer hörten es auch, unterbrachen ihr Gespräch, lauschten und sagten zu Rudy, er dürfe nicht schlafen.
    Es war ein Föhn, der heftige Sturmwind, der sich von den Bergen ins Tal hinunterwirft und mit seiner Gewalt Bäume knickt, als wären sie Schilfrohr, der Holzhäuser von einem Ufer des Flusses zum andern versetzt, wie wir eine Schachfigur setzen.
    Als eine Stunde vergangen war, sagten sie Rudy, es sei überstanden, jetzt könne er schlafen, und müde vom Marsch schlief er wie auf Befehl ein.
    Früh am Morgen brachen sie auf. Die Sonne beleuchtete für Rudy neue Berge, neue Gletscher und Schneefelder. Sie hatten den Kanton Wallis erreicht, waren über den Bergrücken gekommen, den man von Grindelwald aus sieht, aber noch weit von Rudys neuer Heimat entfernt. Hier gab es andere Bergklüfte, andere Wiesen, Wälder und Bergpfade, Rudy sah andere Häuser und andere Menschen. Doch was waren das für Menschen? Es waren Mißbildungen, unheimliche, fette, weißgelbe Gesichter, der Hals nur schweres, häßliches Fleisch, das aufgeschwollen herunterhing; es waren Kretins, die sich mit schwachen Kräften vorwärtsschleppten und mit dummen Augen auf die sich nähernden Fremden starrten; die Frauen sahen am schrecklichsten aus. Waren das die Menschen der neuen Heimat?

III. Der Onkel
    A ls Rudy ins Haus seines Onkels kam, sahen die Leute gottlob genauso aus, wie er es gewohnt war. Hier gab es nur einen einzigen Kretin, einen armen närrischen Burschen, eins jener bedauernswerten, verlassenen, mittellosen Geschöpfe, die man im Kanton Wallis von einer Familie zur andern reicht und die in jedem Haus ein paar Monate bleiben. Bei Rudys Ankunft hielt sich gerade das arme Saperli hier auf.
    Der Onkel war noch ein kräftiger Jäger und betrieb außerdem das Böttcherhandwerk. Seine Frau, eine kleine, lebhafte Person, glich im Gesicht fast einem Vogel, hatte Augen wie ein Adler und einen langen, ganz mit Flaum bedeckten Hals.
    Alles war für den Jungen neu, Kleidung, Sitten und Gebräuche, sogar die Sprache, die aber würden seine Kinderohren bald verstehen lernen. Verglichen mit Großvaters Haus, herrschte hier Wohlstand. Die Wohnstube war größer, an den Wänden prangten Gemshörner und blankgeputzte Flinten, über der Tür hing das Bild der Muttergottes, geschmückt mit frischen Alpenrosen, und eine brennende Lampe stand davor.
    Wie schon gesagt, war der Onkel einer der tüchtigsten Gemsenjäger der Gegend und außerdem der erfahrenste und beste Bergführer. Nun sollte Rudy der Liebling seines Hauses sein, obgleich es einen solchen hier schon gab. Das war ein alter blinder, tauber Jagdhund, der keinen Nutzen mehr tun konnte, ihn aber in früheren Jahren tüchtig getan hatte. Das hatte man nicht vergessen, und deshalb gehörte er jetzt zur Familie und sollte

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