Weihnachtsengel gibt es doch
seiner Liste gestanden. Der Manager hatte vielleicht gedacht, Eddie würde das süßliche, sentimentale Lied gerne hören. Doch das würde Eddie nie erfahren. Viele Menschen nahmen an, dass so ein viel geliebter Film doch auch von ihm geliebt werden musste. Doch er wusste nur, dass die verhasste Melodie in diesen Moment eindrang wie ein Erstickungsanfall mitten in einem Gourmetdinner.
Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, war es auch noch die schrecklichste Version des Liedes, die überhaupt existierte. Von einer A-cappella-Gruppe namens Christmas Belles aufgenommen, die durchs Internet berühmt geworden waren. Diese Interpretation war so klebrig süß, dass er sich allein vom Zuhören schon am liebsten übergeben hätte.
Aber er kniete auf dem Boden. Er war entschlossen. Er würde das durchziehen müssen. Nun gab es kein Zurück mehr.
Er hatte die Worte sorgfältig niedergeschrieben und auswendig gelernt, damit sie nicht wie abgelesen klangen. „Ich liebe dich. Ich möchte immer mit dir zusammen sein. Willst du mir die Ehre erweisen, meine Frau zu werden?“
Das war ihr Stichwort, um in Freudentränen auszubrechen, vielleicht so überwältigt zu sein, dass sie nicht sprechen, sondern nur heftig nicken konnte. Ja, ja, ja, natürlich will ich dich heiraten. Und im ganzen Restaurant würden die Leute vor Rührung seufzen.
Dann würde er den Deckel der kleinen Schmuckschatulle öffnen, und sie würde von einer weiteren Welle der Gefühle hingerissen.
Es war perfekt. Es war unvergesslich. Es würde Weihnachten in die schönste Zeit seines Lebens verwandeln.
Es gab nur ein Problem. Natalie hielt sich nicht ans Drehbuch. Es gab keine Freudentränen. Keine wiederholten Liebesbezeugungen. Nur einen Ausdruck puren Entsetzens auf ihrem Gesicht.
„ Magic can happen, if you only belieeeeve “, sangen die Christmas Belles im Hintergrund. Aber es sah nicht so aus, als ob etwas Magisches passieren würde.
Natalie nickte nicht. Sie sah aus, als wäre ihr übel. Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht. Es tut mir leid.“ Sie stand auf und stürmte zur Garderobe.
Eddie ließ ein zu dickes Bündel Geldscheine auf den Tisch fallen, schnappte sich die Champagnerflasche und ging, obwohl er wusste, dass es verboten war, ein Restaurant mit einer angebrochenen Flasche zu verlassen.
Es war ihm egal.
Sie ging, so schnell sie konnte, in Richtung Bahnhof.
„Können wir wenigstens darüber reden?“, fragte er.
Sie ging weiter. „Es tut mir leid, wenn ich den Eindruck gemacht habe, offen für einen Antrag zu sein.“
„Verdammt, du hast Signale ausgesendet, die jeden Funkmast in den Schatten stellen“, sagte er. „Was sollte ich denn anderes denken?“
„Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.“
„Ja, entschuldige vielmals, dass ich geglaubt habe, dumeinst es so, als du gesagt hast, du liebst mich.“
„Das habe ich auch“, protestierte sie. „Das tue ich noch immer. Aber ich bin nicht bereit, jemanden zu heiraten, und du auch nicht.“
„Sag mir nicht, dass ich nicht bereit bin.“
„Na gut, werde ich nicht. Aber weißt du, was ich denke? Ich denke, du willst gar nicht so sehr verheiratet, sondern einfach nicht alleine sein.“
„Hey, es ist eine Sache, mir einen Korb zu geben. Aber fang jetzt nicht auch noch an, mich zu analysieren.“
Von hier aus war ihr Streit eskaliert. Sie hatten sich gegenseitig all ihre Fehler vorgeworfen, und nachdem sie alleine in den nach Albany fahrenden Zug eingestiegen war, war er so weit, einzuräumen, dass sein Heiratsantrag vielleicht etwas übereilt gewesen war.
Als er wieder bei seinem Wagen auf dem Restaurantparkplatz ankam, war er nicht mehr verletzt, sondern wütend. Auf sie, aber noch mehr auf sich. Warum hatte er daraus eine so große, öffentliche Inszenierung gemacht? Warum hatte er es riskiert, so grandios zu scheitern?
Er fuhr nach Avalon. Der Ort lag einsam und verlassen wie eine Geisterstadt vor ihm. Die meisten Menschen waren früh nach Hause gefahren, um am Heiligabend bei ihrer Familie zu sein. Andere waren in der Kirche, erfüllten die Nacht mit Liedern und Gebeten.
Eddie plante, den Abend ebenfalls mit einem Mann der Kirche zu verbringen. Genauer gesagt mit einem Mönch namens Dom Perignon. Da die Flasche im Restaurant eh schon geöffnet worden war, trank er bereits während der Fahrt. Zum Teufel, es war der Weihnachtsabend und keine Menschenseele in Sicht. Er war gerade eben verlassen worden und suchte verzweifelt nach einem Weg, seinen
Weitere Kostenlose Bücher