Weihnachtsengel gibt es doch
oder?“, sagte er. „Ich meine, das mit seiner Familie.“
„Ja, das stimmt.“ Maureen musterte Jabez genauer. Er war schnell zu einem ihrer Lieblinge geworden, auch wenn sie ihn gar nicht gut kannte. „Wie steht es mit deiner Familie, Jabez?“, fragte sie und hoffte, nicht zu neugierig zu klingen.
Sein Gesichtsausdruck wurde ganz weich, auch wenn er seine Augen immer noch auf Eddie gerichtet hielt. „Jeder sollte an Weihnachten mit seiner Familie zusammen sein“, sagte er. „Menschen, die Weihnachten lieber alleine verbringen möchten, sind diejenigen, die am meisten eine Familie brauchen.“
Das ist typisch für Jabez, dachte Maureen. Dinge zu sagen, die nicht wirklich etwas über ihn verrieten. Das, was er eben gesagt hatte, war viel mehr auf Eddie gemünzt als auf Jabez. Er schien so geerdet und weise, was für jemanden seines Alters wirklich ungewöhnlich war. Hannah würde sagen, er ist eine alte Seele. Er strahlte eine unglaublich beruhigende und stille Sicherheit aus, eine Art Frieden, die jeden in seiner Nähe erfasste. Weltliche Sorgen schienen Jabez nicht sowichtig zu sein, wie jemandem zum Lächeln zu bringen.
„Aber in jeder Stadt, die wir besucht haben“, sagte Eddie gerade, „konnte ich immer eine Bücherei finden. Sie ist ein Ort, an dem die Fantasie von Kindern Flügeln bekommt und wo die intellektuelle Freiheit der Menschen ungestört ausgelebt werden kann. Es gibt keinen Wert, mit dem sich das beziffern lässt, was eine Bücherei für eine Stadt bedeutet. Aber es gibt Kosten. Diese Bücherei soll zum Ende des Jahres schließen. Die einzige Hoffnung, sie am Leben zu erhalten, ist, wenn jeder Mensch aus dieser Gemeinde seinen Teil dazu beiträgt. Darum geht es heute. Und um Kekse. Also sollten wir diese alle genießen. Und wenn Sie dieses Jahr spenden, dann denken Sie bitte auch an die Bücherei.“
„Wow, Hannah hat zum ersten Mal recht behalten“, flüsterte Janet ihrer Schwester ins Ohr. „Ich liebe ihn einfach.“
Ich auch, dachte Maureen und überraschte sich selber mit diesem stillen Eingeständnis.
Schnell riss sie sich von diesem Gedanken los und sah, wie eine Frau Eddie mit ihren Blicken verschlang, während sie sich ein Probierstückchen von seinem Tablett aussuchte.
Maureen schüttelte den Kopf. „Ich frage mich, wie das ist, so beliebt zu sein.“
„Frag ihn einfach“, schlug Janet schulterzuckend vor.
„Frag ihn was?“ Meredith gesellte sich zu ihnen.
„Ich dachte nur gerade darüber nach, wie schwer es wäre, mit jemandem wie ihm zusammen zu sein“, gab Maureen zu. „Mit jemandem, der so attraktiv und beliebt ist. Wann hätte er Zeit für jemand anderen? Ich würde mich immer so fühlen, als stünde ich in Konkurrenz mit der ganzen Welt.“
„Schreibst du ihn ab, weil er zu berühmt ist?“
„Nein, weil wir nicht zusammenpassen.“
Jemand zupfte an ihrem Rock, und als sie nach unten schaute, sah sie einen ihrer jüngsten Besucher, ein Kindergartenkind namens Toby. „Hallo, Ms Davenport“, sagte er undschaute sie aus großen Augen bewundernd an. „Das hier ist für Sie.“ Er bot ihr einen Keks mit neonfarbenem Guss und bunten Streuseln an.
„Danke, Toby.“ Maureen umarmte ihn. „Ich wünsche dir eine ganz schöne Weihnacht.“
„Weißt du, du siehst das falsch“, nahm Meredith den Faden der Unterhaltung wieder auf, nachdem der Kleine davongesaust war. „Du bist genauso beliebt wie er, nur sind deine Fans kleiner.“
„Stimmt.“ Maureen lächelte.
„Und es gibt noch was, womit Hannah recht hat“, sagte Janet. „Du wirst eines Tages eine großartige Mutter sein.“
„Wow, nun aber mal langsam. Wie bin ich vom Keksverkauf zur kurz bevorstehenden Mutterschaft gelangt?“
„Willst du keine Kinder?“
„Natürlich. Ich will auch Millionärin werden, aber das heißt ja nicht, dass es auch geschieht.“
Maureen behielt einen leichten Tonfall bei und verdrängte alle Gedanken an die Vergangenheit. Ihre Schwestern wussten nichts davon. Niemand wusste es. Sie war versucht gewesen, es Eddie zu erzählen, an dem Tag, als sie Schneeschuhwandern waren. Ausgerechnet Eddie. Aus irgendeinem Grund hatte er sich an dem Tag wie ein bester Freund angefühlt.
„Du bist zu jung, um so zynisch zu sein“, fand Meredith.
„Ich bin auch zu jung, um übers Kinderkriegen nachzudenken.“
„Aber du kannst so gut mit Kindern umgehen“, sagte Janet.
„Ich kann auch Chopins Nocturnes gut spielen, bin aber trotzdem nicht bereit für ein Leben als
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