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Weihnachtsengel gibt es doch

Weihnachtsengel gibt es doch

Titel: Weihnachtsengel gibt es doch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Wiggs
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Bücherregale aus dunkler, polierter Eiche. Die vorderen Fenster rahmten den Blick auf den Rotary Park und den Willow Lake ein und hatten breite Fensterbänke, auf denen sie es sich mit mehren dicken Kissen gemütlich machen konnte. Das war auch der Lieblingsplatz der Katzen. Oft saßen sie dort Stunde um Stunde nebeneinander und schauten auf die Straße.
    Wie jeden Freitag hatte die Bücherei auch heute früh zugemacht. Die Kinder hatten Schwimm- und Sportunterricht, sodass es auch keine Proben für das Krippenspiel gab. Maureen freute sich über die gewonnene Zeit. Sie würde morgen ihren Vortrag auf Long Island halten und musste einen sehr frühen Zug nehmen. Der freie Abend gab ihr außerdem die Gelegenheit, ein paar neue Bücher anzuschauen, die sie von der Arbeit mit heimgebracht hatte. Sie fand es immer toll, einen ganzen Stapel neuer Bücher zu haben, aus dem sie auswählen konnte. Sie fühlte sich dann wie ein Kind mit neuem Spielzeug. Dieses schwelgerische Gefühl, zu entscheiden, welches Buch sie als Erstes angehen sollte. Einen düsteren Thriller, der sie die ganze Nacht über wach halten würde? Die neueste Empfehlung von Oprah? Die Memoiren einer Frau, die aus einer Sekte entkommen war? Einen von der Kritik zerrissenen, aber sehr beliebten Roman über die sexuellen Abenteuer einer Frau in einem weit entfernten Land? Die Bücher sahen alle so verführerisch aus.
    So verführerisch sogar, dass Maureen beschloss, das Abendessen wäre nicht wichtig. Sie zog sich an einen ihrer Lieblingsplätze zum Lesen zurück: in die Badewanne, ein altmodisches Modell auf Klauenfüßen, das besonders tief war. Sie liebte es, sich in die nach Vanille duftenden Schaumberge sinken zu lassen und sich in einem guten Buch zu verlieren. Eine ganze Stunde verbrachte sie mit der neuestenEmpfehlung von Oprah, einer düsteren, emotional mitreißenden Geschichte, die Maureens Leben im Vergleich wie einen Ausflug nach Disneyland aussehen ließ. Vielleicht, spekulierte sie, war es das, was Oprahs Empfehlungen ausmachte. Sie gewährten dem Leser einen Einblick in Überlebenskämpfe und Schwierigkeiten, die schlimmer waren als das, was die meisten Menschen zu ertragen hatten. Während Maureen eine Seite nach der anderen verschlang, wurde das Wasser immer kälter, und der Schaum verschwand. Also stieg sie irgendwann schweren Herzens aus der Wanne, wickelte sich ein Handtuch um die Haare und zog ihren flauschigen Bademantel an. Es war erst halb acht und damit noch zu früh, um ins Bett zu gehen, aber sie hatte auch keine Lust, sich noch mal anzuziehen; also schlüpfte sie in ihren Lieblingspyjama – der mit den Katzen darauf – und in ihre gemütlichen Hausschuhe. Auch wenn sie sich nur selten ein Fertiggericht machte – das hatte ihrer Meinung nach etwas Erbärmliches –, brach sie heute mit dieser Regel und stellte ein Nudelgericht in die Mikrowelle.
    Ohne wirklich hinzusehen, goss sie sich ein Glas Milch ein und holte das Essen nach Ertönen des Pieps aus der Mikrowelle. Im Laden hatte die Pasta besser ausgesehen; hier stellte sie fest, dass es sich einfach nur um Makkaroni mit Käse handelte.
    Sie legte das Buch auf den Küchentisch, um beim Essen weiterlesen zu können. Ab und zu schaute sie auf, um nach den Katzen zu sehen. Sie lagen auf ihrem üblichen Platz auf der Fensterbank und sahen in dem Licht der von Maureen angebrachten Lichterketten einfach bezaubernd aus. Maureen hatte auch einen kleinen Weihnachtsbaum in einem roten Emailleeimer aufgestellt und ihn mit Lichtern und einigen ausgewählten Stücken geschmückt.
    „Wenn ich nur ein bisschen mit der Kamera umgehen könnte, würde ich euch für meine diesjährige Weihnachtskartefotografieren“, sagte sie zu den Katzen. „Aber vermutlich ist es besser, wenn ich es nicht tue, denn die Leute würden bei eurem Anblick sterben, so süß seid ihr.“
    Sie seufzte, stocherte in ihrem Essen herum und versuchte, sich wieder auf das Buch zu konzentrieren, aber sie war gerade an einer etwas langatmigen Stelle angelangt, und so wanderten ihre Gedanken. „Ich weiß nicht, was in letzter Zeit mit mir los ist“, gestand sie den Katzen. „Ich fühle mich so … alleinstehend . Es kommt mir vor, als wenn jeder andere Teil eines Paares ist. Was hat es damit auf sich? Sogar Meredith geht mit dem Thoraxchirurgen aus. Der einzige andere Single, den ich kenne, ist …“
    Sie wurde von der Türklingel unterbrochen. Vermutlich einer der Nachbarn, der sich etwas borgen wollte. Sie öffnete

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