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Weihnachtsengel gibt es doch

Weihnachtsengel gibt es doch

Titel: Weihnachtsengel gibt es doch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Wiggs
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die Tür – und stand Eddie Haven gegenüber.
    „Oh“, sagte sie. Das war der einzige Ton, den sie in diesem Augenblick hervorbringen konnte. Ansonsten konnte sie nur blöde gucken.
    „Hey, Maureen“, sagte er. „Hast du was dagegen, wenn ich reinkomme?“
    Es wäre egal, wenn sie etwas dagegen hätte, denn sie hatte gerade ihre Fähigkeit zu sprechen verloren.
    Also ging er einfach an ihr vorbei. Er sah toll aus. Die kalte Luft hatte seine Wangen leicht gerötet, und in seinen Augen funkelte ein Lächeln. „So“, sagte er. „Das ist also deine Wohnung.“
    Sie zwang sich, die Wohnung mit seinen Augen zu sehen. Die beiden Katzen und die zu vielen Bücher, das Fertiggericht in seiner Plastikverpackung auf dem Tisch, daneben das Glas Milch und das aufgeschlagene Buch.
    Zum Schluss glitt Eddies Blick über Maureens ausgewaschenen Flanellpyjama, ihre flauschigen Hausschuhe und die feuchten, strähnigen Haare. Jede Zelle in ihrem Körper schien peinlich berührt zu schmelzen.
    Irgendwie schaffte sie es, ihre Stimme wiederzufinden. „Ich, äh, habe Sie … habe dich nicht erwartet.“
    „Ich bin aus einem Impuls heraus vorbeigekommen. Ich hätte ja vorher angerufen, aber dann hättest du mir vermutlich gesagt, ich solle wegbleiben.“
    Tief durchatmen, befahl sie sich. Es ist egal, was er von dir denkt. Und trotzdem konnte sie nicht leugnen, dass sie das Gefühl hatte, aufgeflogen zu sein. Sie stand hier vor ihm an einem Freitagabend, offensichtlich vollkommen allein und ohne Aussicht auf Gesellschaft. Genauso gut könnte sie ein Schild tragen, auf dem in dicken roten Buchstaben „Loser“ stünde.
    „Wie, äh, kann ich dir helfen?“, fragte sie lahm. Es war Loser-Slang für „Bitte geh“.
    „Ich hänge fest“, gestand er. „Du hast mich gebeten, das Lied für das Krippenspiel umzuschreiben, und ich komme nicht wei ter.“
    „Und jetzt bist du hier, weil …?“
    „Weil ich dir nicht geben kann, was du willst.“ Er reichte ihr die CD, die sie ihm zu Inspirationszwecken geliehen hatte. „Wenn ich etwas schreibe, dann kommt es von wo ganz an ders.“
    Und deshalb musstest du mich hier überrumpeln, um es mir persönlich zu sagen? fragte sie sich. „Was willst du von mir, Ed die?“
    Er zeigte auf die CD in ihrer Hand. „Ich habe mir deine Art Musik angehört. Wie wäre es, wenn du dir jetzt meine anhörst?“
    „Okay“, sagte sie. „Das kann ich machen.“
    „Heute“, ergänzte er.
    „Gut.“ Sie wartete und spielte mit der CD. „Hast du sie hier draufge brannt?“
    „Ich spreche von Livemusik.“ Mit seiner übertriebenen DJ-Stimme sagte er: „Live, und nur für einen Abend, spieltInner Child in der Hilltop Tavern.“
    Ihr letzter Ausflug zur Hilltop Tavern war äußerst unangenehm verlaufen. Sie hatte sich zwischen den ganzen anderen Gästen wie die totale Außenseiterin gefühlt – die Frauen in ihren engen Pullovern, die Männer, die sich entspannt mit einem Bier in der Hand zurücklehnten. Das war einfach nicht ihre Szene. Und was taten die Menschen in Bars überhaupt?
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich hab keine Zeit.“
    Er warf einen Blick auf das aufgeschlagene Buch auf dem Tisch und das halb gegessene Essen. „Du ziehst es vor, zu lesen, statt meine Musik zu hören? Jetzt kriege ich einen Komplex.“
    „Das Buch hat den Orange-Preis gewonnen“, sagte sie.
    „Oh, dann ist das natürlich was anderes“, sagte er ironisch. „Komm schon, Maureen. Wovor hast du Angst?“
    Vor dir, dachte sie. Vor allem. Aber ihr fielen keine Ausreden mehr ein, und weiter mit ihm zu argumentieren hielte ihn nur noch länger in ihrer Wohnung und würde ihre Demütigung noch weiter in die Länge ziehen.
    „Okay“, sagte sie. „Wir treffen uns da.“
    „Cool. Wir fangen vermutlich so gegen neun an.“
    „Ich kann es kaum erwarten.“ Sie schloss die Tür hinter ihm und lehnte sich dagegen, wie um sie zuzuhalten. Dann sank sie langsam auf den Boden, zog die Knie an die Brust und ließ zutiefst gedemütigt den Kopf sinken. Nach einer Weile fand sie das Sich-im-Selbstmitleid-Suhlen zu unproduktiv und brach in wilde Hektik aus. Sie rannte in ihr Schlafzimmer und suchte nach etwas, das sie anziehen konnte. Klamotten flogen aus dem Schrank, und ihre Frustration wuchs mit jedem aus der Mode geraten Kleidungsstück, das auf dem Bett landete. Grundgütiger, wann war sie denn wohl das letzte Mal shoppen gewesen? Ihre Garderobe war grauenhaft langweilig.
    Fünfzehn Minuten später stand sie

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