Weihnachtsengel gibt es doch
wissen.
„Jabez hat es behauptet.“
„Und woher weißt du das?“, fragte Eddie den Jungen.
Er zuckte mit den Schultern. „Gut geraten?“
Eddie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. „Ich hab’s vermasselt“, gab er zu.
„Stimmt“, stimmten die Brüder zu.
„Ich hab noch eine Menge Arbeit vor mir.“
Die Jungen nickten. „Was wollen Sie jetzt tun?“, fragte Randy.
„Ich?“, gab Eddie zurück. „Ich kann nichts tun.“
Jabez kicherte. „Ja, sicher. Kommt, Jungs, wir müssen los,uns für später fertig machen. Wir sehen uns, Eddie.“
Wie ein Wirbelwind waren sie zur Tür hinaus. Eddie stand in seinem Esszimmer und lauschte der Musik, die aus seinem Laptop klang. Diese Kinder waren wirklich unglaublich. Aus praktisch nichts hatten sie diesen Videoclip gebastelt. Zwischen den ultracoolen Veltry-Brüdern, Jabez und dem streberhaften Cecil hatte sich eine ungewöhnliche Freundschaft entwickelt. Ohne das Krippenspiel hätten sie sich nie angefreundet. Doch gemeinsam hatten sie nun das hier erschaffen … dieses Video, das Leute auf der ganzen Welt in ungeahnter Anzahl herunterluden.
Eddie wagte es, ein wenig hinunterzuscrollen und einige der Kommentare zu lesen, deren Anzahl bereits in die Tausende ging. Verdammt. Er war wieder berühmt. Das war nicht das, was er gewollt hatte, aber wenn die Jungs recht hatten, war das vielleicht genau das, was die Bücherei brauchte. Heilige Scheiße, dachte er. Das war sein ganz persönliches Weihnachtswunder.
Er ging zurück in die Küche. Es gab nicht das geringste Zögern. Mit einer Hand nahm er die Champagnerflasche, mit der anderen das Glas und stieß beide in einem Toast aneinander. „Cheers“, sagte er. Dann goss er alles in den Abfluss.
22. KAPITEL
M aureen war stolz auf sich, dass sie wegen Eddie nicht zusammenbrach. Sie hatte von Anfang an gewusst, dass es ein Fehler gewesen war, aber sie hatte sich trotzdem mitreißen lassen. Hatte sich erlaubt, den Schmerz zu vergessen, die Schande und das Risiko, das damit einherging, wenn man sein Herz einer anderen Person anvertraute. Sie hatte die Lektionen der Vergangenheit ignoriert und es gewagt, von einer Zukunft zu träumen. Wo war diese Dummheit nur hergekommen? Sie hätte es besser wissen müssen. Eddie hatte sie blind gemacht. Denn so war er, hell leuchtend wie die Sonne.
Es klingelt an ihrer Tür. Ihr Herz machte einen Sprung, ein Beweis dafür, dass ein törichter Teil von ihr noch immer hoffte, obwohl sie sich doch eigentlich schon mit dem Ende ihrer Beziehung zu Eddie abgefunden hatte. Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht, zog ihren Pullover glatt und öffnete die Wohnungstür.
„Oh“, sagte sie. „Mr Shannon.“ Ein Blick in sein Gesicht, und sie wusste, dass etwas nicht stimmte.
„Ich wollte es Ihnen persönlich sagen.“ Der Präsident des Büchereiausschusses nahm seine Strickmütze ab. „Es geht um das Geld für die Bücherei.“
Ihre Hoffnung sank. „Wir haben unser Ziel nicht erreicht“, sagte sie.
Er nickte mit ausdrucksloser Miene. „Es tut mir leid, Ihnen das ausgerechnet an Heiligabend sagen zu müssen. Ich fahre morgen Abend in den Urlaub, und wir werden uns erst wiedersehen, wenn … wenn die Schließung durch ist; daher bin ich heute hier.“
„Sie sagen, dass die Bücherei für immer geschlossen wird.“
„Maureen, es tut mir so leid. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
Es gab nichts mehr zu sagen. Sie nickte nur und akzeptierte das Unvermeidliche. Der emotionale Doppelschlag – erst Eddie und nun die Nachricht über die Bücherei – hinterließ ein schwindeliges Gefühl in ihr. Irgendwie schaffte sie es aber, einen tapferen Gesichtsausdruck beizubehalten, als sie darauf bestand, ihm einen Teller mit Weihnachtskeksen fertig zu machen, und ihm dann ein frohes Fest wünschte.
Bring einfach nur die Aufführung heute hinter dich, sagte sie sich. Danach würde sie sich in die Aufgabe stürzen, einen neuen Job zu finden. Und dann würde sie auch nie wieder etwas mit Eddie Haven zu tun haben müssen. Für den Augenblick jedoch war die beste Therapie, sich beschäftigt zu halten, sich um Himmels willen bloß keine Zeit zum Nachdenken zu lassen.
Das war zum Glück relativ einfach. Sie musste noch ein paar Geschenke zusammenstellen. Besondere Mühe gab sie sich mit dem Keksteller für ihre Briefträgerin. Maureens Straße lag am Ende von Carolyns Route, das hieß, sie würde hier ihre letzten Briefe ausliefern, bevor die Feiertage richtig begannen. Da käme
Weitere Kostenlose Bücher