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Weihnachtsengel küsst man nicht

Weihnachtsengel küsst man nicht

Titel: Weihnachtsengel küsst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Andresky
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bringen. »Wie finde ich die Farm?«, fragte sie, griff in die Schale neben dem Telefon und biss in einen quietschrosafarbenen herzförmigen Keks.

6
DEZEMBER

    Rudi stand im Stall und streichelte einem kleinen Lama beruhigend über den Lockenkopf. Das Lama zuckte jedes Mal zusammen, wenn es von einem Schwall Holzspäne getroffen wurde. Vor Rudi hobelte sein Freund Meister die neue Boxenabtrennung glatt und keuchte leise dabei. »Komische Geräusche? Was meinst du mit komischen Geräuschen?«, fragte Meister. Rudi zuckte mit den Schultern. »Ich hatte das Gefühl, sie kommt sonst nicht. Das ist keine Frau, die einfach mal so drei Stunden durch die Pampa fährt, nur weil da irgendwo ein Paket für sie steht. Das ist eine Diva, die muss man schon richtig neugierig machen. Und da hab ich halt gedacht, komische Geräusche machen neugierig.«

    Das kleine Lama machte jetzt auch ein komisches Geräusch, flanschte dann die Lippen und spuckte im hohen Bogen auf den hobelnden Meister. »He!«, rief Meister und drohte dem Lama mit dem Hobel, »ich baue hier dein Kinderzimmer, also spuck mich nicht an!« Rudi grinste. »Es mag dich halt.« »Wenn du auch immer die Frauen anspuckst, die du magst, ist es kein Wunder, dass du hier allein unter lauter Viechern lebst.« »Das sagt der große Frauenkenner«, konterte Rudi, »wie lange bist du schon verheiratet? Ach, natürlich, du bist ja gar nicht verheiratet, du bist ja seit Jahren Stammkunde in einer Agentur für schwer vermittelbare Fälle und schmachtest die holde Chefin Annette an.« Meister hobelte stärker, als Annettes Name fiel, und ein neuer Schwall Späne regnete auf das Babylama.
    »Ich will Lina doch nur erst mal hier haben«, rechtfertigte sich Rudi, »das ist eine ganz Süße, wenn sie nicht grad patzig ist. Wir trinken einen Punsch zusammen, ich zeig ihr alles, was plüschig, großohrig und knopfäugig ist, darauf stehen die Frauen, wirst sehen, und dann wird sie mich auch mal wahrnehmen und aufhören,
von ihrem Yuppie zu reden.« »War der denn überhaupt da?«, fragte Meister, und Rudi nickte. »So ein Schnösel im Designeranzug. Wie aus der Cappuccino-Reklame. Aber Mundgeruch wie ein Iltis. Ich hab ihn einfach an der Supermarktkrippe stehen lassen und behauptet, ich hätte hier keinen Engel gesehen.« Meister richtete sich auf und pustete über seinen Hobel. »Jetzt erzähl ich dir mal was über die wahren Wünsche der Frauen«, sagte er und Rudi seufzte. »Die wollen doch in Wirklichkeit gar keinen Filmstar, der länger im Bad steht als sie selbst. Die wollen einfach einen richtigen Kerl, der auch mal Kontra gibt.« Rudi nickte. »Ich werde mich darum kümmern, dass in diesem Paket etwas drin ist. Versprochen. Und was wirst du also tun, wenn deine Weihnachtspute mit ihren Bastflügeln hier auftaucht?« Rudi seufzte. »Ich bin ein richtiger Kerl und mecker sie an, weil Frauen das so mögen.« Meister klopfte ihm auf die Schulter und wuschelte das Lama. Das sah ihn treuherzig an, flanschte und spuckte.

7
DEZEMBER

    Annettes Kartei war voller Romanstoff. »Warum plag ich mich hier eigentlich ab mit Blind Dates und Fragebögen«, seufzte sie und schob einen großen Stapel Fotos zur Seite. »Jede Kartei eine Kurzgeschichte, lauter verrückte Typen, ich müsste es nur aufschreiben und an einen Verlag schicken und könnte reich und berühmt damit werden.« Sie blätterte durch ihre Unterlagen, bis sie schließlich die Karte fand, die sie gesucht hatte: Ende dreißig, groß, dunkelhaarig, selbstständig, offensichtlich solvent, denn er war seit Jahren bei ihr Kunde und hatte noch nie um einen Preisnachlass gefeilscht, wenn sie mal ein paar Monate nichts für ihn arrangieren konnte. Das große Minus war natürlich der Wohnort, plattestes Land, aber vielleicht
könnte sich Lina trotzdem mit diesem Kandidaten anfreunden. Manchmal brachte er Apfelkuchen mit in die Agentur, und er hatte einen richtigen Pelz auf der Brust wie Balou, der Bär. Eine spitze Zunge hatte er auch. Ein Date zwischen ihm und Lina würde sich anhören, als träfen sich Hauser und Kienzle zum Turteln. Manfred Meister hieß er, und er war auch einer. Tischler. Seine Nummer konnte sie inzwischen auswendig.
    »Annette Herz hier von der Agentur Herz«, säuselte sie, »ich schick Ihnen da mal ein Foto von einer ganz besonderen Kundin. Die wird Ihnen gefallen. Allerdings sollten Sie sich mit ihr nicht auf Ihrem Hof treffen, der ist ja doch etwas renovierungsbedürftig. Ach, Ihr Freund hat einen Hof mit

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