Weihnachtsglitzern: Roman (German Edition)
wusste ganz genau, dass ich gestern Nacht die Fenster hochgekurbelt und sogar die Heizung angestellt hatte, weil es nach Sonnenuntergang ziemlich kalt geworden war. Hatte ich den Truck abgeschlossen?
Normalerweise schloss ich den Wagen immer ab. Eine unselige Begleiterscheinung des Lebens in der Innenstadt war, dass Verbrechen hier an der Tagesordnung waren. Im Laufe der Jahre hatte man mir mehrmals liegengelassene Dinge von der Ladefläche gestohlen, Pflanzentöpfe von der Veranda geklaut und einmal sogar die Gaslaterne neben meiner Haustür abmontiert. Aber gestern Nacht war ich so durch den Wind gewesen, dass ich nicht mit Sicherheit sagen konnte, ob ich den Truck abgeschlossen hatte oder nicht.
Außer Frage stand dagegen, dass irgendjemand während der Nacht meinen Hund an die improvisierte Leine gebunden hatte, ihn in den Truck gesetzt und ihm zum Trost einen Knochen geschenkt und das Fenster einen Spalt geöffnet hatte, damit er nicht erstickte. Der Schutzengel hatte offensichtlich beschlossen, sich selbst mit meiner Weihnachtsbaumbrosche zu belohnen. Fein, dachte ich. Ich hätte jedem, der Jethro nach Hause gebracht hätte, auch eine richtige, und nicht zu knappe, Belohnung gezahlt. Und die Brosche hätte ich mit Freuden als Bonus obendrauf gelegt.
Ehe ich zurückging, um das Haus abzuschließen, überquerte ich die Straße, um noch einen Blick auf die Weihnachtsdekoration von Maisie’s Daisy zu werfen.
Was zur Hölle …? Meine Obstplantage war geplündert worden! Die Weihnachtsbäume waren so gut wie sämtlicher Früchte beraubt worden. Äpfel, Orangen, Zitronen, Limonen, selbst die raffinierten, kleinen Kumquats, für die ich unanständig viel bezahlt hatte, waren allesamt verschwunden. Die Girlande um die Tür war ähnlich sauber abgeerntet. Vereinzelte Popcornkrümel lagen auf dem Gehweg, und ich spürte, wie ein paar Cranberrys unter meinen Schuhsohlen zerplatzen. Die einzige Frucht, die übriggeblieben war, war der Holzapfel, den ich an das Schild über der Tür genagelt hatte, sowie hier und da ein Granatapfel.
Ohne die Früchte sah die Ladenfront nackt und kläglich aus. Hatte derselbe Dieb, der meine Brosche gestohlen hatte, auch meine Früchte mitgehen lassen? War da jemand auf Beutetour gewesen?
»Du Mistkerl!«, murmelte ich. Jetzt musste ich ganz von vorne anfangen. Und mit dem Empfang heute Abend und der Wettbewerbsjury, die um sechs vorbeikommen würde, galt es, keine Zeit zu verlieren.
Ob andere Geschäfte ebenfalls während der Nacht heimgesucht worden waren?
Ich machte einen kurzen Abstecher über den Troup Square. Das Babalu strahlte noch prächtiger als gestern. Ein gedoptes Winterwunderland. Neu hinzugekommen waren zwei zweieinhalb Meter große Schneemänner. Ich musste sie berühren, um mich zu vergewissern, dass sie nicht echt waren. Obwohl sie glitzerten wie frischer Schnee, bestanden sie aus einer Art wattierter Baumwolle, besprüht mit funkelndem Glitzerzeug. Die Schneemänner hielten glänzende, schwarze Schaufeln über dem Ladeneingang in die Höhe. Während ich draußen vor dem Geschäft stand, hörte ich die Weihnachtsmusik, die den Bürgersteig beschallte. Und als ich hungrig schnupperte, begriff ich, dass diese Männer vor nichts zurückschrecken würden, um ihren Anspruch auf die Weltherrschaft durchzusetzen: Der unverkennbare Duft frischgebackenen Ingwerbrots wehte in die kühle Morgenluft.
Diese Mistkerle! Manny und Cookies Dekoration war atemberaubend unversehrt.
Mit einem fröhlichen Klingeln öffnete sich die Ladentür, und eine kleine, schwarze Puderquaste mit Beinen kam heraus. Sie trottete zum Feuerhydranten am Bordstein und verrichtete anmutig ihr morgendliches Geschäft.
»Aus, Ruthie!«
Cookie Parker steckte den Kopf durch die Tür und sah mich fragend an. »Ja?«
Er trug einen schwarzen Satinbademantel, und seine stämmigen, weißen Beine steckten in schwarzen Samtpuschen mit aufgesticktem Monogram. Sein blond gefärbtes Haar stand wuschelig ab, und er hatte sich eine schwarze Schlafmaske, ebenfalls aus Satin, auf die Stirn geschoben.
»Ich bin Eloise Foley. Mir gehört Maisie’s Daisy , auf der anderen Seite des Platzes«, sagte ich.
»Ich weiß, wer Sie sind und was Sie machen«, sagte er kühl. »Aber was wollen Sie hier?«
»Jemand hat letzte Nacht meine Weihnachtsdekoration zerstört. Und in meinen Truck ist eingebrochen worden. Ich wollte nur nachsehen … na ja.«
»Ob es uns ebenfalls getroffen hat?« Cookie lächelte. »Ihre Sorge ist
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