Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weihnachtsglitzern: Roman (German Edition)

Weihnachtsglitzern: Roman (German Edition)

Titel: Weihnachtsglitzern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
Vom Netzwerk:
mich wieder um meinen gefärbten Tüll kümmern. Das blaue Netzgewebe war einfach himmlisch. Ich raffte alles in den Armen zusammen und war schon halb zur Hintertür hinaus, als mein Blick auf einen der vielen Silberrahmen mit Fotos von Freunden und Verwandten fiel, die ich überall im Haus verteilt hatte. Dieses Bild zeigte Daniel und mich am Strand. Mürrisch sah ich Daniel an. Er hatte nicht einmal angerufen, um zu fragen, ob Jethro wieder aufgetaucht war.
    Das Bild meines Freundes zu betrachten, erweckte prompt meine eigenen Teenager-Nöte zu neuem Leben. Ich drehte den Rahmen um, nahm das Bild heraus und ließ es auf dem Küchentresen liegen. Den Rahmen nahm ich mit ins Arbeitszimmer, setzte mich an den Computer und suchte im Internet nach einem passenden Bild. Fünf Minuten später druckte ich ein Schwarz-Weiß-Bild von Elvis Presley in seiner Armeeuniform aus. Ich stopfte Elvis in den silbernen Bilderrahmen, raffte den Tüll erneut zusammen und kehrte in den Laden zurück.
    Während der nächsten drei Stunden arbeitete ich so hart und zügig wie nie zuvor. Ich stapelte und stylte, drapierte, wickelte und fuhrwerkte mit dem Heißkleber herum, bis ich vor Erschöpfung beinahe umfiel. Um vier Uhr zwang ich mich, es gut sein zu lassen. Die Jury würde ihre Runde um sechs machen, und ich musste noch die Erfrischungen für den Empfang vorbereiten, mich frisch machen und umziehen.
    Als ich aus der Dusche kam, stellte ich stöhnend fest, dass mir nicht mehr viel Zeit blieb. Eigentlich hatte ich vorgehabt, mich mit Hilfe meiner Sammlung von Vintage-Kleidern richtig aufzudonnern. Vielleicht ein rotes Chiffon-Cocktailkleid aus den Sechzigern, mit einem Cinch-Gürtel aus Goldlamé. Aber jetzt hatte ich keine Zeit mehr, um mich aufwändig zu stylen, außerdem würde zu viel Glamour ohnehin nicht zu meiner Dekoration passen.
    Stattdessen kämmte ich meine wilde, rote Mähne zu einem kecken Pferdeschwanz zurück und band ihn mit einem großen, blauen Tüllstück hoch. Ich krempelte den Saum meiner Bluejeans bis zur Wade hoch und schlüpfte in einen samtweichen, hellblauen Kaschmirpullover mit Perlenbesatz aus meiner Vintage-Sammlung, den ich von meiner Grandma beerbt hatte. Aber Grandma hat niemals einen Push-up-BH getragen und die drei obersten Perlknöpfe offen gelassen so wie ich heute Abend. Einen kurzen Moment trauerte ich der verschwundenen blauen Weihnachtsbaumbrosche nach, mit der schließlich alles angefangen hatte.
    Doch ich hatte ja noch das alte Schmuckkästchen, in dem ich die Brosche gefunden hatte. Ich schlang mir drei verschiedene Ketten aus falschen Perlen um den Hals und zweckentfremdete eine weitere Kette als Armband.
    Söckchen und altmodische Turnschuhe hätten das Outfit komplett gemacht, doch meine schwarz-weißen Schuhe waren schon vor langer Zeit auf dem Müll gelandet. Sie hatten zur verhassten Schuluniform der St. Vincent’s Academy gehört, der katholischen Mädchenschule, die ich besucht hatte. Stattdessen zog ich jetzt schwarze Ballerinas an, und schnappte mir kurzentschlossen den alten, weinroten Pullover meines Dads aus seiner Zeit auf der Benedictine Catholic Highschool, den mit den großen, aufgenähten Buchstaben BC.

    Ich war gerade auf dem Weg nach unten, um die Tabletts mit dem Essen hinüber in den Laden zu bringen, als ich ein Geräusch aus der Küche hörte. Wie angewurzelt blieb ich auf der letzten Stufe stehen.
    Im ersten Moment lief mir ein eiskalter Schauder über den Rücken. Jemand war in meinem Haus! Dann entspannte ich mich wieder. Daniel. Mein verlorener Freund war zurückgekommen, um sich für seine lieblose Art gestern Abend zu entschuldigen.
    »Daniel?«, rief ich. »Bist du hier, weil du um Gnade betteln willst? Hast du das Dessert mitgebracht, das du mir für den Empfang versprochen hast?«
    Keine Antwort. Schnelle Schritte, dann hörte ich die Hintertür ins Schloss fallen.
    »Daniel?« Ich spähte durch die Küchentür. Der Raum war leer, bis auf Jethro, der unterm Tisch hockte und mit dem Schwanz leise auf den Holzfußboden klopfte.
    Ich rannte gerade noch rechtzeitig zur Hintertür hinaus, um zu sehen, wie das schmiedeeiserne Gartentor zuschwang. Ich lief auf die Straße. Der einzige Truck in meinem Doppelcarport war mein eigener. Die Straße war leer.
    Mir lief ein weiterer kalter Schauder über den Rücken. Hastig kehrte ich in die Küche zurück, schloss die Tür hinter mir und legte den Riegel vor.
    Meine Hände zitterten. Jethro kroch auf seinem Bauch

Weitere Kostenlose Bücher