Weihnachtsglitzern: Roman (German Edition)
rührend. Aber wie Sie sehen, wurde hier nichts angetastet.«
Er klatschte geziert in die Hände. »Komm, Ruthie.« Der kleine Hund trottete ein paar Schritte den Bürgersteig entlang und sah sich zu Cookie um, als wollte er ihn necken.
»Ungezogenes Mädchen«, sagte Cookie und drohte dem Hund mit dem Finger. »Komm jetzt her. Es ist kalt draußen. Du musst deinen Pullover anziehen, wenn wir spazieren gehen. Und ich meine Hosen.«
»Sie haben letzte Nacht niemand Verdächtiges gesehen, oder?«, fragte ich.
»Nicht mehr als sonst. Nur die üblichen Gestalten, die nachts durch die Straße ziehen«, sagte er. »Ruthie!« Er klatschte erneut mehrmals in die Hände. »Komm her, auf der Stelle, kleine Miss.«
»Seltsam, dass meine Dekoration zerstört und Ihre nicht einmal angerührt wurde«, stellte ich fest.
»Vielleicht waren es die Vögel. Diese abscheulichen Tauben«, schlug Cookie vor.
»Tauben, die Orangen und Äpfel wegtragen? Das bezweifle ich.«
Der Hund trottete ungerührt weiter den Gehsteig entlang, und ich ging ebenfalls.
»Arschlöcher«, murmelte ich leise. Das konnte unmöglich Zufall sein, dass meine Dekoration verschwunden war, während das Babalu vollkommen verschont geblieben war.
Doch ich hatte keinen Beweis, dass Cookie und Manny die Übeltäter waren, und auch keine Zeit, um nach anderen Verdächtigen zu suchen.
Stattdessen ging ich nach Hause, holte Jethro und machte mich im Maisie’s Daisy an die Arbeit.
Als Erstes riss ich die Weinlaubranken und das, was vom aufgefädelten Popcorn übrig geblieben war, herunter. Das Schild mit dem Holzapfel nahm ich ebenfalls ab. Jetzt, wo ich quasi vor einer weißen Leinwand stand, konnte ich wieder nachdenken. Aber es war fast zehn Uhr. Wo sollte ich so kurz vor dem Endspurt noch natürlichen regionalen Weihnachtsschmuck herbekommen, mit dem ich einen Preis gewinnen konnte?
Ich setzte mich in einen der Sessel mit Schottenmuster im Fenster und schloss die Augen. Eine Minute später sprang ich auf und fütterte den CD-Player mit Weihnachtsmusik. Ich legte all die guten Sachen ein: den Phil Spector Sampler, Elvis, noch einen Sampler, den ich bei Old Navy gefunden hatte, und ein paar CDs von einer Rhino Records Werbeaktion, die ich im Internet bestellt hatte. Ich drückte auf Shuffle , setzte mich und wartete auf Inspiration.
Wie der Zufall es wollte, war der erste Song Ronettes Version von I saw Mommy Kissing Santa Claus .
Aus irgendeinem Grund dachte ich prompt an Daniels Mom, Paula Gambrell. Ob Daniel sich jemals, wie das Kind in dem Lied, die Treppe heruntergeschlichen und geglaubt hatte, seine Mutter würde den Weihnachtsmann küssen? Hatte er überhaupt irgendwelche guten Erinnerungen an seine Eltern? Wahrscheinlich würde ich es nie erfahren, Daniel sprach nicht gerne über seine Familie.
Als das nächste Lied begann, lachte ich laut auf. Eartha Kitt sang Santa Baby . Darin ging es um einen heißblütigen Vamp, der den alten reichen Knacker Santa Baby um eine eindrucksvolle Liste luxuriöser Geschenke anbettelt: ein Pelzmantel, ein ’54er Cabrio – in hellblau –, eine Doppelhaushälfte, Schecks, Weihnachtsschmuck von Tiffany und vor allem ein Ring, mit Diamanten.
Ehe ich mich recht versah, war ich aufgesprungen und improvisierte den Vamp, wedelte mit meiner imaginären Federboa und summte mit Eartha mit.
Doch erst als Elvis kam, traf mich der Geistesblitz.
Blue Christmas! Blaue Weihnacht!
Zum Teufel mit Obst und Früchten. Zum Teufel mit der Tradition. Zum Teufel mit Gediegenheit, der Jury und irgendwelchen Regeln! Ich würde dieses Jahr eine blaue Weihnacht haben! Und bei Gott, ich würde meinen Spaß dabei haben!
7
»Blau, blau, blau«, sang ich, als ich für eine Last-Minute-Shoppingtour durch die Stadt fuhr. Und vielleicht etwas Silber. Ja, Silber musste sein. Im Laden steuerte ich den Gang mit der Saisonware an, und deckte mich mit gläsernem Weihnachtsbaumschmuck in Silber und Blaumetallic ein. Ich erstand kartonweise Silbergirlanden und Lametta sowie zehn Lichterketten mit altmodisch wirkenden, großen Glühbirnen, natürlich alle in Blau, um die weißen Blinklichter zu ergänzen, die ich bereits zu Hause hatte. Gott sei Dank machten auch die Kaufhäuser mittlerweile den Retrotrend mit!
Im Bastelgeschäft brummte mir der Kopf, weil mir ständig Lieder mit »blue« im Titel einfielen. Ich hörte Bobby Vinton Blue Velvet schmachten, Diane Renay sang Navy Blue , Willie Nelson schnulzte Blue Eyes Crying in the Rain und sogar
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