Weihnachtsglitzern: Roman (German Edition)
Babalu gehört. Sie muss ihnen entwischt sein. Ich bringe sie besser nach Hause, sie ist die kleine Prinzessin der beiden. Wahrscheinlich glauben sie, ein Hundefänger hätte sie entführt.«
»Streunende Hunde und Stadtstreicherinnen«, sagte Daniel kopfschüttelnd. »Die Freuden des Stadtlebens.«
»Ich bin keine Stadtstreicherin«, sagte Paula entrüstet. Sie sammelte ihr Geschenk ein und knöpfte die Strickjacke zu, die sie unter dem Highschool-Pullover trug. »Ich bringe Ruthie gerne nach Hause«, bot sie an. »Ich weiß, wo sie wohnt.«
»Und dann, Paula?«, fragte ich. »Wo kommst du heute Nacht unter?«
Sie hob die Schultern. »Nicht bei der Heilsarmee, dank des Cops, der mich hierhergeschleift hat. Sie schließen Punkt elf die Tür ab. Danach kommt niemand mehr rein. Aber macht euch um mich keine Sorgen. Ich finde schon ein Plätzchen. Das tue ich immer.«
Ich warf Daniel einen hilflosen Blick zu.
»Du kannst nicht auf der Straße schlafen«, sagte er mürrisch. »Es ist eiskalt draußen. Und so wie dieser Hund aussieht, hat es auch wieder angefangen zu regnen. Komm schon, ich bringe dich in ein Motel.«
»Ich kann nicht.«
»Ich zahle«, sagte Daniel. »Nimm es als Weihnachtsgeschenk.«
Genau in diesem Moment klingelte es an der Tür. Alle drei drehten wir uns um und starrten auf die Haustür.
»Was ist denn jetzt schon wieder?«, murmelte Daniel.
23
Dieses Mal waren meine Besucher menschlich.
Eng aneinandergedrängt standen Manny und Cookie in völlig durchnässter Abendgarderobe vor meiner Tür. Regen lief ihnen über die Gesichter.
»Ruthie ist weg«, platzte es aus Manny heraus. »Wir sind gerade von der Kerzenscheinmesse in der Kathedrale zurückgekommen. Ich weiß gar nicht, wie sie raus…«
»Sie wird sich den Tod holen bei dieser Kälte«, unterbrach Cookie ihn. »Sie ist nicht daran gewöhnt, ohne ihr Deckchen …«
»Wir hatten einen Handwerker im Haus, der sich um den Heißwasserboiler gekümmert hat, und er muss das Gartentor offen gelassen haben«, sagte Manny. »Wir wissen nicht, wie lange sie schon draußen ist …«
»Sie ist hier«, beeilte ich mich zu sagen. »Sie teilt sich in der Küche das Abendessen mit Jethro.«
»Gott sei Dank!«, seufzte Cookie laut.
Ich führte sie in die Küche, wo Jethro und Ruthie aneinandergekuschelt in Jethros Korb lagen, Schnauze an Schnauze.
»Mein Schätzchen!«, flüsterte Manny und zupfte Cookie am Ärmel. »Sieh dir das an! Hast du so was schon mal gesehen?«
»Erinnert dich das nicht auch an …«
»Susi und Strolch!« , sagte Manny. »Verbotene Liebe. Und trotzdem …«
»Sie sind einander sehr zugetan«, schloss Cookie. »Ich bringe es nicht einmal übers Herz, sie aufzuwecken und nach Hause zu bringen. Hier hat sie es so warm und gemütlich.«
»Sie kann über Nacht bleiben«, bot ich an. »Ich bringe sie morgen früh nach Hause.«
»Was meinst du?«, fragte Manny seinen Freund.
Cookie zuckte die Achseln. »Was ist schon eine Nacht? Meinetwegen. Sie ist ohnehin schon schwanger. Dann kann sie genauso gut auch hierbleiben. Vielen Dank.«
»Gern geschehen«, sagte ich. Nach kurzem Zögern sagte ich: »Ich wollte gerade einen Kaffee kochen. Und wir haben noch massenweise Kuchen vom Dinner übrig. Wollen Sie … wollt ihr uns nicht Gesellschaft leisten?«
Cookie stupste Manny an. »Sag du es ihr«, flüsterte er.
»Was soll er mir sagen?«
»Es tut uns leid«, sagte Manny und verdrehte die Troddeln an dem weißen Seidenschal, den er sich locker um den Hals geschlungen hatte. »Wir waren als Nachbarn nicht besonders nett. Und jetzt, wo wir praktisch verschwägert sind, würden wir gerne noch einmal ganz von vorne anfangen. Wir haben alles falsch angefasst und uns wie zickige, kleine Tunten aufgeführt. Aber so sind wir gar nicht.«
Ich wurde rot. »Ich war auch nicht sehr freundlich gewesen. Ihr beide seid so kreativ und talentiert – ich glaube, ich habe mich einfach nur bedroht gefühlt, weil das Babalu so erfolgreich ist.«
»Wir und kreativ?«, trötete Cookie. »Herzchen, als wir dein Schaufenster mit der blauen Weihnacht sahen, hat es uns völlig umgehauen. Wir haben noch nie …«
»… etwas so Phantastisches gesehen!«, kicherte Manny. »Bist du sicher, dass du hetero bist?«
»Ganz eindeutig«, meldete Daniel sich zu Wort, der gerade in die Küche kam. »Sie ist ganz sicher hetero. Das kann ich bezeugen.« Er bückte sich und kraulte Ruthie am Ohr. Sie wedelte selig mit dem Schwanz.
»Daniel«, sagte
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