Weihnachtsglitzern: Roman (German Edition)
John-Ryan-Flasche. Und diese hier«, sagte ich und berührte die Weihnachtsbaumbrosche an meinem Kragen.
»Aber du hast die Brosche gekauft. Bei der Auktion«, sagte Daniel. »Und sie hat sie gestohlen.«
»Ausgeliehen«, sagten Paula und ich wie aus einem Mund.
»Und ich habe sie zurückgegeben«, fügte Paula hinzu. »Eloise hat mich ebenfalls beschenkt.« Sie hielt die rote Geschenktüte in die Höhe. »Es sind die ersten Geschenke, die ich seit Jahren bekommen habe.«
»Aber wo hast du gesteckt?«, wollte ich wissen.
»In Jacksonville«, sagte Paula. »Ich bin mit dem Bus nach Jacksonville gefahren. Ich wollte dort bleiben, ich hatte meine Jungs ja gesehen. Es ging ihnen gut, selbst Daniel.«
»Und warum bist du zurückgekommen?«, fragte Daniel herausfordernd.
»Ich hatte meine ganzen Sachen im Keller des Gefängniskaplans untergestellt«, erklärte Paula. »Nicht dass es besonders viel gewesen wäre. Nach Hoyts Tod habe ich gelernt, mit wenig auszukommen. Ich habe die Sachen durchgesehen und das da gefunden«, sagte sie und deutete auf den Teddybären. »Ich wollte, dass du ihn bekommst, mein Sohn.«
»Mein alter Bär«, sagte Daniel und hielt das ausgefranste Stofftier in beiden Händen. »Den hatte ich völlig vergessen.«
»Er hat immer bei dir im Bett gelegen, bis du sechs warst. Deine Brüder haben dich so damit aufgezogen, noch ein Baby zu sein, dass du ihn eines Tages in den Müll geworfen hast«, sagte Paula. »Ich habe ihn wieder rausgefischt und die ganze Zeit über aufbewahrt. Erinnerst du dich noch an das Lied, das er spielt?«
Daniel drehte den Bären um und zog den Schlüssel auf, der aus seinem Rücken ragte.
»Teddy bear«, sagte er, als die mechanisch klirrende Melodie einsetzte. »Just wanna be your teddy bear.«
»Schon wieder Elvis?«, fragte ich.
»Jawohl, Ma’am«, sagte Paula stolz. »Ich war schon immer ein großer Elvis-Fan. Ich war auf seinem letzten Konzert hier in Savannah, im Februar 1977, im Civic Center. Dem letzten, das er vor seinem Tod in der Stadt gegeben hat.«
»Ich mag Elvis auch«, sagte ich. »Mochte ihn schon immer.«
»Danny wurde nach dem Helden aus einem Elvis-Film benannt. Wusstest du das, mein Sohn?«
»Du machst Witze.«
»Absolut nicht. Du wurdest nach dem Jungen in Mein Leben ist der Rhythmus benannt. Der beste Film, den er je gemacht hat.«
»Ich liebe diesen Film«, sagte ich begeistert.
»Niemand nennt mich mehr Danny«, sagte er anklagend.
»Ich sage es manchmal«, widersprach ich.
»Du weißt die guten Dinge zu schätzen«, sagte Paula anerkennend. »Wie diese Brosche.«
Ich berührte die Weihnachtsbaumbrosche. »Es ist nicht dieselbe, oder? Die, die deine Jungs dir geschenkt hatten?«
»Sieh selbst«, sagte sie und griff in die Tasche ihrer abgewetzten, braunen Hose. Sie streckte die Hand aus, damit wir die blaue Weihnachtsbaumbrosche sehen konnten. Nicht genau dieselbe wie meine, aber sehr ähnlich.
»Das ist der eigentliche Grund, warum ich nach Jacksonville zurückgefahren bin«, sagte Paula. »Um nach der Brosche zu suchen. Als ich sie gefunden hatte, begann ich nachzudenken. Was könnte schon passieren, wenn ich nach Savannah zurückginge? Könnte sich womöglich das Verhältnis zu meinen Jungs verändern?«
Erwartungsvoll schauten wir beide zu Daniel.
»Er hasst Weihnachten«, erklärte ich Paula. »So bin ich überhaupt auf die Idee für die blaue Weihnacht als Ladendekoration gekommen. Du weißt schon, der Weihnachtsblues.«
Daniel schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich hasst sie es auch. Anscheinend passiert alles Schlechte immer um die Feiertage herum.«
»Nicht alles«, entgegnete Paula. »Manchmal passieren auch gute Dinge. Manchmal, wenn man sich bemüht, kann man zu Weihnachten etwas wiederfinden, das man verloren hat.«
Ich hörte ein leises Kratzen an der Haustür.
»Die Polizei schon wieder?«, schlug Daniel vor.
Doch als ich die Haustür öffnete, um der Sache auf den Grund zu gehen, wehte mir ein eiskalter Wind entgegen, und ein kleines, nasses Fellbündel schoss wie ein schwarzer Blitz durch die Tür.
Zur gleichen Zeit hob Jethro, der unter dem Couchtisch geschlafen hatte, die Schnauze, schnüffelte kurz und sprang auf.
»Was zum Teufel …?«, entfuhr es Daniel, als der schwarze Hund an ihm vorbei in die Küche raste, Jethro hinterher.
»Das ist Ruthie«, erklärte ich und spähte in die Küche, wo beide Hunde sich einträchtig über Jethros Fressnapf beugten. »Sie gehört Manny und Cookie, denen das
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