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Weihnachtsglitzern: Roman (German Edition)

Weihnachtsglitzern: Roman (German Edition)

Titel: Weihnachtsglitzern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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der alten Frau füllten sich erneut mit Tränen. »Ich bin schon seit ein paar Monaten wieder in Savannah. Ich kam … vermutlich kam ich zurück, weil ich nicht weiß, wo ich sonst hin soll.«
    Sie starrte zu Boden. »Hoyt, mein Mann, starb im September. Er war schon lange krank, seit er im Gefängnis war. Herzkrank.«
    »Das tut mir so leid«, sagte ich und hockte mich auf die Armlehne des Sofas. »Bitte, willst du dich nicht setzen? Und lass dir doch etwas zu essen und zu trinken bringen.«
    »Ich habe wirklich keinen Hunger«, sagte Paula mit einem traurigen Lächeln. »Wir hatten heute Abend eine Feier bei der Heilsarmee. Schinken mit Blattkohl und Kartoffelbrei, danach Kürbiskuchen und Eierpunsch, natürlich ohne Whiskey.«
    »Ich verstehe immer noch nicht, was du hier zu suchen hast«, sagte Daniel. Er sah sie hart und unversöhnlich an.
    Paula zog die Schultern hoch. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich es selbst verstehe. Ich schätze, ich wollte mich vergewissern, dass es euch allen gut geht.«
    »Mir geht es gut«, blaffte er. »Und überhaupt fällt dir das reichlich spät ein.«
    »Daniel!« Verärgert boxte ich ihn gegen den Arm. »Wenn du nicht höflich bist, kannst du gehen. Dies ist mein Haus und deine Mutter ist mein Gast.«
    Unbehaglich setzte Paula sich auf den Sessel, der am nächsten an der Tür stand. »Ich nehme es dir nicht übel, dass du so für mich empfindest. Ich denke genauso über mich. Noch schlimmer sogar, wenn das überhaupt geht.«
    »Du weißt überhaupt nichts darüber, wie es mir damit ging, als du weggegangen bist und uns verlassen hast«, fauchte Daniel. »Uns für ihn verlassen hast. Vor Jahren habe ich noch etwas gefühlt. Aber jetzt nicht mehr. Ich empfinde nichts für dich, gar nichts.«
    »Ich habe auch gar nichts anderes erwartet«, sagte Paula. Ihre Hände lagen zusammengefaltet in ihrem Schoß. »Aber das ändert nichts daran, dass ich oft an dich denke, mir Sorgen um dich und dein Leben mache. Und um deine Brüder.«
    »Das ist doch nur ein Haufen Mist, den du da erzählst«, sagte Daniel wütend. »Ich will nichts mehr davon hören.«
    Jetzt war er derjenige, der aufstand und Anstalten machte, zur Tür zu gehen.
    »Verdammt«, sagte ich aufgebracht und packte ihn am Arm. »Bleib hier. Hör dir an, was sie zu sagen hat.«
    Mit verschränkten Armen ließ er sich wieder auf das Sofa sinken. »Ich höre.«
    Paulas Gesichtszüge wurden weich, und sie lächelte beinahe. »Das hast du früher als kleiner Junge auch immer gemacht. Du warst das dickköpfigste Kind, das ich kannte. Wenn du nicht bekommen hast, was du wolltest, hast du das Kinn vorgereckt, die Arme verschränkt und auf stur geschaltet. Die Leute sagten, das hättest du von mir.«
    Daniel starrte an die Decke.
    »Ich hatte niemals vor, euch für immer zu verlassen«, erklärte Paula. »Als Hoyt ins Gefängnis kam, dachte ich … na ja, ich dachte, ich könnte euch Jungs nachkommen lassen, sobald ich mich eingerichtet hatte. Aber ich hatte kein Geld. In Jacksonville lebte ich in einer winzigen Wohnung nicht weit vom Gefängnis entfernt und kellnerte in einem Café, in der Nachtschicht. Schließlich, nach einem Jahr oder so, kam ich nach Savannah zurück. Ich wollte euch alle mit mir zurück nach Jacksonville nehmen. Ich hatte für eine größere Wohnung gespart und dachte, Derek sei inzwischen alt genug, um auf seine jüngeren Brüder aufzupassen, während ich bei der Arbeit war.«
    »Du bist zurückgekommen?« Daniel wirkte überrascht. »Das hat uns niemand erzählt.«
    »Niemand wusste davon«, sagte Paula. »Eure Tante war wütend auf mich, weil ich abgehauen war. Ich wagte nicht, sie anzurufen oder euch zu besuchen, solange ihr bei ihr wart. Ich habe mich mehr oder weniger in die Stadt geschlichen. Ich fuhr an ihrem Haus vorbei, und ich habe tatsächlich dich und Eric draußen gesehen, wie ihr Basketball gespielt habt, an diesem Korb, den sie an der Garage befestigt hatte. Und ihr saht so glücklich aus, verstehst du? Ich bin an der Schule vorbeigefahren und habe Derek beim Footballtraining zugesehen. Ich … hatte einfach nicht das Herz, euch zu entwurzeln. Ihr Jungs gingt hier zur Schule, hattet eure Freunde und eure Tante. Ich konnte nicht von euch verlangen, das alles aufzugeben, um zu mir zu ziehen.«
    »Du hättest uns zumindest die Möglichkeit geben können, das selbst zu entscheiden«, sagte Daniel mit eisiger Stimme, »anstatt jetzt die Märtyrerin zu spielen.«
    »Ich war feige«, sagte Paula.

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