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Weihnachtsmaerchen Fuer Kinder

Titel: Weihnachtsmaerchen Fuer Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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wacker, es blieb so grün und frisch wie im Sommer und wartete in Geduld, bis seine Zeit käme.
    Auf einmal, in einer langen dunklen Nacht, da ward es wieder ganz hell und licht, und der schöne Engel stand wieder neben dem Bäumchen und sagte: ›Ich bin da, um mein Wort zu halten. Nun sollst du einmal sehen!‹
    Neben dem Christkind im Schatten stand Nikolaus, der hielt seinen großen Sack mit beiden Händen auseinander, und Christkind griff hinein und wieder hinein und überschüttete das Bäumchen mit goldnen Nüssen und Äpfeln, mit köstlichem Zuckerwerk, mit Rosinen und Mandeln, mit funkelnden Perlen und silbernen Sternen, so daß es schöner und bunter glänzte und prangte als je ein Baum zuvor.
    Dann steckte der Nikolaus brennende Kerzchen an die Zweige der Tanne, da leuchtete sie fast so helle wie die Sternlein an dem dunklen Nachthimmel über ihr. Wie nun alles fertig war, klingelte Christkind laut und lange mit seiner silbernen Schelle, daß alle Bäume und Sträucher ringsumher aufwachten, sich verwundert umsahen und nicht wußten, woher auf einmal all der Glanz und die Pracht kam.
    ›Seht hierher, ihr Necker und Spötter!‹ rief nun Christkind mit lauter Stimme, ›der herrlich geschmückte Baum vor euch, das ist das Tannenbäumchen, welches ihr ausgespottet und gekränkt habt, und das nun schöner ist als je einer von euch gewesen. Jetzt nehme ich es mit mir, wohin ihr niemals kommt, in warme, geschmückte, helle Stuben und zu fröhlichen Menschen. Alt und jung wird sich an seinem Anblick erfreuen, und die Kinder werden es am liebsten von allen Bäumen haben!‹
    Damit nahm Christkindchen das Bäumchen in die Hand, breitete seine Flügel aus, und fort war es, ehe sich die erstaunten Bäume ein wenig von ihrer Verwunderung erholen konnten. Ganz verdutzt blickten sie dem hellen Streifen nach, bis er im Dunkel entschwand, und nickten dann verdrossen und kopfschüttelnd wieder ein.
    Wohin aber Christkind das Tannenbäumchen trug, das brauche ich euch nicht zu sagen, das wissen alle artigen Kinder, die zu Weihnachten eins bekommen.
    Nun esset ihr zwar sehr gern frische Kirschen und süße Birnen, gebratne Äpfel und Pflaumenmus; wenn ich euch aber jetzt frage, welcher Baum ist euch der liebste von allen, was werdet ihr sagen?«
    Da riefen Georg und Mathildchen jubelnd und wie aus einem Munde und alle Kinder rufen es mit ihnen: »Das Tannenbäumchen! Das Tannenbäumchen!«
     
Siebente Erzählung
     
Die Geschichte von dem kleinen naseweisen Mädchen
    Dem Mathildchen ward die Zeit bis zum Weihnachtsabend gar zu lang; es hatte nirgends mehr Ruhe und Rast, und nur solange die Tante erzählte, blieb es ruhig auf seinem Stühlchen sitzen. Wo eine Schublade oder eine Schranktür aufgemacht wurde, hatte es blitzschnell den kleinen Blondkopf dazwischen, und lauschend und horchend stand es hinter allen Stubentüren. Es knisterte und rumorte aber auch gar verführerisch im Hause herum, und für die Nase gab es jeden Augenblick ein neues Bedenken. Bald roch es so süß und gewürzreich, dann wieder nach feuchtem Moos und Tannenharz oder auch nach ausgeblasenen Wachskerzen. Mit einem Wort, das ganze Haus war erfüllt mit dem wunderbaren, unbeschreiblichen Weihnachtsgeruch, dem zuliebe die Kinder sich gerne eine Stunde früher als gewöhnlich zu Bett schicken lassen, und der ihnen den kleinen Kopf schon im voraus ganz toll und wirblicht macht. So ging es auch dem Mathildchen, und jeden Augenblick mußte es sich bald von der Mama, bald von der Tante zurufen lassen: »Den Kopf hinweg, oder das Christkind bläst dir die Augen aus!«
    Endlich ward es Abend, und sie saßen wieder bei der Tante, da fragte Mathildchen: »Liebe Tante, wie ist denn das mit dem Christkindchen, bläst es den Kindern wirklich die Augen aus?«
    »Ja, freilich,« sagte die Tante, »wenn sie neugierig sind und sich nicht warnen lassen, denn sie können ja lieb sein und warten, bis es Zeit zum Gucken ist.«
    »Tante,« antwortete Mathildchen kleinlaut, »ich war heute so ein ganz klein wenig neugierig und habe in Mamas Schrank gesehen und – und – ich will aber jetzt nicht mehr hinsehen.«
    »Das ist brav, und nun will ich euch eine Geschichte erzählen von einem kleinen Mädchen, das auch ein wenig naseweis war, aber nicht sehr viel, geradeso wie du, dem ist es sonderbar mit dem Christkindchen gegangen. Das Merkwürdigste an der Geschichte aber ist, daß das kleine Mädchen auch Mathildchen heißt. Nun, soll ich anfangen?«
    »Ach ja, liebe

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