Weihnachtsmaerchen Fuer Kinder
ich den braven und artigen Kindern.«
»Ei, lieber Nikolaus, so kannst du also auch gut sein?« rief Christkindchen ganz erfreut.
»Versteht sich, kann ich das; wer nicht ordentlich strafen kann, kann auch nicht ordentlich belohnen. Willst du jetzt einen dicken, rotbäckigen Borsdorfer Apfel, denn du scheinst mir sehr lieb zu sein?«
Christkindchen dankte schön, nahm den Apfel und biß mit seinen weißen Zähnchen hinein, während der Nikolaus nach der Mühle ging, um sein Eselchen zu holen. Das wurde dann hinten an den goldnen Wagen angebunden, Nikolaus setzte sich darauf, und so ging es fort die Böllsteiner Höhe hinauf und grade hinein in Frau Hollens hellen, goldnen Saal. Schon unterwegs merkte es endlich der Nikolaus, mit wem er es wohl zu tun habe, und er hätte lieber wieder drunten am Mühlbach bei seinen Besen gesessen, aber Frau Holle redete so liebreich mit ihm, daß er nach und nach alle Furcht vergaß und ganz anständig von seinem Esel sprang, nachdem sie angekommen waren.
War das eine Freude und ein Geschrei unter den Engelchen, als sie den braunen Nikolaus mit seinem Grauchen ankommen sahen! Erst fürchteten sie sich ein wenig vor ihm, dann überschütteten sie ihn mit Neckereien: eines zupfte ihn am Bart, ein andres warf alle seine Ruten und Besen ins Feuer, daß dieses hell aufflackerte, und ein drittes leerte gar den Sack mit Nüssen und Äpfeln aus. Als diese nun auf dem glatten Marmorboden wie toll hin und her kollerten, warfen sie sich insgesamt darauf, um sie aufzulesen, und nun hatte der arme Nikolaus wenigstens einen Augenblick Ruhe. Es war aber auch Zeit, denn er machte ein furchtbar böses Gesicht und hob die Hand mit drohender Gebärde gegen die Engelein auf. So gefiel er aber grade der Frau Holle am besten.
»Lieber Nikolaus,« sagte sie, »du mußt immer bei uns bleiben, es soll dich nicht gereuen. Wenn es jetzt Winter wird, begleitest du mein Christkindchen hinunter zu den Menschen, damit ihm unterwegs kein Unfall begegnet. Und weil es viel zu gut ist und nur mit den braven Kindern sprechen und sie beschenken will, wirst du den unartigen eine Rute bringen und sie tüchtig ausschelten. Ist dir das recht, lieber Nikolaus?«
»Nein, das ist mir gar nicht recht,« sagte der Nikolaus mürrisch, »da kann nichts draus werden. Im Sommer ließe ich's mir noch gefallen, im Winter aber ist's mir zu kalt; da lege ich mich lieber auf meine Ofenbank, als daß ich draußen in der Nacht herumlaufe.«
»Wir wollen schon dafür sorgen, daß du nicht frierst,« rief Frau Holle, »ich gebe dir meinen Pelzrock und meine Pelzmütze, darin steckt man so warm wie in einem feurigen Ofen.«
»Aber mein Grauchen?« fragte der Nikolaus weiter, »das gebe ich nicht von mir.«
»Das brauchen wir ja gradeso nötig wie dich; auf dem Eselchen lässest du mein Christkindchen reiten, wenn es müde ist, und außerdem hängen wir ihm zwei große Körbe an, in den einen stecken wir die Ruten, in den andern die guten Sachen. Bist du so zufrieden?«
Der Nikolaus wollte noch immer nicht recht daran, da kam aber das Christkindchen hervor, nahm ihn bei der Hand und sagte: »Lieber Nikolaus, du bist ja doch den braven Kindern gut, willst du mich ganz allein durch die Nacht zu ihnen gehen lassen und nicht auch sehen, wie sich freuen, wenn ich ihnen schöne Geschenke bringe?«
Wie der Nikolaus nun das Christkind so vor sich stehen sah und in seine lieben Augen blickte, konnte er nicht »nein!« sagen.
»Herzliebes Christkindchen,« rief er, »so will ich denn in Gottes Namen mit dir ziehen, wenn ich auch entsetzlich frieren werde, man kann dir ja nichts abschlagen. Wenn ich aber nach Hause komme, müßt ihr mir immer für ein tüchtiges Feuer sorgen.«
»Das sollst du haben«, rief Christkindchen, und die Engelchen tanzten und schwirrten dem Nikolaus um die Nase herum und schrien:
»Nikelöschen, Nikelöschen,
Morgen geht's zu Karl und Röschen,
Zu Mathilden und zu Anna,
Zu dem Georg und der Johanna!
Wollen sie nicht artig sein,
Ei, so schlag nur tüchtig drein!«
bis der Nikolaus ganz zornig ward, mit den Füßen stampfte und mit beiden Händen das kleine Gesindel von sich abwehrte.
Da rief Frau Holle: »Jetzt ist's genug; trollt euch fort, führt das Eselchen in den Stall zu den Kühen, gebt ihm gutes, frisches Heu und macht ihm ein ordentliches Strohbett zurecht. Hernach aber bringt uns das Abendessen!«
Die Engelein stoben auseinander, und in einer Minute war alles getan, was Frau Holle
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