Weihnachtsmord auf Sandhamn ( 2 Kurzkrimis )
Eltern. Zwischen uns ist es aus.«
Bevor er antworten konnte, lief sie in die Diele, riss Jacke und Handtasche vom Haken und schlug die Tür hinter sich zu.
Als sie in die Wohnung zurückkam, war er ausgezogen. Seitdem hatte Martin sie jeden Tag angerufen, aber sobald sie seine Nummer auf dem Handy sah, drückte sie den Anruf weg.
Sein Verrat wog zu schwer.
Vor den Fenstern hatte sich der Abend herabgesenkt, während sie sich in ihren Gedanken verlor. Es war jetzt stockdunkel draußen; die großen Panoramafenster gähnten sie wie stumme Münder an, schweigend und schwarz und undurchdringlich.
Das Windlicht, das sie auf die Veranda gestellt hatte, war ausgegangen. Sie überlegte, ob sie nach draußen gehen und es auswechseln sollte, beschloss dann aber, es sein zu lassen.
Stattdessen zog sie fröstelnd die Wolldecke fester um sich.
Sara ging früh zu Bett, aber der Schlaf wollte nicht kommen. In Gedanken ging sie immer wieder den letzten Abend mit Martin durch. War sie zu hart mit ihm gewesen? Zu unerbittlich?
Jedes Mal kam sie zu demselben Ergebnis. Sie würde das Kind behalten, selbst wenn sie es allein großziehen musste. Etwas anderes kam nicht infrage, ihr Entschluss stand fest.
Sara nahm eine schwache Erschütterung des Hauses wahr.
Sie drehte den Kopf in die Richtung, aus der die Bewegung kam. Wenn jemand über die Veranda ging, spürte man es im ganzen Haus. War da draußen jemand? Oder war es nur der Wind, der aufgefrischt hatte?
Hastig griff sie nach dem Morgenrock. Sie zog ihn über und tapste barfuß ins Wohnzimmer. Ohne Licht zu machen, ging sie zu einem der Fenster und spähte hinaus.
Die Dunkelheit draußen war kompakt, weder Mond noch Sterne waren durch die dichte Wolkendecke zu sehen. Der weiße Schnee hob sich gegen das Schwarz ab, doch das war auch alles, was zwischen den tiefen Schatten auszumachen war.
Sara stand eine Weile am Fenster und schaute. Es war jetzt kurz vor Mitternacht. Sie musste es sich eingebildet haben, dachte sie und ging zurück in ihr Zimmer. Sicherheitshalber kontrollierte sie noch die Haustür.
Sie war abgeschlossen.
Der Silvestertag begann mit strahlendem Sonnenschein. Die grauen Wolken vom Vortag waren wie weggeblasen, ebenso Saras leichte Unruhe. Sie genoss ein ausgiebiges Frühstück mit Tee, einem weich gekochten Ei und Toastbrot, dick mit goldgelber Orangenmarmelade bestrichen. Bisher war sie von morgendlicher Übelkeit verschont geblieben, stattdessen hatte sie einen ungeheuren Appetit auf Süßes und deshalb auch mehrere Tüten Naschzeug mitgenommen.
Nachdem sie gefrühstückt hatte, zog sie sich an und ging nach draußen. Ein schöner langer Spaziergang war genau das, was sie brauchte, um einen klaren Kopf zu bekommen.
Mit entschlossenen Schritten ging Sara hinunter zum Südstrand der Insel und dann am Wasser entlang zu den Stränden von Trouville. Von dort aus nahm sie den breiten Weg, der von Schnee geräumt war, und ging zurück inden Ort. Nach einer Viertelstunde erreichte sie den Hafen.
Das Seglerhotel mit seinem falunroten Gebäude aus dem Jahr 1879 begrüßte sie schon von Weitem. Das Haus war schön geschmückt, und die ganze Umgebung strahlte Weihnachtsstimmung aus. Lichterketten umrahmten die Fenster, und hier und da leuchteten Adventssterne.
Als Sara die Strandpromenade entlangging, sah sie Unmengen von Booten, die für den Winter an Land geslippt worden waren, bedeckt von verschneiten Planen, die den Rumpf schützten. In den Baumkronen entlang der Promenade glitzerte der Raureif, und die Sonne stand so tief, dass sie kaum über den Horizont reichte. Dennoch genügte ihr blasses Licht, um die Eiszapfen, die an den verlassenen Bootsstegen hingen, funkeln zu lassen.
Der Schnee dämpfte alle Geräusche, und die Stille, die über dem Hafen lag, war erholsam. Sara genoss den Blick auf das alte Lotsendorf, das Sandhamn einst gewesen war. Nach einer Weile lenkte sie ihre Schritte hinüber zum gelben Holzhaus des Sandhamn Värdshuset. Ein Becher heiße Schokolade würde jetzt guttun, bevor sie sich wieder auf den Heimweg machte.
Als Sara den gemütlichen Pub betrat, der im Erdgeschoss des Gasthauses lag, war es sehr voll. An den langen Tischen mit den Bänken aus dunklem Holz saßen die Gäste dicht gedrängt. Es duftete nach Pfefferkuchengewürz und Glögg, und mitten auf dem hohen Tresen thronte ein lachender Weihnachtsmann.
Sara musste unwillkürlich lächeln.
Sie drängelte sich zum Tresen durch und bestellte einen großen Becher
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