Weihnachtsmord auf Sandhamn ( 2 Kurzkrimis )
dass es ihm beinahe die Tränen in die Augen trieb.
»Ja, ich möchte gern mit dir tanzen«, antwortete sie weich und hakte sich bei ihm ein.
Kapitel 7
Kapitel 7
»Siebenundneunzig, achtundneunzig, neunundneunzig, hundert. Ich komme!«
Adam Linde richtete sich auf, blickte sich um. Er stand mitten im Wald, mitten auf der Insel, nicht weit entfernt von Sandhamns Kapelle. Mit Simon, Fabian und Fabians älteren Schwestern Elsa und Agnes hatte er nun schon eine ganze Weile Verstecken gespielt.
Er ging einige Meter, ohne etwas zu entdecken. Es war kalt, mindestens zehn Grad unter null, und der Schnee lag hoch. Im Ort waren die Wege geräumt, aber hier im Wald musste man sich durchkämpfen.
Alle Geräusche wurden vom Schnee erstickt. Es war, als läge eine dicke Schicht Watte um die ganze Insel.
Aber die Kinder waren warm eingemummt und hatten genug Spaß, um die Kälte zu vergessen. Sie waren vollauf damit beschäftigt, sich zu verstecken. Bei jedem Mal wurden sie wagemutiger und entdeckten immer mehr bisher unbekannte Stellen.
Im Verlauf des Spiels hatten sie sich vom Ort entfernt und waren immer tiefer in den Wald eingedrungen. Es war ja auch viel spannender, sich hinter Bäumen und großen Steinen zu verstecken als hinter igendwelchen Hausecken.
Adam blieb stehen und lauschte. Bis auf die roten Wangen war sein schmales Gesicht winterblass. Mit seiner dunkelgrünen Mütze und der khakifarbenen Daunenjacke verschmolz er mit seiner Umgebung. Aus der Ferne war er in dem schummrigen Nachmittagslicht kaum auszumachen.
Es war unwirklich still zwischen den Bäumen, nur das Raunen der hohen Fichtenkronen war über seinem Kopf zu hören. Weiter östlich, wo die Eisdecke sich noch nicht geschlossen hatte, rauschte das Meer.
Er hätte die anderen Kinder längst finden müssen. Vor allem Fabian und Simon, diese Babys, die konnten nie irgendwo längere Zeit still sitzen bleiben.
Adam ging noch ein paar Schritte. Seine dicken Winterstiefel versanken im Schnee und hinterließen tiefe Spuren. Wenn er den Fuß wieder hochzog, gab es jedes Mal ein leicht schmatzendes Geräusch.
Wieder suchte er die Gegend mit den Augen ab. Er spürte, wie ihn langsam Unbehagen beschlich. Der Wald wirkte unendlich, dabei wusste er ja, dass er am Strand auf der anderen Seite der Insel aufhörte. Aber von der Stelle aus, an der er stand, konnte er nichts entdecken. Er war mutterseelenallein.
Es war still, viel zu still.
Adam schüttelte sich ärgerlich. Im April wurde er zwölf, er war doch kein Kleinkind mehr, so wie Simon.
Aber das mulmige Gefühl, während er tiefer in den Wald hineinging, wollte einfach nicht weichen.
Kapitel 8
Kapitel 8
Sie hatte sich vorgenommen, alle Spuren von Henrik zu beseitigen. Jedes einzelne Kleidungsstück, das Nora fand, wurde sorgfältig in einem großen Müllsack verstaut. Abgelegte Jeans, die er nur noch anzog, wenn der Bootsrumpf einen neuen Anstrich brauchte, und verwaschene Tennisshirts, die gerade noch zum Ausnehmen von Fischen taugten. Die geliebten, ausgelatschten Segelschuhe ganz hinten im Garderobenschrank wanderten ebenfalls in den Müllsack.
Danach ging sie durch die übrigen Räume. Mit Tränen in den Augen, die hinter den Lidern brannten, warf sie Bücher weg, die er mit auf die Insel genommen hatte. Die billige Lesebrille, an einer Tankstelle gekauft, und der blaue Frotteebademantel, den er so gern anzog. Sogar die schweineteuren Seglerklamotten von Helly Hansen stopfte sie entschlossen in den Plastiksack.
Aus lauter Wut riss sie seine heiß geliebten Frühstücksflocken aus dem Schrank, die kein anderer in der Familie mochte. Die fast neue Schwimmweste, die auch jemand anderes noch hätte anziehen können, wanderte ebenfalls in den Müll.
Erst als sie zu dem Foto auf dem Flur kam, hielt sie inne.
Es war vor einigen Jahren aufgenommen worden und zeigte die ganze Familie am Strand. Henrik und sie, mit den Kindern in der Mitte, lachend in der Abendsonne. Das warme Licht verriet, dass es Hochsommer war, und das Glück in ihren sonnengebräunten Gesichtern war nicht zu übersehen. Simon war nackt und goldbraun, und Adam lachte seinen Vater an, der den Arm um seine Schultern gelegt hatte.
Es war ein wunderschönes Foto.
Nora zögerte. Wenn sie es abnahm, würden die Jungs vielleicht Fragen stellen, und sie fühlte sich noch nicht stark genug, ihnen alles zu erklären. Mit einem Seufzer wandte sie sich ab und ließ das Foto hängen.
Eine Weile später war das Haus sauber. Als hätte Henrik
Weitere Kostenlose Bücher