Weihnachtsmord auf Sandhamn ( 2 Kurzkrimis )
retten können.
Danach war er ungesehen wieder ins Värdshus gegangen und hatte die Toilette aufgesucht. Er hatte sich aufs Klo gesetzt und die Augen zugemacht. Die Anspannung und der Alkohol sorgten dafür, dass er einnickte. Als Maria ihn entdeckte, hatte er bereits eine ganze Weile geschlafen.
Noch eine Träne tropfte auf seine Wange. Er hatte Gun wirklich gemocht. Aber jetzt war es wohl Zeit, die Firmazu wechseln. Sich einen neuen Job in einem Unternehmen mit einer weniger gründlichen Buchhaltung zu suchen.
Er zog ein Taschentuch hervor und schnäuzte sich. Dann holte er tief Luft und stimmte in den Choral ein.
Ein finsteres Silvester
Ein finsteres Silvester
Sara Grenfors setzte den schweren grünen Rucksack ab und suchte nach dem Hausschlüssel. Der Rucksack versank tief im Schnee, es hatte in den letzten Wochen unaufhörlich geschneit und der Heiligabend war ebenso weiß gewesen wie in einem alten Disneyfilm.
Der Atem dampfte in kleinen Wolken aus ihrem Mund, während sie das schulterlange dunkle Haar zurückstrich, das unter der Mütze hervorquoll. Sie zog einen Fausthandschuh aus und kramte den Schlüsselbund aus der Jackentasche. Wie üblich wusste sie nicht mehr genau, welcher Schlüssel zum Ferienhaus gehörte, obwohl sie seit ihrer Geburt vor sechsundzwanzig Jahren jeden Sommer hier auf Sandhamn verbracht hatte. Aber schon beim zweiten Versuch ging die Tür auf, und sie griff nach dem Rucksack und trat ein.
Im Flur roch es feucht und ungelüftet, seit Monaten war niemand mehr hier gewesen. Jedes Jahr Anfang November verschlossen Saras Eltern das Haus, erst zu Ostern wurde es wieder in Gebrauch genommen. Da es ziemlich tief im Wald lag, ein gutes Stück von den anderen Häusern entfernt, war es am sichersten, das Wasser den Winter über abzustellen, für den Fall, dass ein Rohr platzte.
»Willst du wirklich Silvester auf Sandhamn verbringen?«, hatte Saras Mutter Lena besorgt gefragt, als Sarasie zwischen den Feiertagen anrief. »Willst du an einem solchen Abend ganz allein sein?«
Sara hatte im Wohnzimmer gestanden, mit dem Telefon in der Hand. Im Bücherregal hinter dem roten Sofa klafften große Lücken, hinterlassen von all den Büchern, die Martin mitgenommen hatte. Der Fernseher war auch seiner gewesen, deshalb war die Zimmerecke leer. Aber ansonsten hatte er das meiste zurückgelassen, als er am Tag nach dem Luciafest ausgezogen war.
Das Doppelbett im Schlafzimmer grinste sie durch die halb offene Tür höhnisch an.
»Ja«, antwortete Sara leise.
»Komm doch lieber zu uns«, sagte ihre Mutter. »Ich finde es nicht gut, dass du dich dort verkriechst, so deprimiert, wie du bist.«
»Keine Sorge, Mama«, sagte Sara. »Ich will nur ein paar Tage allein sein und schlafen. Versprochen.«
Sie hatte mehrere Einladungen von wohlmeinenden Freundinnen abgelehnt.
Allein schon bei dem Gedanken, den Silvesterabend mit Leuten in Partystimmung verbringen zu müssen, drehte sich ihr der Magen um.
Es ging nicht.
»Martin«, flüsterte sie vor sich hin. »Wie konnte es nur so weit kommen?«
»Was sagst du?«, hörte sie die Stimme ihrer Mutter durchs Telefon.
»Nichts«, erwiderte Sara hastig. Sie schluckte krampfhaft und beendete das Gespräch.
Kurz darauf hatte sie die Morgenfähre nach Sandhamn genommen, am Tag vor Silvester. Das Schiff legteum neun von Stavsnäs ab und war voller fröhlicher, erwartungsvoller Passagiere.
Nun war sie hier.
Entschlossen stellte sie den Rucksack im Flur ab und drehte die Heizkörper auf. Es würde ein paar Stunden dauern, bis es im Haus warm war, besser, sie behielt die Daunenjacke so lange an. Nachdem sie das Wasser wieder angestellt hatte, packte sie die mitgebrachten Lebensmittel aus. Ganz unten im Rucksack lag eine Piccoloflasche Champagner, und mit einem traurigen Seufzer legte Sara sie in den Kühlschrank.
Vor der Küchentür, die auf eine breite, um das ganze Haus laufende Veranda hinausging, lagen ein paar Zweige, die der Wind abgerissen hatte. Das sah unordentlich aus, also zog Sara sich ihre Handschuhe an, um das Holz wegzuräumen.
Aber als sie am Türknauf drehte, stellte sie fest, dass nicht abgeschlossen war.
Merkwürdig. Sollten ihre Eltern vergessen haben, die Küchentür abzuschließen, als sie das letzte Mal hier gewesen waren? Das sah ihnen nicht ähnlich.
Achselzuckend ging sie nach draußen und sammelte die Zweige auf. Anschließend fegte sie Schnee vor der Tür, stellte ein kleines rotes Weihnachtswindlicht auf und zündete es an.
Als
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