Weihnachtszauber 01
„Danke, Mr. Lucas, ich komme jetzt schon zurecht.“
Sie fühlte sich mit ihm allein im Zimmer nicht wohl. Er sollte gehen. Wenn Daisy eine Dame der Gesellschaft gewesen wäre, mit der er flirtete, hätte er das Spiel weiterverfolgt, er hätte sie ein wenig geneckt und ihr, bevor er ging, einen Kuss geraubt, dessen war er sich vollkommen bewusst. Aber vor ihm stand Daisy Lawrence, eine Kammerzofe, und es gehörte sich nicht für einen Gentleman, eine Dienstbotin auszunutzen.
Er wandte sich zum Gehen und sah, wie sie den Leuchter auf dem Kaminsims abstellte. Der Rost darunter war leer. Im Zimmer war es kalt – beinahe glaubte er, seinen Atem sehen zu können. „Sie müssen Feuer machen lassen.“
„Ja. Das ist mir auch schon aufgefallen.“
Er bemerkte, wie sie nach dem Schultertuch griff, das am Fußende des Bettes lag, und es sich umlegte. Wieder überkam ihn Beschützerinstinkt, trotz ihres Sarkasmus.
„Es ist wirklich nicht notwendig ...“ Aber er hatte sich schon hingekniet und streckte die Hand nach dem Anzündholz aus, das vor den Kamin geschüttet worden war, schichtete es zu einem sauberen Häuflein und fügte Kohlestückchen aus dem Eimer hinzu.
„Bringe ich Sie um Ihr Vergnügen? Macht es Ihnen Freude, ein Feuer zu entzünden?“, erkundigte er sich milde und konzentrierte sich auf seine Tätigkeit.
„Keine Ahnung. Ich habe noch nie eines entzündet.“ Sie kniete neben ihm. Bei ihrem Bekenntnis hätte er beinahe einen großen Ast auf seine aufgeschichteten Stöckchen fallen lassen.
„Was? Noch nie?“ Lucas setzte sich auf die Fersen und betrachtete sie im flackernden Kerzenlicht. „Dann sind Sie ja eine äußerst vornehme Kammerzofe.
Würden Sie mir die Kerze geben?“
Er setzte die Flamme an die Späne und sah zu, wie sie Feuer fingen und kräuselnd Rauch aufzusteigen begann. Daisy neben ihm regte sich nicht, und er begann, im Feuer herumzustochern, um noch ein wenig bleiben zu können. Dass sie in ihrer bisherigen Laufbahn keine manuellen Fähigkeiten wie eben Feuermachen gebraucht hatte, bestärkte ihn in seinem Eindruck, dass sie von vornehmer, wenn auch außerehelicher Geburt war und erst seit Kurzem auf sich gestellt.
Was erklärte, warum er bei ihr das Gefühl hatte, sie sei eine Frau aus seinen Kreisen, eine Frau, die auf derselben Stufe stand wie er. Dies und ihr Esprit, der ihm sagte, dass sie sich nichts von ihm gefallen lassen würde, ob er nun ein Kammerdiener war oder ein Herzog.
Rowan streckte die Hand zu den Flammen aus und sah zu, wie das Feuer die Späne und das Anzündholz erfasste.
„Sie müssen immer wieder nachlegen“, sagte Lucas, „sonst lodert es auf wie Ihr Zorn und erlischt.“ Sie griff nach einem Stück Holz, doch er hielt ihre Hand fest. „Nein, das ist zu groß, es wird das Feuer ersticken.“ Er gab sie sofort wieder frei und suchte ein paar passende Holzstücke aus dem Haufen heraus, während Rowan sich fragte, warum seine Berührung sie so aus der Fassung gebracht hatte.
„Ist Lord Danescroft ein guter Herr?“, fragte sie abrupt.
Lucas, der gerade ein Reisigbündel ins Feuer legen wollte, ließ es fallen und fluchte leise. „Ein guter Herr?“
Rowan hatte den Eindruck, dass er auf Zeit spielte.
„Ja. Diesen Anschein hat es. Ich bin allerdings noch nicht lange bei ihm. Warum fragen Sie?“
„Ich mache mir Sorgen wegen Miss Maylin. Wegen der Gerüchte, und wie der Earl auftritt. Mit Härte kommt sie einfach nicht zurecht.“
„Die Gerüchte sind genau das – nur Gerüchte.“
„Dann rankt sich kein Geheimnis um den Tod seiner Frau?“
„Anscheinend war es ein Unfall. Bei jungen Frauen, die zu viel getrunken haben und dann im dunklen Haus mitten in der Nacht auf der Hintertreppe herumtanzen, ist das gar nicht so unwahrscheinlich.“
„Das ist wahr.“ Sie hatte die unterschwellige Empörung in seinem Ton gehört. „Dann sind die Gerüchte über Lady Danescroft also wahr, selbst wenn die über ihren Mann nicht stimmen?“
„Dass sie ihrem Mann untreu war und einer ihrer Liebhaber sein Kammerdiener war? Ja, diese Gerüchte treffen zu. Eine Dame mit dem Herzen einer Hure, fürchte ich.“
„Verstehe. Wie schrecklich. Irgendwie macht es das noch schlimmer, dass sie ihn mit jemandem aus dem eigenen Haushalt betrogen hat.“
Lucas nickte abrupt.
„Sie sagen, einer ihrer Liebhaber – hatte sie denn mehrere?“
„Ja.“ Er beugte sich vor und fütterte das Feuer mit größeren Holzscheiten.
Er klang bestimmt, wie jemand,
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