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Weil deine Augen ihn nicht sehen

Weil deine Augen ihn nicht sehen

Titel: Weil deine Augen ihn nicht sehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Telefonistin, die gerade Nachtdienst hatte, war sich sicher, dass der Anrufer sich bemühte, seine Stimme zu verstellen. Nicht schon wieder dieser Blödsinn, dachte sie. Letztes Jahr hatte irgend so ein oberschlauer Highschool-Schüler angerufen und dringend gebeten, mit einem Geistlichen sprechen zu dürfen. Er hatte behauptet, bei ihm zu Hause würde sich ein schreckliches Drama abspielen. Sie hatte Monsignore Romney um vier Uhr in der Früh geweckt, und als dieser sich schließlich am Telefon meldete, hatte der Bengel gesagt, während im Hintergrund schallendes Gelächter zu hören gewesen war: »Herr Pfarrer, wir liegen alle im Sterben. Es ist kein Bier mehr im Haus.«
    Auch beim jetzigen Anruf hatte sie das Gefühl, dass irgendwas an der Sache faul war. »Sind Sie verletzt oder krank?«, fragte sie unsicher.
    »Verbinden Sie mich sofort mit einem Priester. Es geht um Leben und Tod.«
    »Gut, bleiben Sie dran, Sir«, antwortete Rita. Ich kauf ihm das nicht ab, dachte sie, aber ich kann es nicht drauf
ankommen lassen. Widerstrebend rief sie den fünfundsiebzigjährigen Monsignore Romney an, der ihr aufgetragen hatte, alle Anrufe, die mitten in der Nacht kämen, an ihn weiterzuleiten. »Ich liege sowieso die halbe Nacht wach, Rita«, hatte er ihr erläutert. »Versuchen Sie es ruhig zuerst bei mir.«
    »Ich glaube nicht, dass dieser Kerl es ernst meint«, sagte Rita. »Ich bin mir sicher, dass er seine Stimme verstellt.«
    »Nun, das werden wir bestimmt bald herausfinden«, brummte Monsignore Romney, dann setzte er sich auf und schwang die Beine aus dem Bett. Er rieb sich über das rechte Knie, das ihn immer schmerzte, wenn er seine Lage veränderte. Als er die Hand nach seiner Brille ausstreckte, hörte er das Knacken, welches anzeigte, dass der Anruf durchgestellt wurde. »Monsignore Romney«, sagte er. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Monsignore, ich nehme an, Sie haben von den Zwillingen gehört, die entführt wurden?«
    »Ja, natürlich. Die Frawleys sind neue Mitglieder unserer Kirchengemeinde. Wir haben täglich eine Messe für die Freilassung der Kinder gelesen.« Rita hat Recht, dachte er. Dieser Mensch versucht, seine Stimme zu verstellen.
    »Kathy und Kelly sind in Sicherheit. Sie befinden sich in einem abgeschlossenen Auto hinter dem ehemaligen Restaurant La Cantina, am nördlichen Zweig des Saw Mill River Parkway, in der Nähe von Elmsford.«
    Joseph Romney spürte, wie ihm das Herz pochte. »Ist das vielleicht ein Scherz?«, fragte er scharf.
    »Das ist kein Scherz, Monsignore Romney. Ich bin Kater Karlo. Das Lösegeld wurde bezahlt, und ich habe Sie ausgewählt, um den Frawleys die frohe Botschaft zu überbringen. Der nördliche Zweig des Saw Mill, hinter dem ehemaligen Restaurant La Cantina, in der Nähe von Elmsford. Haben Sie das verstanden?«
    »Ja. Ja.«

    »Dann schlage ich vor, dass Sie schnellstens die Polizei verständigen. Die Nacht ist ungemütlich. Die Mädchen sind jetzt schon mehrere Stunden dort, und Kathy hat eine schwere Erkältung.«

40
    ALS ES DÄMMERTE, konnte Walter Carlson den Anblick von Elend und Verzweiflung in den Gesichtern von Margaret und Steve Frawley nicht länger ertragen und setzte sich an den Esszimmertisch neben das Telefon. Als es um fünf vor sechs klingelte, machte er sich auf eine schlechte Nachricht gefasst und griff zum Hörer.
    Es war Marty Martinson, der von der Polizeistation aus anrief. »Walt, soeben hat Monsignore Romney von St. Mary’s einen Anruf von jemandem erhalten, der behauptet hat, Kater Karlo zu sein. Er sagte, die Zwillinge seien in einem abgeschlossenen Auto hinter einem ehemaligen Restaurant am Saw Mill River Parkway. Wir haben die Staatspolizei verständigt. Die Beamten werden in fünf Minuten dort sein.«
    Carlson hörte, wie hinter seinem Rücken die Frawleys und Dr. Harris ins Esszimmer stürmten. Sie mussten das Klingeln des Telefons gehört haben. Er drehte sich um und blickte zu ihnen auf. Der hoffnungsvolle Ausdruck auf ihren Gesichtern war fast genauso schwer zu ertragen wie zuvor die Verzweiflung. »Warte mal ’n Moment, Marty«, sagte er in den Hörer. Er konnte den Eltern und Dr. Harris nichts anbieten außer der Wahrheit. »Es hat einen Anruf bei Monsignore Romney im Pfarrhaus gegeben. In ein paar Minuten werden wir wissen, ob es sich nur um einen schlechten Scherz handelt«, erklärte er ihnen ruhig.

    »War es Kater Karlo?«, fragte Margaret atemlos.
    »Hat er gesagt, wo sie sind?«, fragte Steve.
    Carlson antwortete nicht.

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