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Weil deine Augen ihn nicht sehen

Weil deine Augen ihn nicht sehen

Titel: Weil deine Augen ihn nicht sehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Angie von neuem zu singen, diesmal mit gedämpfter Stimme: »Sie waren Schwestern … doch das Schicksal hat sie getrennt.«

37
    IN DER VORSTANDSETAGE im Gebäude von C.F.G.&Y. an der Park Avenue brannte die ganze Nacht über Licht. Einige der Vorstandsmitglieder hielten Wache, begierig, an der triumphalen Rückkehr der Frawley-Zwillinge in den Schoß ihrer Familie teilzunehmen.
    Allen war bekannt, dass Kater Karlo versprochen hatte, sich gegen Mitternacht wieder zu melden, wenn der Bargeldanteil an der Lösegeldsumme erfolgreich übergeben worden sei. Doch Mitternacht war vorüber, und während die Stunden verrannen, wich die anfängliche Vorfreude auf die umfangreiche Berichterstattung in den Medien und den damit verbundenen riesigen PR-Erfolg für die Firma zunehmenden Sorgen und Zweifeln.
    Robinson Geisler wusste bereits, dass eine Reihe von Zeitungen Leitartikel veröffentlicht hatten mit dem Tenor, die Zahlung des Lösegelds würde weitere Entführer ermutigen und potenziell die Allgemeinheit gefährden, denn jeder könne das Opfer von Nachahmungstätern werden.
    Menschenraub , der Film mit Glenn Ford, in dem er als Vater in einem Fernsehstudio an einem Tisch mit Stapeln von Banknoten sitzt und den Kidnappern mitteilt, er werde das Lösegeld nicht zahlen, sondern stattdessen die Summe dazu verwenden, die Verbrecher zu jagen und aufzuspüren, lief auf einigen Fernsehkanälen. In diesem Film ging die Sache
gut aus, das Kind wurde unversehrt freigelassen. Ob es auch jetzt ein Happy End geben würde?
    Um fünf Uhr morgens begab sich Geisler in sein privates Bad, duschte und rasierte sich und zog sich anschließend um. Er erinnerte sich, dass der inzwischen verstorbene Bennett Cerf, den er immer gern im Fernsehen gesehen hatte, stets wie aus dem Ei gepellt gewesen war. Cerf hatte oft eine Fliege getragen. Ich könnte auch eine Fliege tragen, wenn sie mich zusammen mit den Zwillingen filmen, überlegte er, oder würde das übertrieben wirken?
    Natürlich wäre das übertrieben. Aber eine rote Krawatte suggerierte immer Optimismus, sogar Sieg. Er wählte eine aus seinem Schrank aus.
    Dann ging er zurück an seinen Schreibtisch und probte laut die Siegesansprache, die er vor den Medien halten wollte. »Manche Leute meinen, wir hätten mit Kriminellen kooperiert, indem wir das Lösegeld gezahlt haben. Aber fragen Sie einen beliebigen FBI-Agenten, und ausnahmslos jeder wird Ihnen sagen, das oberste Ziel sei immer, die Opfer freizubekommen. Erst danach sei es ihnen möglich, die Täter unnachgiebig zu verfolgen. Dieser Fall wird nicht als Beispiel dafür dienen, dass es Verbrechern gelungen ist, Lösegeld zu erpressen, sondern dafür, dass sie nicht den Hauch einer Chance haben, es auszugeben.«
    Das wird Gregg Stanford überhaupt nicht schmecken, dachte er mit einem Anflug von Lächeln.

38
    »ALS ERSTES MÜSSEN wir sein Auto loswerden«, bemerkte Angie in sachlichem Ton, als sie Danbury erreichten. »Wir holen seinen Anteil aus dem Kofferraum, dann fährst du den Wagen zurück und stellst ihn vor seiner Wohnung ab. Ich werde hinter dir herfahren.«
    »Damit kommen wir auf keinen Fall durch, Angie. Du kannst dieses Kind doch nicht ewig verstecken.«
    »Doch, das kann ich.«
    »Sie werden eine Verbindung zwischen Lucas und uns finden. Wenn sie seine Fingerabdrücke haben, werden sie herausfinden, dass der echte Lucas Wohl schon seit zwanzig Jahren tot ist, dass der richtige Name des Typen, den sie gefunden haben, Jimmy Nelson lautet und dass er gesessen hat. Und dass ich mit ihm in derselben Zelle saß.«
    »Deshalb ist dein richtiger Name auch nicht Clint Downes. Aber wer außer uns weiß das? Du und Lucas, ihr seid nur zusammen gewesen, wenn ihr gemeinsam ein Ding gedreht habt. Und in unser Haus ist er nur in den letzten Wochen ein paar Mal gekommen, und das war immer abends.«
    »Er ist gestern Nachmittag dagewesen, um den ganzen Kram abzuholen.«
    »Selbst wenn jemand gesehen hat, wie er in die Diensteinfahrt eingebogen ist – glaubst du, der würde denken: ›Hey,
da kommt ja der Lucas mit seinem alten braunen Ford, der so aussieht wie jeder x-beliebige andere alte Ford‹? Es wäre etwas anderes, wenn er mit der Limousine gekommen wäre. Wir wissen, dass er dich nie mit dem besonderen Handy angerufen hat, und außerdem hab ich es mitgenommen.«
    »Trotzdem glaube ich …«
    »Und ich glaube, dass wir jetzt eine ganze Million für uns allein haben und dass ich das Kind habe, das ich immer haben wollte, und dass

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