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Weil deine Augen ihn nicht sehen

Weil deine Augen ihn nicht sehen

Titel: Weil deine Augen ihn nicht sehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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»Marty«, sagte er in den Hörer, »meldet sich die Staatspolizei wieder bei Ihnen?«
    »Ja. Ich ruf Sie an, sobald ich etwas weiß.«
    »Wenn was an der Sache dran ist, dann müssen unsere Jungs die Spuren am Auto sichern.«
    »Das ist den Leuten von der Staatspolizei klar«, antwortete Martinson. »Sie haben bereits Ihr Büro in Westchester verständigt.«
    Carlson legte den Hörer auf.
    »Sagen Sie uns, was los ist«, drängte Steve. »Wir haben ein Anrecht darauf, es zu erfahren.«
    »In ein paar Minuten werden wir sicher wissen, ob der Anruf bei Monsignore Romney authentisch war. Wenn ja, dann wurden die Zwillinge unversehrt in einem abgesperrten Auto zurückgelassen, nahe dem Saw Mill River Parkway, in der Nähe von Elmsford«, klärte sie Carlson auf. »Die Staatspolizei ist bereits auf dem Weg dorthin.«
    »Kater Karlo hat Wort gehalten«, rief Margaret. »Sie leben! Meine Engel leben!« Sie warf sich Steve in die Arme. »Steve, sie sind frei!«
    »Margaret, es könnte ein übler Scherz sein«, sagte Dr. Harris mahnend. Ihre stoische Ruhe war dahin, nervös knetete sie ihre Hände.
    »Das würde uns Gott nicht antun«, sagte Margaret mit Nachdruck, während Steve, der kein Wort mehr herausbrachte, das Gesicht in ihren Haaren vergrub.
    Als eine Viertelstunde verstrich, ohne dass ein weiterer Anruf kam, war sich Carlson sicher, dass etwas Schlimmes passiert sein musste. Wenn das irgend so ein Witzbold war, der angerufen hat, hätte man uns mittlerweile verständigt, dachte er. Als es dann an der Haustür klingelte, wusste er, dass es nur eine schlechte Nachricht sein konnte. Selbst wenn die Zwillinge in Sicherheit waren, hätte es mindestens vierzig
Minuten gebraucht, um sie von Elmsford nach Hause zu fahren.
    Er war sicher, dass diese Gedanken auch Steve, Margaret und Dr. Harris durch den Kopf gingen, als sie ihm in den Eingangsbereich folgten. Carlson öffnete die Tür. Unter dem Vordach standen Monsignore Romney und Marty Martinson.
    Der Priester trat auf Margaret und Steve zu und sagte mit bebender Stimme, in der tiefe Anteilnahme mitschwang: »Gott hat Ihnen eines Ihrer beiden kleinen Mädchen zurückgegeben. Kelly ist unversehrt. Aber Kathy ist von uns gegangen.«

41
    DIE NACHRICHT, DASS einer der beiden Zwillinge tot war, löste landesweit eine Welle von Mitgefühl aus. Den Medien gelang es lediglich, einige wenige Aufnahmen von Kelly zu machen, als ihre verzweifelten Eltern sie aus dem Krankenhaus von Elmsford trugen, wohin man sie zur Untersuchung gebracht hatte. Diese waren jedoch scharf genug, um den krassen Unterschied zu dem eine Woche zuvor veröffentlichten Geburtstagsfoto der Zwillinge deutlich erkennen zu können. Ihre Augen waren weit aufgerissen und blickten ängstlich, und sie schien einen blauen Fleck im Gesicht zu haben. Auf allen Bildern hatte sie einen Arm um den Hals ihrer Mutter geschlungen, während sie den anderen ausstreckte und mit den Fingern eine andere Hand zu suchen schien.
    Einer der Polizisten, die als erste beim La Cantina eingetroffen waren, beschrieb die Szene, die sich ihm dort geboten hatte: »Das Auto war abgeschlossen. Ich sah einen Mann, der über dem Lenkrad zusammengesunken war und sich nicht rührte. Nur eines der beiden Mädchen war zu sehen. Sie lag zusammengekrümmt auf dem Boden vor der Rückbank. Das Auto war schon ausgekühlt. Sie hatte nur einen Schlafanzug an, und sie zitterte. Dann sah ich, dass sie geknebelt war. Der Knebel war so fest zugebunden, dass sie leicht hätte ersticken können. Als ich ihn losband, fing sie an zu
winseln wie ein verletztes junges Hündchen. Ich hab meine Jacke ausgezogen und sie darin eingewickelt, dann hab ich sie zum Streifenwagen gebracht, um sie aufzuwärmen. Gleich darauf trafen weitere Kollegen und die Leute vom FBI ein, die dann den Abschiedsbrief auf dem Beifahrersitz gefunden haben.«
    Die Frawleys hatten Interviews abgelehnt. Monsignore Romney übernahm es, ihre Erklärung vor der versammelten Presse zu verlesen: »Margaret und Steve empfinden tiefe Dankbarkeit für die vielen Botschaften des Mitgefühls, die sie erreicht haben. Gegenwärtig benötigen sie vor allem Ruhe, um Kelly zu trösten, die ihre Zwillingsschwester sehr vermisst, und um selbst die Trauer über den Verlust von Kathy verarbeiten zu können.«
    Walter Carlson trat mit einer anderen Botschaft vor die Kameras: »Der Mann, der unter dem Namen Lucas Wohl bekannt war, ist tot, aber sein Komplize oder seine Komplizen sind noch am Leben. Wir werden die

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