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Weil deine Augen ihn nicht sehen

Weil deine Augen ihn nicht sehen

Titel: Weil deine Augen ihn nicht sehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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, schmachtete sie jetzt wieder, wobei sie die letzte Zeile übermäßig dehnte.
    War das Lucas’ Wagen dort hinten, fragte sich Clint. Nein, doch nicht.
    »Zwei kleine Mädchen  …«, begann Angie wieder.
    »Angie, es wäre schön, wenn du mit der verfluchten Singerei aufhören könntest«, raunzte Clint genervt.
    »Kathy möchte aber gern, dass ich ihr was vorsinge«, gab Angie zurück. Sie klang beleidigt.
    Clint warf ihr einen nervösen Seitenblick zu. Irgendetwas war heute Abend komisch an Angie. Sie hatte wieder eine ihrer verrückten Launen. Als sie in das Schlafzimmer gegangen waren, um die Kleinen zu holen, hatte er gesehen, dass
eine der beiden eine Socke um den Mund gebunden hatte. Als er sie entfernen wollte, hatte Angie ihn daran gehindert. »Ich hab keine Lust, dass sie uns im Auto die Ohren voll heult.« Und dann hatte Angie noch darauf bestanden, dass er dieses Kind auf den Boden vor die Rückbank legte und eine aufgefaltete Zeitung darüber breitete.
    Sein Einwand, dass die Kleine womöglich ersticken könnte, hatte Angie in Rage versetzt. »Sie wird nicht ersticken, und außerdem, wenn wir zufällig in eine Verkehrskontrolle geraten, wären wir schön aufgeschmissen, wenn die Bullen auf zwei kleine Mädchen stoßen, die sich wie ein Ei dem andern ähneln.«
    Das andere Kind, das Angie in den Armen hielt, war unruhig und wimmerte leise vor sich hin. Nur gut, dass es bald wieder bei seinen Eltern sein würde. Man musste kein Arzt sein, um zu sehen, dass es ernstlich krank war.
    Dieses Gebäude musste das Restaurant sein, dachte Clint, als er durch die Windschutzscheibe spähte und ein dunkles Gebilde in der Ferne auftauchen sah. Er wechselte auf die rechte Spur. Er spürte, wie ihm am ganzen Körper der Schweiß ausbrach. So war es jedes Mal, wenn die geplante Sache an einen kritischen Punkt gelangte. Er passierte das Restaurant, bog rechts in den Privatweg, der daran vorbeiführte, und bog dann wieder rechts in den Parkplatz ein. Er sah, dass Lucas dicht am Gebäude geparkt hatte, und stellte den Transporter direkt dahinter ab.
    »Sie waren Schwestern  …«, sang Angie plötzlich mit lauter Stimme.
    Kathy wurde unruhig und begann zu weinen. Kurz darauf hörte man Kelly von hinten erstickt wimmern. Sie reagierte auf den müden Protest ihrer Schwester gegen das Aufwecken.
    »Hör auf!«, flehte Clint sie an. »Wenn Lucas die Tür aufmacht und mitbekommt, was für einen Lärm du veranstaltest, ist er zu allem fähig.«

    Abrupt verstummte sie. »Ich hab keine Angst vor ihm. Hier, halt sie mal.« Mit einer raschen Bewegung drückte sie Kathy in seine Arme, öffnete die Tür, eilte zur Fahrerseite des gestohlenen Autos und klopfte an das Fenster.
    Clint sah zu, wie Lucas die Scheibe hinuntergleiten ließ und Angie sich vorbeugte. Den Bruchteil einer Sekunde später hallte ein lauter Knall, der nur von einem Schuss herrühren konnte, durch das verlassene Gelände.
    Angie rannte zum Transporter zurück, öffnete die hintere Tür und hob Kelly hoch.
    Wie gelähmt sah Clint zu, wie sie Kelly auf die Rückbank des gestohlenen Autos legte, dann um den Wagen herumlief und auf der Beifahrerseite vorne einstieg. Als sie zurückkehrte, hatte sie beide Handys von Lucas und einen Schlüsselbund bei sich. »Wenn Kater Karlo sich meldet, müssen wir den Anruf entgegennehmen können«, erklärte sie ihm in fast fröhlichem Ton.
    »Du hast Lucas erschossen!«, sagte Clint benommen. Er hielt immer noch Kathy im Arm, deren Weinen wieder in einen Hustenanfall übergegangen war.
    Angie nahm ihm Kathy ab. »Er hat einen Abschiedsbrief hinterlassen. Er wurde auf derselben Schreibmaschine getippt wie die Lösegeldforderung. Darin steht, dass er Kathy nicht umbringen wollte. Sie hat so viel geweint, dass er ihr die Hand auf den Mund gedrückt hat. Als er dann feststellen musste, dass sie tot war, hat er sie in einen Karton gesteckt, ist aufs Meer hinausgeflogen und hat diesen dort versenkt. War das nicht eine geniale Idee von mir? Ich musste es so aussehen lassen, als ob er Selbstmord begangen hätte. Jetzt haben wir die ganze Million für uns allein, und außerdem habe ich mein Kind. Komm, lass uns verschwinden.«
    Plötzlich von Panik ergriffen, ließ Clint den Motor an und fuhr mit Vollgas davon.
    »Fahr langsamer, du Idiot«, herrschte ihn Angie an. Der zufriedene Tonfall war aus ihrer Stimme verschwunden.
»Fahr einfach nur deine kleine Familie ganz gemütlich nach Hause.«
    Als er auf die Schnellstraße einbog, begann

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