Weil deine Augen ihn nicht sehen
zu verstecken. Außerdem kenne ich mich hier aus. Clint, der Kleinen geht es wirklich sehr schlecht, und dieser Bulle, von dem ich dir erzählt habe, weil er mich gezwungen hat, den Kindersitz zu kaufen – der hat sich das Nummernschild notiert. Er hat Verdacht geschöpft, das hab ich genau gemerkt. Ich hatte Angst, dass sie mich an der Brücke rauswinken, wenn ich versuche, Cape Cod zu verlassen. Ich bin jetzt in einem anderen Motel. Es liegt an der Route 28, in einem Kaff, das Chatham heißt. Du hast mir mal erzählt, dass du als Kind auf der Halbinsel warst. Du weißt wahrscheinlich, wo das ist.«
»Ja, ich weiß, wo das ist. Pass auf, du bleibst erst mal, wo du bist. Ich werde nach Boston fliegen und einen Wagen mieten. Es ist jetzt halb vier. Bis neun oder halb zehn sollte ich dort sein.«
»Hast du das Kinderbett weggeschafft?«
»Ich hab es auseinander genommen und in die Garage gebracht. Ich hab ja keinen Wagen, um das Ding wegzuschaffen, verstehst du? Das Kinderbett ist mir im Augenblick ziemlich egal. Ist dir eigentlich klar, was du mir da alles eingebrockt hast? Ich konnte nicht weg von hier, weil dies das einzige Telefon ist, wo du mich erreichen kannst. Alles, was ich habe, sind achtzig Dollar und meine Kreditkarte. Und jetzt hast du da oben noch die Bullen angelockt, und diese Verkäuferin, bei der du die Klamotten für die Kinder gekauft hast – mit meiner Kreditkarte, wohlgemerkt –, vermutet irgendetwas und stand plötzlich vor der Haustür, um hier herumzuschnüffeln.«
»Was hatte die denn für einen Grund, zu uns nach Hause zu kommen?« Angies Stimme war laut und voller Angst.
»Sie hat behauptet, sie wolle zwei von den Hemden austauschen, aber wenn du mich fragst, wollte sie bloß rumschnüffeln. Deshalb muss ich auch sehen, dass ich hier wegkomme. Und deshalb rührst du dich nicht vom Fleck, bis ich bei dir bin. Kapiert?«
Ich sitz hier wie auf Kohlen und denke die ganze Zeit, dass die Bullen dich vielleicht erwischt haben, dich und das Kind, von dem Koffer mit dem Geld ganz zu schweigen, dachte Clint. Ein schöner Mist, den du da gebaut hast. Na warte, das werde ich dir schon noch heimzahlen.
»Ja. Clint, es tut mir Leid, dass ich Lucas erschossen habe. Ich meine, ich dachte einfach, es wäre schön, ein Kind zu haben und eine Million für uns allein. Ich weiß, dass ihr befreundet wart.«
Clint sagte ihr nicht, dass er befürchtete, das FBI könnte nach ihm fahnden, wenn sie herausfinden würden, dass er vor Jahren mit Lucas eine Zelle in Attica geteilt hatte. Als Clint Downes konnte ihm nichts passieren. Aber sie brauchten nur seine Fingerabdrücke zu überprüfen, dann würden sie sofort herausfinden, dass es einen Clint Downes gar nicht gab.
»Vergiss das mit Lucas. Wie heißt dieses Motel?«
»Shell and Dune . Klingt bescheuert, oder? Ich liebe dich, Clint-Schatz.«
»Okay, okay. Wie geht’s der Kleinen?«
»Sie ist wirklich sehr krank. Sie hat hohes Fieber.«
»Gib ihr Aspirin.«
»Clint, ich hab keine Lust mehr, sie ständig am Hals zu haben. Ich kann sie nicht ausstehen.«
»Dann werd ich dir sagen, was wir tun werden. Wir werden sie im Transporter zurücklassen, wenn wir den irgendwo versenken. Falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte – es gibt ziemlich viel Wasser da oben.«
»Okay. Okay. Clint, ich weiß nicht, was ich ohne dich tun würde. Ich schwör’s dir. Du bist echt schlau, Clint. Lucas dachte, er wäre schlauer als du, aber da hat er sich getäuscht. Ich bin so froh, dass du bald wieder bei mir bist.«
»Ich weiß. Du und ich. Wir beide zusammen. Wir werden das gemeinsam durchstehen.« Clint legte den Hörer auf. »Und wenn du das glaubst, dann bist du noch dümmer, als ich gedacht habe«, sagte er laut.
66
»ICH GLAUBE IMMER noch nicht, dass Kelly tatsächlich mit ihrer Schwester in Verbindung steht«, hatte Tony Realto unumwunden gesagt, bevor er um drei Uhr zusammen mit Captain Gunther das Haus verlassen hatte. »Ich glaube aber, dass sie uns etwas mitteilen könnte über die Entführer oder den Ort, an dem sie gefangen gehalten wurde, irgendetwas, was uns weiterhelfen könnte. Deswegen sollte so oft wie möglich jemand bei ihr sein, auch wenn sie schläft, damit er alles, was sie sagt, mitbekommt und eventuell nachfragen kann, falls sie eine Bemerkung fallen lässt, die mit der Entführung zusammenhängen könnte.«
»Sind Sie denn jetzt wenigstens überzeugt, dass Kathy noch am Leben sein könnte?«, hatte Margaret gefragt.
»Mrs.
Weitere Kostenlose Bücher