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Weil deine Augen ihn nicht sehen

Weil deine Augen ihn nicht sehen

Titel: Weil deine Augen ihn nicht sehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Frawley, beim jetzigen Stand der Ermittlungen geht es nicht mehr um die Wahrscheinlichkeit. Ab sofort werden wir von der Annahme ausgehen, dass Kathy noch am Leben ist. Ich möchte jedoch nicht, dass dies bekannt wird. Die Entführer gehen weiterhin davon aus, dass wir sie für tot halten. Das ist unser einziger Vorteil.«
    Nachdem sich Realto und Gunther verabschiedet hatten, war Kelly im Wohnzimmer neben den Puppen eingenickt. Steve legte ihr ein Kissen unter den Kopf und deckte sie zu. Dann setzte er sich mit Margaret im Schneidersitz daneben.
    »Kelly und Kathy sprechen manchmal im Schlaf«, sagte
Dr. Harris zu Walter Carlson. Die beiden saßen immer noch am Tisch im Esszimmer.
    »Dr. Harris«, sagte Carlson langsam, »ich bin von Haus aus Skeptiker, aber das heißt nicht, dass Kellys Verhalten uns alle ungerührt gelassen hätte. Ich habe Sie das schon einmal gefragt, aber ich möchte es noch auf eine andere Art versuchen. Ich weiß, dass Sie inzwischen glauben, dass die Zwillinge wirklich Kontakt zueinander haben, aber wäre es nicht möglich, dass alles, was Kelly gesagt und getan hat, nur Erinnerung und Verarbeitung dessen ist, was sie in den Tagen ihrer Gefangenschaft erlebt hat?«
    »Kelly hatte einen blauen Fleck auf dem Arm, als sie gefunden wurde und man sie ins Krankenhaus gebracht hat«, antwortete Sylvia Harris ruhig. »Als ich ihn gesehen habe, war ich der Meinung, dass jemand sie brutal gekniffen haben müsse, und meiner Erfahrung nach werden solche Strafen typischerweise von Frauen erteilt. Gestern Nachmittag hat Kelly plötzlich aufgeschrien. Steve dachte, sie hätte sich den Arm an dem Tisch im Eingangsbereich gestoßen. Margaret war jedoch überzeugt, dass sie auf einen Schmerz reagierte, der Kathy zugefügt wurde. Das war, als Margaret losgefahren ist, um mit der Verkäuferin zu sprechen. Mr. Carlson, glauben Sie mir, Kelly hat jetzt einen neuen blauen Fleck, und ich bin mir sicher, dass dieser entstanden ist, weil Kathy gestern wieder gekniffen wurde.«
    Aufgrund seiner schwedischen Vorfahren und seiner Ausbildung beim FBI hatte Carlson gelernt, seine Gefühle nicht zu zeigen. »Wenn Sie Recht haben …«, begann er langsam.
    »Ich habe Recht, Mr. Carlson.«
    »… dann könnte Kathy in den Händen einer Frau sein, die zu Gewalt neigt.«
    »Gut, dass Sie das auch so sehen. Aber was genauso schlimm ist: Sie ist ernstlich krank. Erinnern Sie sich, was Kelly mit Kathys Puppe gemacht hat. Sie behandelt die Puppe, als ob sie Fieber hätte. Deshalb hat Kelly einen nassen
Waschlappen auf ihre Stirn gelegt. Margaret macht das auch, wenn eines der Mädchen Fieber hat.«
    »Eines der Mädchen? Sind sie denn nicht immer gleichzeitig krank?«
    »Zwillinge sind zwei völlig individuelle Menschen. Dessen ungeachtet muss ich Ihnen erzählen, dass Kelly in der letzten Nacht ziemlich viel gehustet hat, obwohl sie nicht im Mindesten erkältet ist. Es gab keinen Grund für sie, zu husten, es sei denn, sie identifiziert sich mit Kathy. Ich bin sehr in Sorge um Kathy. Ich fürchte, dass sie schwer krank ist.«
    »Sylvia …«
    Sie blickten auf. Margaret war ins Esszimmer zurückgekommen.
    »Hat Kelly etwas gesagt?«, fragte Sylvia Harris gespannt.
    »Nein, aber ich wollte Sie bitten, sich mit Steve zu ihr zu setzen. Agent Carlson – ich meine, Walter –, würden Sie zusammen mit mir zu dem Laden fahren, in dem ich die Geburtstagskleider für die Zwillinge gekauft habe? Ich habe die ganze Zeit darüber nachgedacht. Als ich gestern dorthin gefahren bin, war ich wie von Sinnen, weil ich wusste, dass gerade jemand Kathy weh getan hatte, aber ich muss trotzdem unbedingt mit dieser Verkäuferin reden, die mich damals bedient hat. Ich glaube immer noch, dass sie das Gefühl hatte, mit der Kundin, die kurz vor mir Kleider für Zwillinge gekauft hat, stimme etwas nicht. Die Verkäuferin hatte gestern ihren freien Tag, aber falls sie heute wieder nicht da sein sollte, werden sie mir ihre Handynummer und Adresse geben müssen, wenn Sie dabei sind.«
    Carlson erhob sich. Er hatte den Ausdruck auf Margaret Frawleys Gesicht erkannt. Sie erinnerte ihn an eine Fanatikerin, die sich auf keinen Fall von ihrer Mission abbringen lassen würde.
    »Gehen wir«, sagte er. »Es spielt keine Rolle, ob diese Verkäuferin da ist oder nicht. Wir werden sie finden und persönlich mit ihr reden.«

67
    KATER KARLO HATTE JEDE halbe Stunde bei Clint angerufen. Eine Viertelstunde, nachdem Angie sich gemeldet hatte, versuchte er es wieder.

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