Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weil deine Augen ihn nicht sehen

Weil deine Augen ihn nicht sehen

Titel: Weil deine Augen ihn nicht sehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
bevor sie die Hypothek aufnehmen konnten«, bemerkte Martinson.
    »Deswegen bin ich ja gekommen«, sagte Gunther. »Ich hab die Berichte gelesen, aber ich wollte das noch einmal mit dir durchgehen. Du und deine Jungs, ihr kennt euch hier in der Stadt aus. Besteht deiner Meinung nach die Möglichkeit, dass irgendjemand im Haus war und sich den Grundriss einprägen konnte, kurz bevor die Frawleys eingezogen sind? Der Flur im Obergeschoss ist ziemlich lang, und die Dielen knarzen. Die Türen der drei Schlafzimmer, die die Familie
nicht benutzt, sind immer geschlossen. Die Türangeln quietschen. Die Entführer mussten gewusst haben, dass sich die Zwillinge in einem der beiden Schlafzimmer ganz am Ende des Flurs befanden.«
    »Wir haben mit dem Gutachter gesprochen«, sagte Martinson langsam. »Er lebt seit dreißig Jahren hier. Niemand hat das Haus betreten, während er da war. Zwei Tage, bevor die Frawleys eingezogen sind, hat der Makler einen der hiesigen Reinigungsdienste beauftragt, das Haus einmal durchzuputzen. Es ist ein Familienbetrieb. Für den verbürge ich mich persönlich.«
    »Was ist mit Franklin Bailey? Hat er was damit zu tun?«
    »Ich weiß nicht, wie das FBI darüber denkt, aber was mich betrifft – auf keinen Fall. Soweit ich gehört habe, steht der arme Kerl kurz vor einem Herzinfarkt.«
    Jed stand auf. »Ich fahr wieder zu meinem Büro und schau noch mal, ob ich nicht in unseren Akten etwas finde, was wir übersehen haben. Marty, ich sag’s noch mal: Ich glaube nicht an Telepathie, aber kannst du dich erinnern, wie Kathy gehustet hat, als wir ihre Stimme auf dem Band gehört haben? Wenn sie überhaupt noch am Leben ist, dann ist sie jedenfalls sehr krank, und ich mache mir Sorgen, dass dieser so genannte Abschiedsbrief sich vielleicht als prophetisch erweisen könnte. Sie mögen vielleicht nicht die Absicht haben, sie sterben zu lassen, aber es ist doch sonnenklar, dass sie nicht mit ihr zu einem Arzt gehen werden. Ihr Bild war in allen Zeitungen. Und ich mache mir große Sorgen, dass sie ohne medizinische Behandlung nicht durchkommen wird.«

70
    AM LAGUARDIA AIRPORT ließ sich Clint am Eingang für Continental Airlines absetzen. Falls das FBI ihm nachspürte und herausfand, dass er am Eingang für die Pendelflüge abgesetzt worden war, hätte er ihnen automatisch den Hinweis geliefert, dass er entweder nach Boston oder nach Washington geflogen war.
    Er bezahlte die Taxifahrt mit seiner Kreditkarte. Als der Fahrer sie durch den Schlitz zog, schwitzte er Blut und Wasser, dass Angie vielleicht noch mehr damit eingekauft und den Kreditrahmen überschritten hatte, bevor sie abgehauen war. Wenn das der Fall wäre, würden die gesamten achtzig Dollar, die er in der Tasche hatte, dabei draufgehen.
    Aber alles lief glatt. Er seufzte erleichtert.
    Seine Wut auf Angie baute sich immer mehr auf, nicht unähnlich dem Grollen, das dem Ausbruch eines Vulkans vorausgeht. Wenn sie beide Mädchen in dem Wagen zurückgelassen und die Million geteilt hätten, dann würde Lucas jetzt seinen Limousinenservice betreiben und Bailey herumkutschieren, als ob nichts gewesen wäre. Und nächste Woche hätten sich Angie und er seelenruhig nach Florida zu seinem angeblichen neuen Job aufgemacht, und niemand hätte sich irgendetwas dabei gedacht.
    Stattdessen hatte sie nicht nur Lucas umgebracht, sie hatte auch noch seine Tarnidentität auffliegen lassen. Wie lange
würde es dauern, bis sie Lucas’ alten Zellkumpan ins Visier nahmen, der irgendwann abgetaucht war? Nicht lange, da war er sich sicher. Er wusste, wie die beim FBI arbeiteten. Außerdem hatte Angie in ihrer unbeschreiblichen Dummheit auch noch diese Klamotten für die Kinder mit seiner Kreditkarte bezahlt, und selbst diese dämliche Verkäuferin war noch so schlau gewesen, um zu merken, dass irgendetwas nicht mit rechten Dingen zuging.
    Mit der kleinen Tasche in der Hand, die nur ein paar Hemden, ein bisschen Unterwäsche, Socken, seine Zahnbürste und sein Rasierzeug enthielt, betrat Clint das Terminal, um es fast sofort wieder zu verlassen und auf den Bus zu warten, der ihn zu dem Terminal brachte, von dem aus die Pendelflüge der US Airways starteten. Dort kaufte er einen elektronischen Flugschein. Der nächste Flieger nach Boston ging um achtzehn Uhr, so dass er vierzig Minuten totschlagen musste. Da er nichts zu Mittag gegessen hatte, ging er zurück zu einer Bar und bestellte einen Hotdog, Pommes und Kaffee. Gern hätte er sich einen Scotch genehmigt, aber

Weitere Kostenlose Bücher