Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weil Du an die Liebe glaubst

Weil Du an die Liebe glaubst

Titel: Weil Du an die Liebe glaubst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
sie gegen die Höhlendecke stießen, um das Gefährt vorwärts zu bringen. Mit jedem Wogen des Wassers scharrten sie über Gestein, aber schließlich gelangten sie hinaus in die pechschwarze Nacht.
    Sie hatte ein Prickeln im Nacken, als sie sich aufrichtete. Sie fühlte sich wie eine Maus, die aus einem Loch herauskam, das von einer hungrigen Katze beobachtet wurde. Aber es gab weder Geschrei noch Schüsse. Haldoran und seine Männer waren entweder nach Skoal
    zurückgekehrt oder hatten Schutz für die Nacht gesucht.
    Wie Michael vorhergesagt hatte, hatte der Sturm sich gelegt, doch bevor sie die Riemen in die Halterungen stecken konnten, erfaßte sie eine Welle von der Breitseite. Wasser spülte zentimeterhoch in das Boot, durchtränkte ihre gerade erst getrockneten Kleider. Michael begann hastig zu rudern. Als das Boot ruhiger lag und sich von der Küste entfernte, sagte er: »Halte gut Ausschau. Diese Bucht ist voller Felsen.«
    Catherine nickte und kniete sich in den Bug. Da Michael mit dem Rücken zum Bug saß, konnte er nicht sehen, was voraus lag, aber sie war sich sehr deutlich des Umstandes bewußt, daß sie seine hervorragende Nachtsichtigkeit nicht besaß.

    Dahinjagende Wolken bedeckten den Himmel fast gänzlich, und sie konnte sehr wenig sehen. Sie blinzelte angestrengt. Unmittelbar links voraus war etwas Blasses, etwas Unregelmäßiges, das wie Schaum aussah. »Halte nach rechts. Ich glaube links vor uns ist ein Riff.«
    »Rechts«, wiederholte er. Das Boot schwenkte zu der Seite, und durch ein halbes Dutzend Ruderschläge kamen sie an einem Felsen vorbei, der fast gänzlich unter Wasser lag.
    Das vor ihnen liegende Wasser schien frei von Hindernissen zu sein, so daß Catherine sich einen Augenblick nahm, um sich umzudrehen und Wasser aus dem Boot zu schöpfen. Es war ein Glück, daß die Schmuggler den Eimer im Boot gelassen hatten.
    Kaum daß sie den offenen Ozean erreicht hatten, verschlechterten sich die Umstände. Der Sturm hatte gewaltige Wogen nach sich gezogen, die ungestüm auf das kleine Boot einschlugen. Sie fragte sich grimmig, ob Michael in all diesen Wellen und Strömungen einen Kurs würde halten können. Die Verfolgungsjagd auf Bone hatte gezeigt, daß er einen phänomenalen
    Orientierungssinn und ein Gespür für Gelände besaß, aber dies war Wasser, ein Kanal, den er erst einmal überquert hatte, und überdies bei Tageslicht. Sie konnten leicht an Skoal vorbeifahren und auf der offenen See verlorengehen.
    Sie verdrängte ihre Gedanken. Alles, was ihr blieb, war zu beobachten und Wasser zu schöpfen, und das würde sie gut machen, bei Gott.

    Amy döste ein wenig, ließ das Fenster ihres Zimmers ein Stück geöffnet, um das Wetter beobachten zu können. Die Stille nach dem Sturm weckte sie. Sie hatte eine Kerze brennen lassen, und die Kaminuhr zeigte, daß es fast zwei Uhr morgens war. Perfekt. Sie tappte zum Fenster und schaute hinaus. Noch immer wehte ein frischer Wind, doch der Regen hatte aufgehört.
    Keine Spur von Bewegung war irgendwo um Ragnarök festzustellen.
    Sie zog ihr Nachthemd aus und legte die Knabenkleidung an, die sie während langer Ritte auf der iberischen Halbinsel getragen hatte. Sie hatte diese Kleidungsstück für den Fall mitgebracht, daß sie in den Klippen von Skoal klettern würde. Die Reithose war ein wenig eng.
    Sie war gewachsen. Aber es würde gehen.
    Als sie angezogen war, öffnete sie vorsichtig die Tür und spähte hinaus auf den Korridor. Wie sie erwartet hatte, döste einer der Trolle ein paar Meter entfernt auf dem Korridor. Um wegkommen zu können, müßte sie direkt über ihn hinwegtreten. Es blieb nur der Weg aus dem Fenster.
    Sie verschloß die Tür wieder und nahm das Seil, das sie aus Laken gemacht hatte. Nachdem sie ein Ende um einen Bettpfosten geschlungen hatte, warf sie das andere aus dem Fenster. Es reichte knapp bis zum Boden.
    Sie stieg aus dem Fenster und begann den Abstieg. Durch den böigen Wind pendelte sie an der kalten Granitfläche von einer Seite zur anderen. Sie hatte nie Angst vorm Reiten gehabt oder vor den französischen Soldaten, aber Höhe mochte sie überhaupt nicht. Entschlossen starrte sie an die Wand, während sie sich hinunterließ. So lange sie nicht nach unten schaute, würde alles gut gehen.
    Dann begann das Laken zu reißen. Als sie die Vibration in ihren Händen spürte, verkrampfte sich ihr Herz. Ein Sturz aus dieser Höhe würde sie umbringen. Sie schaute hinab. Einer der Vorsprünge war mehrere Fuß unter

Weitere Kostenlose Bücher