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Weil du fehlst (German Edition)

Weil du fehlst (German Edition)

Titel: Weil du fehlst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Frey
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lukrativ.
    Ich musste an dieses neospirituelle Café in Maine denken, das Yes!. Dort hatte ich noch nicht im Traum daran gedacht, mit Elija zu schlafen, noch mich so in ihn zu verlieben.
    Elija wich meinem Blick aus und redete über Oya.
    Und dann redeten er und meine Mutter über Raymond. Erstaunlich, wie oft und ausführlich plötzlich über meinen Vater gesprochen wurde, der bis vor kurzem noch tot und begraben gewesen und jahrelang mit keiner Silbe erwähnt worden war.
    »Danke, dass Sie Kassandra an diesem Nachmittag begleitet haben. Ich hätte es gerne selbst getan, aber wie die Dinge lagen …«, sagte Rabea gerade. Lügnerin!
    Ich versuchte, Elija anzusehen, aber ich schaffte es nie länger als zwei, drei, vier Sekunden. Dann musste ich den Blick senken, weil mir schwindelig wurde. War so Liebe? So schmerzhaft? So aufwühlend? Fast krank machend? Online hatte ich einen bescheuerten Bericht über eine Schülerin in San Francisco gelesen, die mit ihrem Lehrer durchgebrannt war. Alles in diesem Artikel hatte idiotisch geklungen. Reißerisch und abgedroschen.
    »Wo liegt eigentlich Ihr … kleiner Sohn begraben?«, fragte Elija plötzlich und riss mich damit aus meinen Gedanken. »Vielleicht wäre es für Sie alle gut, einmal gemeinsam dorthin zu gehen. Ich meine, Sie und ihre beiden Töchter.«
    Aber Rabea war eben Rabea.
    Sie
    hatte
    Lens
    Asche
    über
    dem
    Atlantik
    verstreuen
    lassen.
    »Er … war ein wilder kleiner Junge. Er … war verrückt nach dem Meer. Stundenlang konnte … er in den Wellen toben.«
    Ich schaute Rabea an. Warum nur hörte ich das zum ersten Mal?
    Dann wandte ich meinen Blick Elija zu, weil ich spürte, dass er mich zum ersten Mal an diesem Nachmittag ansah.
    Und er sah mich mitleidig und voller Liebe und Sorge an.
    Ich schaute zurück und lehnte mich an seinen Blick an.

    Drei Begegnungen :
    Begegnung eins: Ich begegnete Virginia Rosens Stimme am Telefon.
    »Kassandra? Wie gut, dass ich dich erreiche!«
    »Ach, Mrs Rosen …«
    »Virginia! Nicht Mrs Rosen! Ich werde mich doch vom Lieblingsbabysitter meiner Tochter nicht beim Nachnamen nennen lassen!«
    Sie lachte fröhlich, und dann erzählte sie mir, was ich schon wusste: dass sie und – Elija zu einer Hochzeit eingeladen seien, und ob ich darum vielleicht den Samstagabend bei Lucilla bleiben könnte.
    Sie küsste ihn. Sie schlief mit ihm. Sie ließ sich von ihm streicheln. Sie wusste, wie es sich anfühlte, seinen Atem im Gesicht zu spüren. Sie wusste mit Sicherheit auch, wie es sich anfühlte, wenn seine Fingerspitzen ihre Brust berührten.
    Das alles wusste ich auch.
    Ich musste mich zusammenreißen, um nicht zu weinen.
    »Kommst du, Kassandra? Ich meine, hättest du Samstagabend Zeit?«
    »Ja. Klar«, sagte ich leise und gab mir Mühe, ebenfalls vergnügt zu klingen.

    Begegnung zwei: Ich begegnete Milt Bennett.
    »Du bist die, die ohnmächtig wurde, als ich mein Gedicht vorgetragen habe. Beim Poetry Slam. Stimmt’s? Ich vergesse nämlich nie ein Gesicht. Ich habe eine riesige Gesichtsdatei intus.«
    »Ja. Du hast recht. Die war ich. – Sorry, wenn ich deinen Vortrag gestört habe …«
    »Ist schon okay. Ich hab es darauf geschoben, dass ich so gut war.«
    Er lächelte mir zu. Komisch, er war überhaupt nicht hübsch, hatte nicht Augen wie Darius oder ein schmales, ernstes Gesicht mit hoher Stirn und Locken wie Elija, aber wenn er lächelte, sah er trotzdem schön aus. Auf eine sehr einnehmende Art.
    »Mein Gedicht ging um den Autounfall, bei dem mein Vater starb. Hast du’s rausgehört? Ich habe es ziemlich versteckt reingepackt. Mein Vater war tot – und ich? Halbtot, würde ich sagen. Sie haben annähernd zwei Stunden gebraucht, mich aus dem Wagen herauszuschneiden. Blöde Sache, das. Aber Joanne Rowling zufolge kann ich jetzt wenigstens Testrale sehen. Und das ist doch auch was.«
    Er lachte, winkte mir zu und ging, beziehungsweise humpelte, weiter. Nach ein paar Schritten drehte er sich noch einmal um. »Du kannst sie auch sehen, hab ich recht? Testrale, meine ich …«

    Begegnung drei: Darius. Wir begegneten uns am Freitagvormittag in der McKinley-Wildnis. Es war noch früh, und die Tautropfen im Gras glitzerten …
    »… wie Diamanten, was?«, sagte Darius und blieb vor mir stehen. »Ein toller Morgen, ein vampirblasses Mädchen – was will man mehr?«
    Darius lächelte mir zu. »Was schwänzt du? Und wie war das mit dem Sex, den wir neulich angeblich in der Schule hatten und wegen dem du

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