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Weil du fehlst (German Edition)

Weil du fehlst (German Edition)

Titel: Weil du fehlst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Frey
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todesmutig Mrs Feuer, den Rechtschaffenheitsdrachen, angelogen hast? Brendan hat mir da so Andeutungen der besonderen Art gemacht.«
    Ich schwänzte gar nicht, zwei Englischstunden bei Mrs O’Bannion fielen kurzfristig aus – und Elija stand am Schwarzen Brett ebenfalls als für den Tag fehlend. Die anderen aus meinem Kurs waren alle zu Dunkin‘ Donuts frühstücken gegangen, aber ich hatte es nicht über mich gebracht, mit ihnen zu gehen.
    »Was ist bloß los mit dir in letzter Zeit?«
    Dieser Satz war von Selma gekommen, aber ich hatte nur mit den Schultern gezuckt. Warum war Elija heute nicht in der Schule? War er krank? Oder war es meinetwegen? Hatte er am Ende mit seiner Frau gesprochen? Bei diesem Gedanken wurde mir übel. Würde er sang- und klanglos verschwinden, um das Problem Kassandra endgültig aus der Welt zu schaffen? War er meiner überdrüssig? Schließlich hatte er es mir ausdrücklich gesagt: Er liebte seine Frau.
    In meinem Kopf begann es zu dröhnen.
    Natürlich liebte er sie: Sie kannten sich schon ihr ganzes Leben, sie hatte sein Kind geboren, das er ebenfalls liebte, sie war wunderschön, sie hatte diese wahnsinnigen, feuerroten, hochgesteckten Haare und nicht zuletzt einen schönen, wohlgeformten Hinguckbusen.
    »He, Kassandra mit den Hexenaugen«, sagte Darius. »Steh nicht rum und starre Löcher in die Luft. Was ist los mit dir? Immer noch wegen deines toten Bruders? – Los, wer zuerst am Steinbruch ist, hat gewonnen. – Das mit deinem Bruder tut mir wahnsinnig leid, Kassandra, glaub mir! Aber das Leben geht dennoch weiter! Immer! Unweigerlich! Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen! Verstehst du?«
    Raymond? Hörst du, was Darius sagt? Bestimmt haben das alle auch zu dir gesagt, wieder und wieder, aber genützt hat es in deinem Fall nichts! Warum nicht?
    Darius rannte unterdessen los, und ich ging ihm langsam hinterher.
    So kamen wir nach und nach zu Darius‘ Höhle, in der ein paar neue Dinge herumlagen. Drei Bücher (eins über den Islam, einmal Baseballtraining – Eine Sammlung von über 300 Drills und ein Lehrbuch Gitarre für Anfänger ). Außerdem die zu Buch drei gehörende Gitarre.
    »Du spielst?«, fragte ich überrascht.
    »Jepp, seit einer Weile. Es kam so über mich. Als Ergänzung zum Sport, sozusagen«, sagte Darius. »Willst du was hören? Oder würdest du alternativ lieber – sagen wir – mit mir schlafen?«
    Er lachte kurz auf, aber dann lachte er nicht mehr, sondern griff stattdessen nach der Gitarre, packte sie aus und begann zu spielen, ohne mich anzusehen. Zuerst spielte er Morning has broken und anschließend Lucy in the sky with diamonds .
    Und dann? Dann schliefen wir miteinander. Einfach so.
    »Worauf wartest du eigentlich so lange?«, hatte Oya mich gefragt, damals, nachdem sie in Fontainbleau mit Clément geschlafen hatte. Ich hatte darauf keine Antwort gehabt. Auf den Richtigen? Das klang irgendwie überheblich und lächerlich romantisch. Aber dennoch war es der Wahrheit am nächsten gekommen.
    Hinterher lagen wir nebeneinander unter einer grünen, ausgefransten Baumwolldecke, die Darius aus einem Winkel seiner grünen Höhle hervorkramte.
    »Hey, Kassandra«, sagte er leise. Mehr nicht. Er schnupperte an meinen Haaren und meiner Halsbeuge und schob seine Hand behutsam unter mein halb hochgeschobenes Longshirt. Seine Finger waren raue Jungenfinger, und sie streichelten irgendwie unbeholfen meine Brust in meinem Körbchengröße-A-BH, den ich immer noch anhatte.
    »Das war schön«, sagte er dabei leise.
    Ich schwieg, weil ich an Elija denken musste.
    »Und dir, hat es dir auch gefallen? – He, Kassandra?«
    Ich nickte.
    Darius sah erleichtert aus. Und dann fragte er doch tatsächlich nach Achmed. Ob da wirklich nichts wäre. Er hätte dauernd die Vision, dass ich in irgendeiner Weise mit diesem Achmed in Ankara verbandelt sei. Darum auch das Islambuch. Er habe sich bisher nur wenig mit Menschen dieser Glaubensrichtung befasst.
    Ach Darius, dachte ich und legte meine Stirn an seine Schläfe. Das hier war wenigstens erlaubt.

    Samstagabend. Ich war mit Mrs Wards Wagen gekommen, und mir war übel vor Anspannung.
    VIRGINIA: Da bist du ja! Sieh mal, Lucy, wer da gekommen ist!
    ICH: Hallo. Tut mir leid, dass ich ein bisschen spät bin.
    VIRGINIA: Aber nein, tausend Dank, dass du überhaupt Zeit hast. Auch noch an einem Samstagabend! Ich weiß noch, als ich in deinem Alter war: Die Samstagabende sind in dieser Zeit praktisch heilig.
    ICH:

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