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Weil du fehlst (German Edition)

Weil du fehlst (German Edition)

Titel: Weil du fehlst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Frey
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Darius wollte mich zum Tanzen überreden, aber ich brachte es nicht über mich.
    »Was hast du?«, fragte Darius besorgt.
    »Nichts weiter«, sagte ich schnell.
    Zelda klebte wie eine Klette an mir, und sie wirkte schrecklich niedergeschlagen.
    Ich stellte ihr die gleiche Frage, die Darius mir vor ein paar Minuten gestellt hatte.
    »Ach, es ist wegen – Darius«, sagte Zelda, die trotz aller Diätratschläge von Oya immer noch fast genauso dick war wie vor Monaten, als wir sie kennengelernt hatten.
    »Was ist mit ihm?«
    »Er … er beachtet mich nie, dabei …«
    Zelda sprach nicht weiter.
    Aber ich verstand sie trotzdem. Oh, arme Zelda. Chancen bei Darius Seaborn hatte sie bestimmt keine. Auch wenn er ganz sicher nicht der absolute Überflieger war, ein Mädchen wie Zelda Ward war nicht seine Sache, da war ich mir sicher.
    Ich lächelte ihr aufmunternd zu, und sie lächelte tapfer zurück.
    Dabei war uns beiden im Grunde nicht nach Lächeln zumute.

    Und um zwölf gab es einen Skandal.
    Was um Mitternacht im Auditorium der Woodrow-Wilson-Highschool passierte :
    Flavia war trotz aller Verbote betrunken. Keine Frage. Jedenfalls forderte sie tatsächlich Mr Walenta zum Tanz auf.
    Zuerst schüttelte er den Kopf. Selma, Gretchen und Mercedes hatten mich mitgeschleift, und wir standen in einem Winkel hinter einem Stück leergefegten Büfetts und hatten von dort aus einen einigermaßen guten Spähposten. Wir sahen, wie er den Kopf schüttelte und lachte. Aber Flavia ließ nicht locker.
    »Findet ihr sie sexy?«, fragte Mercedes laut, weil man einfach laut sein musste, um irgendwie gehört zu werden.
    »Schon, oder?«, rief Selma.
    »Also, ich weiß nicht«, rief Mercedes. »Diese lila Haare. Exaltiert, überzogen. Und dann hat sie wirklich eine kaum erwähnenswerte Oberweite.«
    »Da – sie tun es!«, schrie Selmas Schwester Gretchen in diesem Moment und schlug schreiend die Hände vors Gesicht. Aber nur für einen Moment, dann riss sie die Augen wieder auf, um nur nichts zu verpassen. Und tatsächlich, Mr Walenta und Flavia Cool hatten die Tanzfläche betreten – zusammen – und tanzten miteinander. Mrs O’Bannion lächelte ihnen zu, das sah ich.
    »Und alle hassen sie«, sagte Selma kopfschüttelnd. »So viel ist mal sicher.«
    Aber es kam noch schlimmer. Die Bigband spielte, weil sie wusste, dass das Ende nah war, ohne Pause durch. Ein Stück, zwei Stücke, drei Stücke. Die Musik verschmolz zu einer Endlosschleife. Und immer noch tanzten Flavia und Mr Walenta. Nur dass sie inzwischen nicht mehr Mittelpunkt waren, schließlich wollten eine Menge andere auch noch tanzen, ehe es zu spät war. Die große Partykugel, herabgelassen aus der Decke der tausend Möglichkeiten, verbreitete buntes, zuckendes, anheimelndes Licht.
    Aber plötzlich sahen es dann doch alle. Flavia, Mr Walentas Blanche DuBois, hatte sich dicht an den allgemeinen Herzensbrecherlehrer gepresst, und ihre Hände waren unter sein schwarzes Hemd gerutscht.
    »Himmel, Luke!«, rief Mr Shoemaker, und es klang wie ein Peitschenhieb. Im nächsten Moment flammte bereits Licht auf, das Auditorium erstrahlte hell aus besagten hundert Deckenspots. Mr LaMorte (Geographie) stand am Schalter, auch sein Gesicht voller Empörung.
    Stimmengewirr, Rufe, Verwirrung, Wut.
    »Was war denn los?«, fragte Darius mich, aber ich gab keine Antwort. Ich sah nur Elija, der plötzlich wieder da war und der benommen in die allgemeine Aufregung starrte. Sein Gesicht war blass.
    »Gar nichts war los!«, rief Selma ärgerlich. »Flavia und Mr Walenta haben ganz normal getanzt. So what?«
    »Ganz normal? Naja …«, rief eine andere Stimme.
    »Mr Shoemaker ist ja bloß angepisst, weil er es nicht schafft, bei Hassy zu landen, und da gönnt er eben keinem ein bisschen Spaß!«, rief wieder eine andere Stimme.
    »Ruhe!«, donnerte Mr LaMorte.
    »Ich habe doch nichts …«, sagte Mr Walenta, beziehungsweise glaubte ich diese Worte von seinen Lippen zu lesen, sie waren in Wahrheit zu leise gewesen, um sie tatsächlich akustisch wahrzunehmen. Außerdem stand ich auch viel zu weit entfernt.
    »Hey, Leute …«, stammelte Flavia, die zu uns herübergekommen war, aber Mrs Feuer schnappte sie sich, ehe sie mehr sagen konnte.
    Elija und ich sahen uns für einen Moment an.
    Einen Moment, der einer bleiernen Ewigkeit glich.

    Fakten :
    – Mr Walentas Weste ist wieder rein, man hat ihn rehabilitiert, nachdem es eine Konferenz zu den Vorfällen auf dem Valentinsball gegeben

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