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Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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»Ich hätte dich verbrennen lassen sollen.«
    Ich stieg aufs Gas und war schon auf der New Haven Avenue, als ich plötzlich nicht mehr konnte. Ich fuhr auf den Parkplatz einer Tankstelle und parkte. Die Ellbogen aufs Lenkrad gestützt und die Handballen gegen die Stirn gepresst, atmete ich tief ein und aus.
    »Verdammt, Doug«, flüsterte ich. Nie im Leben hatte mich jemand so enttäuscht. Ich fühlte mich verraten und verkauft.
    Da glaubt man, man kennt jemanden.
    »Ich kenne überhaupt niemanden mehr«, sagte ich zu mir.

    Als ich heimkam, dämmerte es schon.
    Ich kehrte nur ungern in ein leeres Haus zurück. Ich wusste, es war richtig gewesen, Kelly wegzuschicken, aber im Moment hätte ich sie gerne bei mir gehabt. Ich brauchte jemanden. Ich hätte Kelly zwar nicht mein Herz ausgeschüttet, so wie ich es bei Sheila getan hätte – wie könnte ich sie mit meiner Enttäuschung über Doug belasten? –, aber ich hätte sie in den Arm genommen und ihre Arme um mich gespürt, und vielleicht wäre das schon genug gewesen.
    Mit dem Elan eines Mannes auf dem Weg zum elektrischen Stuhl ging ich zur Tür. Als ich den Schlüssel ins Schloss stecken wollte, fiel mir auf, dass sie nur angelehnt war.
    Ich wusste genau, dass ich beim Verlassen des Hauses die Tür zugezogen und abgeschlossen hatte.
    Ich drückt sie ganz behutsam auf, gerade genug, um hineinschlüpfen zu können. Ich glaubte, aus der Küche ein Rumoren zu hören.
    Es sah so aus, als bekäme ich, was ich wollte. Ich kehrte nicht in ein leeres Haus zurück.

Neununddreissig
    Slocum war zur Connecticut Post Mall gefahren, um ein paar Dinge zu kaufen, die Emily vielleicht aufheitern konnten – Filzstifte, einen Block, einen Stoffhund und zwei Bücher von jemandem namens Beverly Cleary. Er hatte keine Ahnung, ob Emily mit denen etwas anfangen konnte, aber die Verkäuferin hatte gesagt, sie seien empfehlenswert für Achtjährige. Als er das Einkaufszentrum verließ, um zu seinem Wagen zu gehen, rief ihm ein Mann hinterher: »Officer Slocum? Kann ich Sie kurz sprechen?«
    Slocum blieb stehen und drehte sich rasch um.
    »Mein Name ist Arthur Twain«, sagte der Mann. »Ich hätte in paar Fragen an Sie. Haben Sie vielleicht einen Moment Zeit?«
    »Nein, hab ich nicht.«
    »Zunächst möchte ich Ihnen sagen, dass mir das mit Ihrer Frau sehr leidtut, Mr. Slocum. Ich muss Ihnen ein paar Fragen über ihre Geschäfte stellen, über die Partys, die sie veranstaltet hat, bei denen sie Handtaschen verkaufte. Mein Arbeitgeber wurde mit der Untersuchung von Markenrechtsverletzungen beauftragt. Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie wissen, wovon ich rede?«
    Slocum schüttelte den Kopf. »Ich habe Ihnen nichts zu sagen.« Er sah sich auf dem Parkplatz nach seinem Wagen um, entdeckte ihn und marschierte los.
    Twain folgte ihm. »Was ich gerne wüsste, Officer, ist, wo Sie die Ware herhatten? Ich glaube, Sie kennen einen Mann, der unter dem Namen Sommer bekannt ist?«
    Slocum ging weiter.
    »Wussten Sie, Sir, dass Sommer ein Tatverdächtiger bei einem dreifachen Mord in Manhattan ist? Sind Sie sich bewusst, dass Sie und Ihre Frau Geschäfte mit einem Mann gemacht haben, der nicht unbedeutende kriminelle Verbindungen hatte?«
    Slocum drückte auf den Knopf seiner Fernbedienung und öffnete die Wagentür.
    »Ich glaube, es wäre in Ihrem Interesse, mir zu helfen.« Twain sprach jetzt schneller, weil Slocum sich anschickte einzusteigen. »Sie sind da in etwas hineingeraten, zu tief, um alleine wieder herauszukommen. Wenn Sie mit mir reden möchten, ich habe ein Zimmer im Just Inn Time. Da bin ich noch bis –«
    Slocum setzte sich ans Steuer, schlug die Tür zu, ließ den Motor an und fuhr davon. Twain stand da und sah ihm nach.

    Detective Rona Wedmore wartete, bis es dunkel war, ehe sie zum dritten Mal zum Hafen fuhr. Nach Sonnenuntergang war es empfindlich kühl geworden. Wahrscheinlich nicht einmal zehn Grad. Hätte einen Schal und Handschuhe anziehen sollen, dachte sie. Als sie aus dem Wagen stieg, zog sie den Reißverschluss ihrer Jacke bis oben hin zu und schob die Hände in die Taschen.
    Nicht mehr so viele Boote im Hafen wie noch vor einer Woche. Viele Besitzer hatten sie aus dem Wasser geholt und eingelagert. Um diese Jahreszeit war alles wie ausgestorben. Im Sommer herrschte hier rege Betriebsamkeit, doch jetzt verbreiteten die Boote in ihrer Verlassenheit eine Atmosphäre der Trauer.
    Das Auto, mit dem Ann Slocum hier hergefahren war, stand natürlich nicht mehr da. Auf

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