Weil Ich Euch Liebte
richtigen Leben gibt’s so was nicht. Diese Shows haben ein Riesenbudget.«
Kunden hörten solche Ausreden nicht gern.
Wenn wir früher nicht Kumpel gewesen wären, hätte Doug sich wahrscheinlich nie getraut, mich um Vorschüsse anzugehen. Wenn wir früher nicht Kumpel gewesen wären, hätte ich schon beim ersten Mal nein gesagt und keinen Präzedenzfall geschaffen.
Ich wollte Doug ja helfen, aber retten konnte ich ihn nicht. Er und Betsy mussten erst ganz unten aufschlagen, ehe sie wieder Boden unter den Füßen bekamen. Ich konnte auch verstehen, dass er sich über die Banken aufregte, über diese Hypotheken, die zu schön waren, um wahr zu sein. Er war schließlich nicht der Einzige, der ihnen auf den Leim gegangen war.
Es gab viele Leute, die jetzt ihre Lektion lernten. Ich hoffte nur, dass Doug und Betsy die ihre verstanden, ehe sie sich gegenseitig umbrachten.
Ich ging ans hintere Ende von Dougs Pick-up und öffnete die Heckklappe. Die Pinders hatten keine Zeit gehabt, irgendein System in ihre Habseligkeiten zu bringen, deshalb lagen die Sachen kreuz und quer durcheinander im Wagen. Ich öffnete die Tür der Lagerhalle und räumte eine Ecke frei, um das Zeug dort unterzubringen. Als Erstes trug ich zwei Stühle, einen DVD-Spieler und Bettwäsche hinein. Die hätten sie wahrscheinlich eher bei Betsys Mutter brauchen können, aber darum konnten sie sich ja später kümmern.
Ich war schon fast fertig, da bemerkte ich direkt hinter der Fahrerkabine zwei Schachteln etwa so groß wie Weinkartons für zwölf Flaschen. Im Hockgang arbeitete ich mich nach vorne. Wenn man lange genug am Bau arbeitet, kann man sich so fortbewegen, ohne sich eine Leisten-oder Oberschenkelzerrung zuzuziehen.
Ich kniete mich neben die Kartons. Weil ich mir nicht sicher war, ob sie aus Dougs Haus stammten oder ob er sie schon länger im Wagen spazieren fuhr, klappte ich einen der Kartons auf und warf einen Blick hinein. Zuerst sah ich einen Haufen zerknülltes Zeitungspapier, das als Füllmaterial diente. Ich zog etwas davon heraus, um zu sehen, was darunter war. Der Karton war voller Elektrozubehör: Drahtspulen, Steckdosen, Abzweigdosen, Lichtschalter, Teile für Sicherungskästen.
Es wäre vielleicht interessant gewesen, zu lesen, was auf den Zeitungspapierfetzen stand, aber das war alles chinesisch.
Achtunddreissig
Man sah es den Teilen nicht auf den ersten Blick an, dass sie Schrott waren. Für Raubkopien sahen sie sogar richtig echt aus. Aber während ich so dasaß und sie mir genauer ansah, entdeckte ich ein paar Dinge, die die Normen nicht erfüllten. Die Teile für den Sicherungskasten zum Beispiel trugen keine Prüfzeichen. Legal erzeugte Ware schon. Die Farbe des Kunststoffs, aus dem die Lichtschalter waren, war nicht gleichmäßig aufgetragen. Wenn man solche Dinger oft genug in der Hand hatte, fiel einem so was einfach auf.
Eine furchtbare Ahnung befiel mich. Was hatte Sally noch mal gesagt: »Was ist, wenn ihm jemand die falschen Teile gegeben hat, und er hat den Unterschied nicht erkannt?« Vielleicht war Theo noch nicht lange genug im Geschäft, um ein Gefühl für so was zu haben.
Scheiße.
Was, zum Teufel, hatte Schrott wie der hier in Dougs Pick-up zu suchen? Was hatte er damit vor? Hatte er Material von einer unserer Baustellen gegen so etwas ausgetauscht?
Ich schob die beiden Kartons über die Ladefläche zur Heckklappe und lud sie in meinen eigenen Wagen. Dann sperrte ich die Lagerhalle, das Büro und das Tor zum Grundstück ab.
In der Hoffnung, dass sein Handy nicht wegen unbezahlter Rechnungen außer Betrieb gesetzt worden war, rief ich Doug an. Bestimmt war auch die Handyrechnung unter denen gewesen, die ungeöffnet in der Küchenschublade verschwunden waren.
Ich hatte Glück.
»Ja, Glen?« Er klang müde.
»Hey«, sagte ich. »Habt ihr euch schon bei Betsys Mom eingerichtet?«
»Ja, aber das ist kein Leben, Mann. Sie hat fünf Scheißkatzen.«
»Wie war’s auf der Bank?«
»Die haben gerade geschlossen, als wir hinkamen. Wir werden gleich morgen früh dort auf der Matte stehen und die wieder zur Vernunft bringen. Das ist total unfair, echt, Mann.«
»Ja. Hör mal, ich muss mit dir reden.«
»Was gibt’s denn?«
»Das geht nicht am Telefon. Ich weiß, du hast jetzt genug um die Ohren, aber es ist wichtig.«
»Tja, wenn du meinst.«
»Ich kann nach Derby kommen, aber ich weiß nicht, wo deine Schwiegermutter wohnt.« Doug gab mir die Adresse. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich die
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