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Weil wir glücklich waren - Roman

Weil wir glücklich waren - Roman

Titel: Weil wir glücklich waren - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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ich; ich redete mit Mr. Wansing über seinen neuen Computer und das warme Wetter. Als meine Mutter außer Hörweite war, senkte er seine Stimme und fragte, wie es meinem Vater ginge.
    »Grüß ihn von mir«, sagte er und sah mich unter dichten, silbergrauen Augenbrauen aus seinen hellblauen Augen freundlich an. Seine Stimme war klar, sein Blick nicht getrübt. Vielleicht würde er seine Frau noch um weitere zehn Jahre überleben.
    »Es hat mir leidgetan, von den ... Problemen in deiner Familie zu hören«, fuhr er fort. Er schien zu zögern, vielleicht, weil er befürchtete, mir wehzutun. Aber er war eindeutig nicht darauf aus, Informationen zu bekommen oder in irgendeiner Weise zu urteilen. Es klang so, als hätte es ihm einfach wirklich leidgetan, davon zu hören. »Ich hatte euch alle immer sehr gern.« Er runzelte die Stirn und schaute in sein Weinglas. »Ich nehme an, so etwas kommt heutzutage oft vor. Aber für dich und deine Schwester muss es traurig sein.«
    »Es ist nicht so schlimm«, beruhigte ich ihn und fühlte mich genauso überzeugt, wie meine Mutter geklungen hatte, als sie dasselbe gesagt hatte. Aber in seinen Augen lag echtes Mitgefühl. Ich wollte nicht, dass er glaubte, er wäre zu weit gegangen und hätte etwas zu Persönliches gesagt. Es war nicht zu persönlich. Ich kannte ihn - wir alle kannten ihn -, seit ich ein kleines Mädchen war. Und ich erinnere mich, dass ich nicht wusste, was ich zu ihm sagen sollte, als seine Frau gestorben war, und ich es nicht einmal ertrug, in sein ratloses Gesicht zu sehen. Ich wusste, dass er es gut meinte und dass er uns gernhatte. Aber es war wirklich nicht so schlimm - die Scheidung und alles andere. »Wirklich«, versicherte ich und berührte leicht seinen Arm. »Danke. Eine Weile war es schlimm. Aber ich glaube, jetzt wird langsam alles wieder gut.«
    Beim Hinausgehen entschuldigte meine Mutter sich, weil sie so lange geblieben war. »Ich habe Elise und Charlie nicht einmal weggehen sehen«, sagte sie, als sie mit mir zum Van zurückging. Sie klang ein wenig verträumt, und es schien sie zu überraschen, dass es schon dunkel war. Dabei hatte sie nur ein Glas Wein gehabt und das nicht einmal ganz ausgetrunken. Sie war einfach glücklich.
    Sie wolle gern fahren, sagte sie. Als sie den Motor anließ, ging das Radio an. Es lief eine Instrumentalversion von Good King Wenceslaus. »He!«, sagte sie und zeigte auf das Armaturenbrett. Ich wusste, was sie meinte. Es war das erste Lied des Programms gewesen, als wir vor ein paar Wochen zum Abendgottesdienst gegangen waren, um Marley spielen zu hören. Eigentlich hatten wir Marley gar nicht gehört - ich jedenfalls nicht. Es gab noch vier weitere Waldhörner im Orchester, und ich hörte aus ihrer Richtung nur den allgemeinen Klang der Hörner, der eigentlich nur den Hintergrund für den Chor bildete. Als mir klarwurde, dass es das ganze Konzert hindurch so bleiben würde, war ich ein bisschen erschüttert. Ich musste daran denken, wie viel Marley geübt hatte, an all die Zeit und Mühe, die sie für ihre Musik opferte. Ich wusste, dass sie gut war - sie war erst im zweiten Jahr, aber sie hatte meiner Mutter erzählt, dass sie bereits das zweite Horn spielte. Aus irgendeinem Grund hatte ich angenommen, sie würde mindestens ein Solo spielen. Aber das tat sie nicht. Sie nahm all die Arbeit auf sich und übte so oft, nur um zu etwas Schönem beizutragen, einem Klang, der so umfassend war, dass man sie selbst gar nicht hören konnte. Als es vorbei war, schien sie glücklich zu sein und strahlte das applaudierende Publikum an. Ich weiß nicht, ob sie wusste, dass ich auch da war.
    Meine Mutter summte zu der Melodie, als sie losfuhr. Eine Weile trommelte sie rhythmisch auf das Lenkrad, bevor sie die Hand hob, um die Heizung anzudrehen. Als wir uns der Einfahrt in unsere alte Sackgasse näherten, fuhr sie langsamer.
    »Geht es in Ordnung, wenn ich kurz hineinfahre? Macht es dir nichts aus, es zu sehen?«
    Ich schüttelte den Kopf. Sie beugte sich über das Lenkrad und spähte schon an mir vorbei. »Wird es dir etwas ausmachen?«, fragte ich.
    »Ich weiß nicht.« Sie betätigte den Blinker, obwohl niemand hinter uns war. »Das werden wir wohl gleich herausfinden.«
    Sogar im Dämmerlicht sahen wir die Veränderungen sofort. Mitten im Winter ließ sich unmöglich feststellen, ob die Rosensträucher meiner Mutter tatsächlich kaputt waren. Aber sie hatten die Tür und die Fensterläden rot gestrichen. Neue Bäume, deren dünne

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