Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weinzirl 02 - Funkensonntag

Weinzirl 02 - Funkensonntag

Titel: Weinzirl 02 - Funkensonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
Vom Netzwerk:
sprach.
    »Adi Feneberg war krank. Er hatte Myasthenia gravis. Das wird
zumindest dem angehenden Doktor in eurer Verschwörung etwas sagen. Das Rohypnol
hat zum Atemstillstand geführt. Unter normalen Umständen wäre er wohl
aufgewacht – so wie ihr es geplant hattet.«
    »Wir wollten ihn nicht umbringen. Niemals!«
    »Aber du wolltest Jo umbringen!«
    »Quirin rief bei mir an, dass Jo bei ihm gewesen sei. Dass sie ihn
mit Fragen bombardiert habe. Sie hat bei unserem ersten Treffen auch versucht,
mich über Adi Feneberg auszuquetschen. Wir waren uns sicher, dass sie nicht
aufgeben würde. Wir wollten das zu einem Ende bringen. Ich bin Vater, ich habe
ein Kleinkind. Petra und die Kleine sind der einzige Lichtblick in meinem
Leben. Es gab kein Licht mehr, seit der Lawine. Es gab keine Nacht ohne
Alpträume. Das ging uns allen so. Wir dachten anfangs, man könnte keinen
Zusammenhang zwischen uns herstellen. Aber dann kam Jo.«
    »Und ihr habt sie in den Tod hetzen wollen. Im Glühwein war Heroin.
Ich habe die Tassen analysieren lassen. Für jemanden, der Heroin zum ersten Mal
in einer solchen Form verabreicht bekommt, war die Reaktion mit totaler
Übelkeit und Erbrechen ganz normal. Auch das hat Steffen als Mediziner sehr
genau einkalkulieren können. Die Konzentration war nicht tödlich hoch, aber
eben so, dass Jo völlig willenlos war.«
    Gerhard sah Heini noch mal an, seine rotgeränderten Augen waren
wirklich die eines Zombie. Aus dem Nebenzimmer waren gedämpfte Stimmen zu
hören. Gerhard hätte tausend Fragen gehabt, private Fragen, aber er wusste
gleichzeitig, dass er mit Heini niemals mehr privat sprechen würde.
    »Habt ihr wirklich geglaubt, ihr kommt damit durch?«
    »Wir hätten gesagt, sie sei über die Kuppe gestürzt. Wir haben eine
Rettungsaktion inszeniert und den Aufstieg zur Unfallstelle vorgetäuscht. Wir
hätten ausgesagt, dass es zu gefährlich war, ganz bis zu ihr hinaufzusteigen.
Wir hätten lange genug gewartet, bis wir die Bergwacht alarmiert hätten. Sie
wäre bis dahin tot gewesen. Tragisch verunglückt.«
    Gerhard sprang auf, und dann packte er Heini am Kragen und
schüttelte ihn. »Das bist nicht du!«
    »Oh doch, das bin ich seit der Lawine, glaub mir. Man hätte uns
geglaubt. Ich bin Bergführer, Steffen ist Mediziner. Und wir beide sind doch
sowieso vom Schicksal gebeutelt. Wir hätten den Mitleidsbonus gehabt. Jetzt hat
der arme Heini noch jemanden verloren, hätte es geheißen. Und Steffen, was für
eine grauenvolle Laune des Schicksals, dass der arme Junge schon wieder mit dem
Tod im Schnee konfrontiert wurde, hätten alle gesagt. Gott hat ziemlich
schwarzen Humor, hätten die Leute gedacht.«
    Heini sprach leise und war voller Zynismus.
    Gerhard schlug ihm hart ins Gesicht – und dann rannte er aus dem
Zimmer in die Herrentoilette. Er schöpfte sich Wasser ins Gesicht und sah auf
seine Handfläche. So etwas hatte er noch nie getan. Es verstrichen Minuten, bis
er Evi aus dem zweiten Verhörzimmer herauswinkte und schließlich alle drei
Männer in einen Raum bringen ließ. Die Stille war beängstigend, Evi stand an
einen Tisch gelehnt. Sie war leichenblass. Die drei jungen Männer saßen
nebeneinander – von Musketieren keine Spur mehr. Schließlich sah Quirin Gerhard
in die Augen. Alle Arroganz war gewichen.
    »Wieso hast du denn nicht Alarm geschlagen? Es war sogar noch jede
Menge Zeit, weil der Funken noch nicht gebrannt hatte.«
    »Ich dachte, er sei vielleicht schon rausgekrochen. Und dann wollte
ich was sagen, als die anfingen, brennbare Flüssigkeiten in den Funken zu
kippen. Da war es zu spät.«
    Schweigen senkte sich erneut über die Gruppe. Gerhard dachte an den
knorzigen Arm und an seine eigene kunterbunte, fröhliche Jugend und daran, wie
wenig er trotz seines Jobs über die tiefen Abgründe des Menschseins wusste.
    Er musste sich einen Ruck geben, um überhaupt weiterzufragen.
    »Nehmen wir mal an, der Plan wäre aufgegangen. Dann wäre Adi
Feneberg so gegen fünf aus dem Funken gekrabbelt. Und dann? Wäre er
aufgestanden und lächelnd heimmarschiert? Außerdem: So genau konntet ihr die
Zeit nicht berechnen. Was, wenn er erst aufgewacht wäre, wenn schon Leute da
gewesen wären? Oder der Funken schon gebrannt hätte. Ihr habt seinen Tod sehr
wohl einkalkuliert!«
    Heini schüttelte hektisch den Kopf.
    »Nein, nein, das haben wir nicht gewollt!«
    Steffen Schaller fiel ein: »Ich war mir absolut sicher, er wäre
spätestens um fünf aufgewacht. Ich hatte extra so

Weitere Kostenlose Bücher