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Weinzirl 02 - Funkensonntag

Weinzirl 02 - Funkensonntag

Titel: Weinzirl 02 - Funkensonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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dosiert, dass ein Spielraum
blieb.«
    »Okay, aber da waren schon ein Haufen Leute da. Und da entsteigt
also Adi Feneberg wie ein Funken-Troll dem Funken und läuft davon? Der wäre
doch gesehen worden. Und was hätte er dann gesagt: dass er gerade mal ein
Schläfchen gemacht hat? Dass er das immer im Funken tut?«
    »Er hätte den wahren Hergang für sich behalten. Er war zu eitel!«,
sagte Heini und sah zu Boden.
    »Nehmen wir mal an, er hätte nichts verraten. Wie wäre er mit euch
umgegangen? In Zukunft?«
    »Er hätte so getan, als wäre nichts gewesen. Er hätte unsere
Botschaft verstanden. Man hat eben doch nicht immer alles in der Hand. Aber er
hätte es nie zugegeben, dass er von drei Teenagern – dafür hat er sogar Heini
noch gehalten – übertölpelt worden ist. Niemals! Nicht um uns zu schützen,
sondern um seinen Nimbus zu schützen!«
    Quirins Augen flackerten, seine Wangen waren rot. Rund um ihn herum
schien gleißendes Licht zu sein. Gerhard spürte jetzt wieder diese
zerstörerische Kraft, die von Quirin ausging.
    Er ließ das unkommentiert und verlegte sich auf greifbare Dinge. Das
war seine einzige Chance, diesen Irrsinn zu überstehen.
    »Aber ich begreife den ganzen Ablauf nicht. Adi Feneberg war um fünf
Uhr fünfzehn an der Adelharzer Kreuzung. Da ist er doch vorher schon an euch
vorbeigelaufen? Wieso hat er da nicht schon angehalten?«
    Heini blickte Gerhard verständnislos an.
    »Er ist nicht vorher vorbeigekommen. Es war doch Sonntag.«
    Gerhard runzelte die Stirn.
    »Entschuldige, aber das verstehe ich nicht.«
    »Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag ist er die Runde immer
andersrum gelaufen. Erst runter nach Werdenstein, dann zum Burgcafé und weiter
nach Adelharz. Immer Montag, Mittwoch und Freitag lief er über den Kirchplatz,
durchs Dorf und dann zur Adelharzer Abzweigung«, erklärte Heini.
    »Und das war immer so?«
    Nun antwortete wieder Quirin, sein Lachen war diabolisch.
    »Bei ihm war alles immer so. Natürlich! Er hat seine Runden streng
nach Plan und Zeit gelaufen. Bei uns war er deshalb so gegen Viertel vor
sechs.«
    Dann hatte sich der Kiechle wirklich in der Zeit vertan! Sie waren
sich so sicher gewesen, denn die Zeit hatte ja genau zur Runde gepasst. Dann
hatte auch Kürten die Wahrheit gesagt. Er hatte ihn wirklich erst später
getroffen. Kurz bevor er von Quirin und Heini ins Fegefeuer geworfen worden
war.
    »Du entschuldigst mich kurz«, sagte er nur zu Evi gewandt und ging
in ein Nebenzimmer. Von dort rief er Schimpfle in Ulm an.
    »Sie können Kürten gehen lassen. Er hat nicht gelogen. Auch seine
Zeitangaben stimmen.«
    Was er zu hören bekam war ein Kichern.
    »Schade eigentlich, so ein Unsympath, wie der gewesen ist. Und
grüßen Sie Ihre aparte Kollegin. Meine Einladung zur hausgemachten Mascarpone
steht.«
    Gerhard hatte aufgelegt. Evi hatte augenscheinlich einen Schlag bei
diesem schwäbischen Halbitaliener. Sakra! Der ging ja ran, der Jürgen-le,
dachte Gerhard, und ein wenig riss ihn so viel Lebensfreude aus dem schwarzen
Strudel der dämonischen Musketiere wieder heraus. Er ließ die drei abführen und
machte sich augenblicklich daran, seinen Bericht zu schreiben.
    Evi war neben ihn getreten.
    »Lass das doch. Das hat doch noch Zeit. Ich kann das doch machen.«
    »Danke, Bella. Aber ich brauch das jetzt.«
    Sachlich zu formulieren war besser, als nachzudenken, zu grübeln
oder begreifen zu wollen, dass einer wie Heini dem Teufel Herz und Seele
verkauft hatte. Seine Menschenkenntnis hatte ihn im Stich gelassen, und das
schmerzte. Er lächelte Evi mit einem wehmütigen Blick an.
    »Übrigens, ruf mal den Jürgen-le an, der hat eine Mascarpone für
dich.«
    Evi errötete leicht und murmelte irgendwas. Gerhard zwinkerte ihr
zu, tieftraurig, und gleichzeitig war da ein Funken Normalität. Das Leben ging
weiter.
    Als Jo im Krankenhaus aufwachte, war sie völlig desorientiert. Sie
machte eine Bewegung und merkte, dass Schläuche in beiden Handrücken steckten.
Ihre Schulter war wie gepanzert. Maschinen neben ihr blinkten grün und rot, sie
kam sich vor wie in einer hochdramatischen Arzt-Serie. Emergency Room? Ein
Wandschirm teilte den Raum nach links ab. Rechts an der Wand hing eine Uhr: Es
war elf. Aber was war eigentlich für ein Tag? Sie konnte sich leicht aufrichten
und den Kopf weiter zur Seite drehen, wo ein Spiegel hing. Ihr Gesicht hatte
die Farbe eines frischgekalkten Hauses, die schwarzen Augenringe lagen auf wie
eine Halloween-Maske. Ihre Lippen

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