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Weinzirl 02 - Funkensonntag

Weinzirl 02 - Funkensonntag

Titel: Weinzirl 02 - Funkensonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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zusammen, schüttelte den Kopf und deutete auf vier
Glühweinbecher.
    Gerhard riss vier Plastikbeutel raus, steckte die Tassen hinein und
drückte sie Meierl in die Hand. Zum Wirt gewandt rief er:
    »Wo sind die hin?«
    »Dia wolltet aufs Fellhorn nauf, zum Schlappoldkopf und auf Riezlern
abfahra. I hon mi no verkopft, ob des bei dem Wettr kui Schmarra isch. Aber
weil doch dr Heini …«
    Gerhards Magen krampfte sich zusammen.
    »Wenn Jo sonst keine Skitouren geht, kommen die langsam voran. Das
Fellhorn hat 2037 Meter, der Schlappoldkopf 1968 Meter. Auf den Gipfel braucht
man etwa zehn Minuten, dann gibt’s wenige kleinere Anstiege auf dem Grat, alles
in allem geht es recht eben dahin. Lass sagen, sie brauchen eine knappe
Stunde.«
    Gerhard, Meierl und der Wirt starrten in Richtung der Stimme. Markus
hatte gesprochen, so klar, wie Gerhard ihn noch nie erlebt hatte.
    »Ich bin in Riezlern aufgewachsen, den Schlappoldkopf kenn ich. Ich
boarde, seit ich zehn bin. Ich bin mal kurz in einem Freeriding-Team
mitgefahren. Äh, ich weiß nicht, ob du weißt …« Er sah Gerhard ängstlich an. Da
war er wieder – der alte, unsichere Markus.
    Gerhard starrte ihn an, als sähe er ihn zum ersten Mal.
    »Markus, deine Einschätzung. Was bedeutet das?«
    »Es ist Wahnsinn bei dem Wetter. Das ist extrem, äh extrem heißes
Terr, äh Gelände. Der Hang hat zwischen dem Kopf und Unterwestegg
fünfunddreißig bis vierzig Grad. Er hat zwar diverse Geländestufen zum
Verschnaufen, aber er ist dadurch sehr in- … äh, instabil! Vor allem heute.
Heini kennt ihn sicher wie seine Westentasche. Gerade er muss wissen, dass es
Wahnsinn ist. Er fährt den Hang locker. Die anderen beiden, auch wenn sie
erfahrene Freerider sind, werden sich schon schwerer tun. Aber Jo als
Anfängerin? Es ist Wahnsinn, es sei denn …«
    »Markus, es sei was?«
    »Heini und die anderen bringen Jo absichtlich in Gefahr!«
    Gerhard wies auf die Tassen in Meierls Hand: »Sofort untersuchen
lassen, mach, dass du vom Berg kommst! Und alarmier die Bergwacht. Sag ihnen,
dass wir Hilfe brauchen. Zwischen Schlappoldkopf und Unterwestegg. Alarmier in
Riezlern die Gendarmerie und die Rettung!«
    Er hastete zur Tür, gefolgt von Markus. »Wenn Jo einen Schutzengel
hat, dann hat er dich geschickt. Schaffen wir den Hang?« Gerhard sah Markus
besorgt an. Markus nickte. Gerhard zog seine Felle auf, schnell und
konzentriert. Markus hatte ein teilbares Touren-Snowboard dabei. Er ging voran,
sein Tempo war extrem hoch. Der Wind kam inzwischen waagerecht über den Grat,
zerrte an den Anoraks, kleine Eiskristalle stachen wie Nadeln in ihre Wangen.
Sie hatten in gut dreißig Minuten den Schlappoldkopf erreicht. Markus atmete
nicht mal ansatzweise stärker. Gerhard pumpte aus tiefem Lungengrund.
    »Lass uns ein kurzes Stück abfahren, damit die Sicht besser wird«,
schrie Markus gegen den Wind an.
    Er sprang in den Hang, Gerhard hinterher. Sie fuhren vielleicht
hundert Höhenmeter ab. Höchste Konzentration war erforderlich, denn der Schnee
war stark verblasen. Der Schneefall hatte aufgehört, nur der Wind heulte
weiter. Und plötzlich sahen sie schwarze Punkte weit unten. Drei Punkte, die
sich rasch talwärts bewegten. Aber wo war der vierte? Im Schnee waren Spuren zu
sehen. Sie folgten ihnen, Markus vorne weg. Plötzlich schwang er ab und hob
warnend die Hand.
    »Da kommt eine gefährliche Geländestufe. Jeder mit Ortskenntnis weiß
das. Wir müssen sie umfahren, bevor wir was lostreten.«
    Markus flog dahin auf seinem Board, Gerhard hatte bei diesen
ungünstigen Schneeverhältnissen Probleme, auf seinen Ski zu folgen. Markus fuhr
zunächst von den Spuren weg. Wieder stoppte er. Er prüfte mit Gerhards Stock
den Hang, und dann nickte er.
    »Ich glaube, wir können es riskieren zu queren.«
    Und dann sahen sie Jo etwa hundert Meter weiter oben liegen. Leblos!
Im Schnee waren jene Abdrücke zu sehen, die entstehen, wenn jemand seitlich
aufsteigt.
    »Die sind ein Stück hochgestiegen. Es sieht aus, als ob sie Jo
retten wollten.« Aus Markus Stimme sprach Unverständnis.
    »Oder es sollte so aussehen!«, rief Gerhard, dessen Stimme vor
Anspannung leicht kippte.
    Vorsichtig stiegen sie auf, prüften immer wieder den Hang.
Schließlich erreichten sie Jo, die merkwürdig verdreht dalag. Die Schulter hing
im Anorak wie bei einer Puppe mit zerbrochenen Gliedern. Gerhard war neben ihr.
Sie war bewusstlos, aber sie hatte Puls, und während Markus eine Aludecke aus
seinem Rucksack holte,

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