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Weiss wie der Tod

Weiss wie der Tod

Titel: Weiss wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Gudman war schon unterwegs. Er schnappte sich eine vorbeitreibende Zaunlatte und stocherte damit vor jedem Schritt im Wasser.
    Schließlich erreichte er die Hofauffahrt und stapfte zur Eingangstür. Sie war verschlossen. Er klopfte und schaute durchs Fenster hinein. Die Stühle und der Tisch im Wohnzimmer standen im Wasser. Das Fenster ließ sich leicht öffnen. Mit einem Satz war er drin.
    Der Korridor führte ihn in den letzten Raum, die Küche. Eine Tür stand zur Hälfte offen. Die Kellertreppe war bis zur letzten Stufe überschwemmt. In einer Ecke raschelte etwas.
    Er erkannte eine durchnässte Ratte, die an einem Stück verwesten Fleischs nagte.

50
    W enn wir Glück haben, können wir es auf den Sturm schieben», sagte Michaelis. «Die Stromversorgung war unterbrochen, und dann kam es zu dieser Fehlfunktion.» Sie tippte mit dem Kugelschreiber nervös auf die Tischplatte.
    «So etwas kann doch passieren, oder?»
    «Was?», fragte Levy, der ihr gegenübersaß.
    «Dass ein Server Aussetzer produziert, wenn er nicht genügend Saft bekommt.»
    «Sicher.»
    «Diese ganze Technik ist sehr anfällig für Störungen, habe ich mal gelesen. Je leistungsfähiger sie wird, desto eher schleichen sich Fehler ein.»
    «Kommt vor, ja.»
    Michaelis seufzte über die Coolness, die Levy an den Tag legte. «Verdammt, das kann uns den Kopf kosten. Ich blas die Sache ab. Noch ist es nicht zu spät.» Sie griff zum Telefon.
    «Lass es sein», widersprach Levy. «Alexej macht das nicht zum ersten Mal.»
    «Aber irgendwann werden sie alle erwischt. Und ich habe keine Lust, dass es jetzt ist.»
    «Da draußen geht die Welt unter. Niemand macht sich gerade Sorgen wegen der Sicherheit irgendwelcher Computer.»
    Sie legte auf. «Aber wieso hören wir denn nichts von ihm?»
    «Luansi hat versprochen, dass sie sich sofort melden, wenn sie drin sind. Hab Geduld.»
    Michaelis zwang sich zur Ruhe. Erfolglos. «Wo bleibt Naima so lange?»
    «Vielleicht hat sie was in Termühlens Wohnung gefunden.»
    «Dann kann sie doch anrufen.»
    Levy schüttelte verständnislos den Kopf. «Und ich dachte immer, du seist abgebrüht.»
    «Bin ich auch, solange ich die Kontrolle habe.»
    «Alexej weiß, worum es geht. Ich vertraue ihm.»
    «Du hast leicht reden. Dich kostet es auch nicht den Kopf, wenn die Sache schiefgeht.»
    «Alexej ist schon in das Netzwerk einer russischen Ölfirma eingedrungen, vorbei an zig Firewalls. Ein privater deutscher Server dürfte kein großes Problem für ihn sein. Bevor die überhaupt was merken, ist er schon längst wieder draußen.»
    «Er könnte Spuren hinterlassen.»
    «Er weiß, wie er sie verwischt. Wenn nicht, dann schmeiß ihn raus.»
    Sie lächelte gequält. «Und dich gleich mit. Du hast die Aktion erst ins Rollen gebracht.»
    «Dann hast du ja deinen Sündenbock. Gratuliere.»
    Levy stand auf und streckte sich. Er müsste sich wieder mehr bewegen. Das ständige Sitzen tat seiner Wirbelsäule alles andere als gut.
    «Wie geht es dir eigentlich?», fragte Michaelis in die Stille.
    «Gut. Wieso fragst du?»
    «Nur so.»
    «Jetzt sag schon.»
    «Nichts, ich mache mir nur Gedanken.»
    «Über mich?»
    «Ja, auch.»
    Levy setzte sich wieder. «Also, ich höre.»
    «Frank», sagte Michaelis trocken. «Denkst du noch an ihn?»
    Daher wehte der Wind. Er reagierte mit einer Gegenfrage. «Und du? Kannst du das einfach so wegstecken, was er dir angetan hat?»
    Michaelis seufzte. «Nein. Ich denke öfters daran, als du dir vorstellen magst. Es vergeht kein Tag ohne ihn. Ich fürchte ihn in jedem Blick, der länger als üblich dauert. An der Kasse im Supermarkt ist es mir unangenehm, wenn jemand hinter mir steht, und einsame Abendspaziergänge sind passé. Ist es das, was du meinst?»
    «So was in der Art, ja.»
    «Nun zu dir.»
    Levy blockte ab. Er würde ihr nicht das Erlebnis von letzter Nacht beichten. Das wäre sein Freifahrtschein in die Psychiatrie. «Es geht besser mit jedem Tag, an dem das Urteil näher rückt», log er. «Ich bin erst ganz zufrieden, wenn sich alle Türen hinter ihm geschlossen haben und der Wärter den Schlüssel weggeworfen hat.»
    Sie schmunzelte. «Ja, das wäre eine gute Idee.»
    Die Tür ging auf, und Naima kam herein.
    «Na, endlich», seufzte Michaelis.
    Sie legte die nassen Sachen ab und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. «Dieses Loch ist unbeschreiblich», sagte sie. «Der Kerl war wirklich ein Freak. Nur Bergsteigerfotos und Sadomaso-Zeug. Eklig. Wie tief ein Mensch nur sinken

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