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Weiß wie Milch, rot wie Blut - D'Avenia, A: Weiß wie Milch, rot wie Blut - Bianca come il latte, rossa come il sangue

Weiß wie Milch, rot wie Blut - D'Avenia, A: Weiß wie Milch, rot wie Blut - Bianca come il latte, rossa come il sangue

Titel: Weiß wie Milch, rot wie Blut - D'Avenia, A: Weiß wie Milch, rot wie Blut - Bianca come il latte, rossa come il sangue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alessandro D'Avenia
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einem McDonalds, der nach McDonalds riecht, stopfe ich mir warme Pommes rein, während Niko mit dem Strohhalm in einem Riesenbecher Cola herumzuzelt.
    »Du solltest nicht ans Weiß denken.«
    Niko sagt mir das immer. Niko hat immer recht. Nicht umsonst ist er mein bester Freund. Er ist wie Will Turner für Jack Sparrow. Mindestens einmal im Monat retten wir einander das Leben, denn dazu sind Freunde da. Ich suche mir meine Freunde aus. Das ist das Schöne an Freunden. Man kann sie sich aussuchen und versteht sich gut mit ihnen, weil man sich die passenden ausgesucht hat. Mitschüler sucht man sich nicht aus. Man kriegt sie einfach, und oft genug gehen sie einem gehörig auf die Eier.
    Niko ist in der b (ich in der d), und in der Schule spielen wir in derselben Hallenfußballmannschaft: die Piraten. Zwei Genies. Dafür hab ich die Dauernervöse in der Klasse: Elettra. Schon der Name klingt übel. Manche Leute machen ihre Kinder schon per Namensgebung fertig. Ich heiße Leo, und das ist gut so. Ich habe Schwein gehabt: Leo klingt nach jemand Schönem, Starkem, der mit seiner Mähne wie ein König aus dem Unterholz tritt. Brüllt. Oder es zumindest versucht … Der Name bestimmt das Schicksal, so ist es nun mal. Elettra zum Beispiel: Was ist das für ein Name? Klingt nach Hochspannung, schon wenn man ihn hört, kriegt man eine gewischt. Deshalb ist die ständig so nervös.
    Und dann gibt’s noch den Nerd vom Dienst: Giacomo, genannt Stinker. Noch so ein Name, der Unglück bringt! Leopardi hieß genauso und war buckelig, einsam und dazu noch Dichter. Keiner redet mit Giacomo. Er stinkt. Und keiner hat den Mut, es ihm zu sagen. Seit ich in Beatrice verliebt bin, dusche ich jeden Tag und rasiere mich einmal pro Monat. Ist letztlich sein Bier, wenn er sich nicht wäscht. Doch wenigstens seine Mutter könnte es ihm sagen. Tut sie aber nicht. Was soll’s, was geht’s mich an? Ich kann schließlich nicht die Welt retten. Dafür gibt’s Spiderman.
    Nikos Rülpser holt mich wieder auf die Erde zurück, und ich antworte lachend:
    »Du hast recht. Ich sollte nicht ans Weiß denken …«
    Niko haut mir auf die Schulter:
    »Morgen will ich dich gedopt! Wir putzen diese Armleuchter weg!«
    Ich strahle ihn an:
    Was wäre die Schule ohne Fußballturnier?

I ch weiß nicht, warum ich’s gemacht hab, ich weiß nicht, warum es mir Spaß gemacht hat, und ich weiß nicht, warum ich es wieder tue«: Diese erhellenden Worte meines einzigen Lehrers und Vorbildes Bart Simpson bringen meine Lebensphilosophie auf den Punkt. So viel dazu. Heute ist die Lehrerin für Geschichte und Philo krank. Na toll! Dann kommt ’ ne Vertretung. Die übliche arme Sau.
    Das sollst du doch nicht sagen!
    Ich kann meine Mutter förmlich hören, aber ich sag’s trotzdem. Was muss, das muss! Vertretung zu sein, ist per se schon das Allerletzte.
    Erstens: Man vertritt einen Lehrer, der selbst schon eine arme Sau ist, also ist die Vertretung eine arme Sau hoch zwei.
    Zweitens: Wieso wird man überhaupt Vertretung, was ist das bitte für ein Job, jemanden zu vertreten, der krank ist?
    Also: Man ist nicht nur eine arme Sau, sondern versaut auch noch den anderen das Leben. Saumäßiges Pech hoch vier. Pech ist lila, Lila ist die Farbe der Toten. Wir haben uns am Eingang postiert, um der krachhässlichen Vertretung im propren lila Kleid eine tödliche Salve spucketriefender Papierkügelchen aus unseren leeren Kulihüllen auf den Pelz zu brennen.
    Stattdessen taucht ein junger Typ auf. Jacke und Hemd. Ordentlich. Zu schwarze Augen für meinen Geschmack. Ebenso schwarze Brille auf einer zu langen Nase. Tasche voller Bücher. Er sagt immer wieder, dass er sein Fach liebt. Das hat noch gefehlt, einer, der dran glaubt. Das sind die Schlimmsten! Den Namen weiß ich nicht mehr. Er hat ihn gesagt, aber da habe ich gerade mit Silvia geredet. Silvia ist eine, mit der man über alles reden kann. Ich mag sie total gern und nehme sie oft in den Arm. Aber nur, weil sie’s gern hat und ich auch. Sie ist trotzdem nicht mein Typ. Sie ist schwer in Ordnung, man kann mit ihr über alles reden, und sie kann zuhören und gute Tipps geben. Aber ihr fehlt dieses gewisse Etwas, der Zauber, die Magie. Das, was Beatrice hat. Sie hat keine roten Haare wie Beatrice. Ein Blick von Beatrice genügt, und man gerät ins Träumen. Beatrice ist rot. Silvia ist himmelblau wie alle wahren Freunde. Die Vertretung dagegen ist ein schwarzer Fleck in einem hoffnungslos weißen Tag.
    Pech, Pech,

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