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Weiß wie Milch, rot wie Blut - D'Avenia, A: Weiß wie Milch, rot wie Blut - Bianca come il latte, rossa come il sangue

Weiß wie Milch, rot wie Blut - D'Avenia, A: Weiß wie Milch, rot wie Blut - Bianca come il latte, rossa come il sangue

Titel: Weiß wie Milch, rot wie Blut - D'Avenia, A: Weiß wie Milch, rot wie Blut - Bianca come il latte, rossa come il sangue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alessandro D'Avenia
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muss man dran glauben. Kein Lehrer hat mich je davon überzeugen können, dass es die Mühe lohnt. Und wenn die es schon nicht schaffen, obwohl es ihr Job ist …

I ch bin auf den Blog des Träumers gegangen. Jepp, die Vertretung für Geschichte und Philo hat einen Blog, und ich bin neugierig, was er da schreibt. Lehrer haben kein Leben außerhalb der Schule. Außerhalb der Schule existieren sie nicht. Also wollte ich sehen, was einer sagt, der nichts zu sagen hat. Er schrieb über einen Film, den er zum x-ten Mal gesehen hat: Der Club der toten Dichter . Er meinte, er hätte die gleiche Leidenschaft fürs Unterrichten wie der Lehrer aus dem Film. Er meinte, dieser Film hätte ihm gezeigt, wozu er auf der Welt sei. Dann folgte ein seltsamer, aber schöner Satz: »Die Schönheit erfassen, wo immer sie ist, und sie meinem Nächsten schenken. Dazu bin ich hier.«
    Man muss zugeben, dass der Träumerpauker sich ausdrücken kann. In zwei Sätzen macht er klar, dass er sein Leben durchschaut hat. Kein Wunder, er ist dreißig, da liegt das nahe. Aber nicht jeder bringt es so auf den Punkt. In meinem Alter hat er seinen Traum geboren. Er hat sein Ziel erkannt und es erreicht.
    Ich bin sechzehn und habe keine bestimmten Träume, wenn man von den nächtlichen absieht, die ich morgens wieder vergessen habe. Erika-mit-K meint, Träume haben was mit Reinkarnation zu tun, damit, was man im vorigen Leben gewesen ist. Wie bei diesem Fußballer, der behauptet, in seinem vorigen Leben eine Ente gewesen zu sein, was sich vielleicht positiv auf sein fußballerisches Können ausgewirkt hat. Erika-mit-K meint, sie sei ein Jasmin gewesen. Deshalb parfümiert sie sich immer so. Ich mag ihr Parfüm.
    Ich glaube nicht, dass ich schon mal wiedergeboren worden bin. Aber wenn ich wählen müsste, wäre mir ein Tier lieber als eine Pflanze: ein Löwe, ein Tiger, ein Skorpion … Keine Frage, Widergeburt ist ein heikles Thema, aber zu kompliziert, um jetzt darüber nachzudenken, und außerdem kann ich mich nicht daran erinnern, wie es als Löwe war, auch wenn ich noch eine Mähne habe und eine Löwenkraft in den Adern spüre. Also muss ich wohl ein Löwe gewesen sein, und deshalb heiße ich auch Leo. Leo bedeutet »Löwe« auf Latein. Leo rugens : »brüllender Löwe«.
    Trotzdem bin ich in der Elften und hab die Neunte und Zehnte fast unbeschadet überstanden. Neunte Klasse, Minuspunkte in Griechisch und Mathe. Zehnte Klasse nur in Griechisch. Griechisch ist die schulische Salatbeilage. Es schmeckt bitter und hilft einzig und allein der Verdauung, damit man sich bei den Prüfungen ordentlich in die Hosen macht …
    Die Massaroni war schuld. Die pingeligste und gnadenloseste Lehrerin der ganzen Schule. Sie trägt einen Hundepelz: immer, nur und ausschließlich den. Sie hat zwei Looks: im Herbst, Winter und Frühling Hundepelz. Im Sommer … Sommerhundepelz. Wie kann man bloß so leben? Vielleicht war sie in ihrem letzten Leben ein Hund? Ich find’s lustig, mir zu Leuten ein voriges Leben zu überlegen, das gibt Aufschluss über ihren Charakter.
    Beatrice zum Beispiel muss ein Stern gewesen sein. Sterne sind blendend hell: Man sieht sie aus Millionen von Lichtjahren Entfernung. Sie sind geballte, glühende, strahlende rote Materie. Und so ist Beatrice. Man sieht sie aus Hunderten Metern Entfernung, umstrahlt von ihrem roten Haar. Wer weiß, ob ich sie eines Tages küssen werde. Übrigens hat sie bald Geburtstag. Vielleicht lädt sie mich zur Party ein. Heute Nachmittag gehe ich an die Bushalte, dann sehe ich sie. Beatrice ist Rotwein. Sie berauscht mich: Ich liebe sie.

W e nn nachmittags ein Turnierspiel ansteht, geht nichts anderes. Man muss sich mental darauf vorbereiten und die Spannung zelebrieren. Jeder Handgriff wird bedeutsam und muss sitzen. Mein Lieblingsmoment ist, wenn ich mir die Stutzen anziehe, sie langsam über die Schienbeine streife wie die Beinschienen einer mittelalterlichen Ritterrüstung.
    Die heutigen Gegner sind aus der 12 b. Abteilung Papas Liebling. Wir müssen sie fertigmachen. Piraten gegen Schönlinge. Das Ergebnis steht fest, nur die Zahl der Toten noch nicht. Wir werden so viele wie möglich plattmachen. Der Kunstrasen des Fußballfeldes der dritten Generation elektrisiert jede Faser meines Körpers. Und schon treten wir in unseren leuchtend roten Hemden mit dem Totenschädel in der Mitte und dem Schriftzug »Piraten« in den noch warmen Herbstnachmittag hinaus. Wir sind alle da: Niko, Ciuffo, Stanga und Spugna, der

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