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Weiß wie Milch, rot wie Blut - D'Avenia, A: Weiß wie Milch, rot wie Blut - Bianca come il latte, rossa come il sangue

Weiß wie Milch, rot wie Blut - D'Avenia, A: Weiß wie Milch, rot wie Blut - Bianca come il latte, rossa come il sangue

Titel: Weiß wie Milch, rot wie Blut - D'Avenia, A: Weiß wie Milch, rot wie Blut - Bianca come il latte, rossa come il sangue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alessandro D'Avenia
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nicht umsonst Leo.

I ch hab mal einen Dokumentarfilm über Löwen gesehen, da kam ein Männchen mit einer riesigen Mähne aus dem Unterholz, und eine sonore Stimme sagte: »Der König der Tiere trägt seine Krone.« So sind meine Haare: stolz und ungebändigt.
    So eine Löwenmähne ist irre angenehm. Ich muss sie nie kämmen, kann sie einfach wachsen lassen und mir vorstellen, meine Haare wären meine Gedanken, die mir aus dem Hirn sprießen: Hin und wieder macht’s bumm, und sie schießen in alle Richtungen. Ich bringe sie unter die Leute, sie sind wie die Bläschen einer frisch geöffneten Cola, die dieses geile Geräusch machen! Mit meinen Haaren drücke ich total viel aus. Wie wahr. Wie wahr, was ich gerade gesagt habe.
    Ein Blick auf meine Haare genügt, und alles ist klar. Zumindest denen aus meiner Schule, den anderen Galeerensklaven und Piraten: Spugna, Stanga und Ciuffo. Mein Vater hat schon lange aufgegeben. Meine Mutter meckert ständig dran herum. Meine Oma kriegt fast ’ nen Herzkasper, wenn sie mich sieht (kein Wunder, mit neunzig).
    Wieso tun die sich mit meinen Haaren so schwer? Zuerst sagen sie, sei wie du bist, drück dich aus, sei du selbst! Kaum versucht man zu zeigen, wie man ist, heißt es, du hast keine Persönlichkeit, bist genau wie alle anderen . Was ist denn das für ’ ne Logik? Da soll einer durchsteigen: Entweder man ist man selbst, oder man ist wie alle anderen. Man kann’s denen sowieso nie recht machen. Am Ende sind sie nur neidisch, vor allem die Glatzköpfe. Wenn ich ’ ne Glatze kriege, bring ich mich um.
    Aber wenn Beatrice nicht auf meine Haare steht, müssen sie ab, doch das will überlegt sein. Schließlich könnten sie noch nützlich werden. Beatrice, entweder du liebst mich so, wie ich bin, Haare inklusive, oder es läuft nichts. Wie sollen wir zusammensein, wenn’s schon bei solchen Kleinigkeiten hapert? Jeder muss sich treu bleiben und den anderen nehmen, wie er ist – so heißt es doch immer im Fernsehen –, sonst ist es mit der Liebe nicht weit her. Komm schon, Beatrice, kannst du das nicht verstehen? An dir gefällt mir alles, du hast eh schon die Nase vorn. Immer sind die Mädchen einem voraus. Wie machen die das? Wenn man gut aussieht, liegt einem die Welt zu Füßen, man kann sich aussuchen, wen man will, tun, wozu man Lust hat, anziehen, was einem gefällt … völlig schnuppe, die anderen himmeln einen an. So ein Glück!
    Bei mir dagegen gibt es Tage, da will ich gar nicht vor die Tür. Ich fühle mich dermaßen hässlich, dass ich mich am liebsten ohne in den Spiegel zu sehen in meinem Zimmer einschließen würde. Weiß. Mit weißem Gesicht. Farblos. Eine Qual. Und dann gibt es Tage, da bin ich ebenfalls rot. Wo, bitte, findet man schon einen wie mich? Ich ziehe mir das richtige T-Shirt über, gleite in die cool sitzende Jeans und bin ein Gott: Zac Efron könnte mir allenfalls die Tasche tragen. Ich gehe allein durch die Straßen. Der Ersten, der ich begegne, könnte ich sagen: »Hey, Schätzchen, ich gebe dir die einmalige Chance, heute Abend mit mir auszugehen, und das solltest du dir nicht entgehen lassen, denn wenn du mit mir unterwegs bist, werden dich alle anglotzen und sagen: Wie zum Henker ist die an diesen Wahnsinnstypen gekommen? Deine Freundinnen kriegen Falten vor Neid.«
    Mann, bin ich ein Gott! Hab ich ein pralles Leben. Ich stehe nie still. Wenn’s die Schule nicht gäbe, wäre ich noch relaxter, schöner und berühmter.

M eine Schule heißt wie eine Figur aus Entenhausen: Horaz-Gymnasium. Der Putz bröckelt von den Wänden, die Klassenräume sind versifft, die Tafeln eher grau als schwarz, und die Landkarten mit den verblichenen Staaten und Kontinenten lösen sich allmählich in Wohlgefallen auf. Die Wände sind zweifarbig, braun und weiß wie Domino-Eis, nur dass die Schule alles andere als süß ist, abgesehen von der Glocke nach der letzten Stunde, die manchmal hängen bleibt, als wollte sie schreien: Ein weiterer vergeudeter Vormittag in diesem braunweißen Gemäuer! Sieh zu, dass du Land gewinnst!
    Manchmal hat die Schule auch ihr Gutes: Wenn ich plötzlich den Blues kriege und in weißen Gedanken ertrinke. Ich frage mich, wo ich hingehe, was ich tue, ob ich später einmal irgendwas auf die Reihe kriege, ob … Aber zum Glück ist die Schule wie ein gigantischer Spielplatz voller Leute, denen es genauso geht. Wir reden über alles und denken nicht mehr dran, weil es eh nichts bringt. Die weißen Gedanken gehören ausgelöscht.
    In

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