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Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Titel: Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Graser
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natürlich.«
    »Wir müssen nach wie vor davon ausgehen, dass zumindest der Mord an Ihrem Kollegen mit der Versteigerung zu tun haben könnt. Ich würd Ihnen dringend empfehlen, da jetzt nicht mehr hinzufahren auf den Hof.«
    »Jetzt machenS’ mir direkt Angst, Herr Kommissar.«
    »Wie isses denn überhaupt so weit gekommen?«
    »Die meisten Höfe sind doch überschuldet. Unsere Bauern können auf dem Weltmarkt schon lang nicht mehr mithalten. Die Amerikaner und die Ukrainer haben ganz andere Flächen zur Verfügung. Aber die Zölle verschwinden, und subventionieren dürfen wir die Bauern in Zukunft auch nicht mehr. Dann geht’s halt dahin.«
    »Warum?«
    »Warum? Das ist halt so. Das sind die Handelskonferenzen, wo des ausgekartelt wird.
    Das ist alles international. SchaunS’, unsere Industrie will ihr Glump ja auch überallhin verkaufen und will die Zölle und die Subventionen bei die anderen weg haben. Da bleiben die Bauern halt auf der Strecke. Aber warum interessiert Sie das?«
    »Das ist rein beruflich. Ich will wissen, wer da letztendlich schuld ist. Weil kriminaltechnisch gesehen war das eine Verzweiflungstat, dieser Mord in Rechenbrunn.«
    »Wir sind jedenfalls nicht schuld. Und wennS’ ein gutes Werk tun wollen, dann verhaftenS’ den Schiedsrichter. Weil, was der zampfeift, das ist wirklich nicht mehr zu verantworten.«
    Der Sieg der Gastmannschaft, des FC Breitenbach, brachte den Schiedsrichter in eine unangenehme Lage. Vor der Umkleidekabine warteten rotgesichtige Gestalten, die nicht den Eindruck erweckten, als wollten sie noch viel diskutieren. Einige hatten Wassereimer hergerichtet. An Duschen und Umziehen war nicht mehr zu denken. Der Unparteiische zog es unter diesen Umständen vor, sich seine Sporttasche durch ein Seitenfenster reichen zu lassen. Begleitet von wüsten Drohungen erreichte er den Parkplatz, sprang verschwitzt in sein Auto und suchte das Weite.

24
    Der Brief, den die März für die Dienstaufsicht entworfen hat, enthielt vor allem drei Punkte, die sie als bedenklich eingestuft hatte. Erstens, er ermittelt nur, wenn ihn ein Fall interessiert. Alles andere lässt er liegen oder kehrt es unter den Teppich. Zweitens, er ist Alkoholiker. Und drittens, er ist unberechenbar und gemeingefährlich, wenn er betrunken ist, und das ist er immer.
    Vielleicht hätte sie dieses unter beträchtlichem Restalkohol verfasste Schreiben nie abgeschickt. Aber sie zeigte es Becker, und der ließ sofort den Aktenordner, den er über seinen Untergebenen angelegt hatte, kopieren, um die Empörung von Frau Dr. Carmen März mit beeindruckendem Material zu belegen. Das ursprüngliche Gutachten, das sie angefertigt hatte, verschwand im Reißwolf. Schließlich ging ein Paket auf dem Postweg nach Landshut, adressiert an den Ministerialrat Dr. Kopf im niederbayerischen Innenministerium, das eine so ungeheuerliche Schilderung des krankgeschriebenen und vom Dienst suspendierten Kommissars enthielt, dass es nur Kopfschütteln hervorgerufen hätte, wenn es nicht von einer promovierten Psychologin und einem Kriminaloberrat zusammengestellt worden wäre.
    Becker informierte Kreuzeder über die Dienstaufsichtsbeschwerde und teilte ihm mit, dass seine Suspendierung so lange Bestand haben würde, bis eine Entscheidung aus Landshut vorläge. Die weitere Krankschreibung durch Dr. Batzikis sei also vorerst nicht mehr nötig.
    Eine erste Reaktion des Ministeriums kam rasch. Sie besagte aber nur, dass Dr. Kopf sich mit dem Fall befassen werde, dass es aber aufgrund der Fülle der Aktenvermerke einige Zeit dauern werde, bis er zu einer Einschätzung gelangen könne.
    Im Grauen Raben hatte sich derweil die Situation zugespitzt. Was dort passiert ist, steht ja zum Teil in den Gerichtsakten, aber eben nur zum Teil. Die Beteiligten, also die, die das überlebt haben, waren vor Gericht weitgehend nüchtern. Sie erzählten zu viel und zu wenig. Sie sortierten, was sie sagten und was sie lieber nicht erwähnten. Nach allem, was inzwischen bekannt ist, war es aber so, dass die Bichler an dem Tag, an dem die Bluttat passiert ist, so betrunken war, dass sie den Inhalt eines Bierglases, das für Kreuzeder bestimmt war, auf dem Weg zu seinem Tisch zur Hälfte verschüttet hat. Das war schon nach Mitternacht, und er war wie so oft der letzte Gast.
    »Das ist jetzt aber nicht gut eingeschenkt.«
    »Entschuldigung. Das ist heut mein letzter Tag, und da lass ich mir nichts nachsagen. Da wird eingeschenkt, dass es nur so rauscht, das

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