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Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Titel: Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Graser
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Falle einer Bluttat mildernde Umstände verschaffen kann, und Sie haben diesem dubiosen Wirt Hinweise gegeben, wie er an einen Auftragskiller kommt. Ist Ihnen überhaupt klar, welchen Straftatbestand Sie damit erfüllt haben?«
    Kreuzeder sah zwei März, eine schöner als die andere. Wie konnte das sein?
    »Dass man in Bayern mit einem Vollrausch vor Gericht bessere Karten hat, weiß doch bei uns jedes Kind. Und der Wirt soll ruhig in Pilsen in einen Puff gehen und nach einem Auftragsmörder fragen. Da handelt er sich nämlich eine Tracht Prügel ein und sonst nichts, weil da gerät er an den tschechischen Hausmeister.«
    »Was ist dann mit den Albanern?«
    »Die sitzen doch da nicht rum. Die tauchen ab und an zum Kassieren auf und verschwinden gleich wieder. Weil so dumm sind die auch nicht, dass sie den Russen eine Zielscheibe bieten.«
    »Jedenfalls haben Sie hier in betrunkenem Zustand Spezialkenntnisse aus dem Morddezernat weitergegeben. Und das kann ich nicht auf sich beruhen lassen. Ich hab anfangs geglaubt, dass Becker übertreibt, aber das ist offenbar nicht der Fall. Ich werde der Dienstaufsicht in Landshut meine Bedenken melden, und dann sollen die entscheiden, ob Sie überhaupt noch tragbar sind im Polizeidienst.«
    »Wenn’s nach Ihnen geht, gibt’s doch bei der Polizei mehr Alkoholiker als im Bundestag.«
    »Das hab ich nie behauptet.«
    »Aber darauf läuft’s doch hinaus.«
    Das Taxi hielt. Sie stieg ein. Der Fahrer beobachtete misstrauisch, wie Kreuzeder auf seinen Wagen zuwankte, und weigerte sich, ihn mitzunehmen. Die März zog die Tür zu.
    »FahrenS’ ruhig los. Es ist Sommer. Da wird er schon nicht erfrieren.«
    Kreuzeder sah vier Rücklichter entschwinden und suchte wieder Halt an der Mauer. Er rutschte langsam daran herunter und kippte um. Mit Mühe gelang es ihm, wenigstens eine sitzende Position einzunehmen. Er war bereits am Wegdämmern, als über den Asphalt Schritte tapsten. Er sah vier Beine, die in rosa Hausschuhen steckten. Sie waren mit silbernen Plüschbällen verziert. Von irgendwo über ihm kam die Stimme der Bichler.
    »Ich hab zwar keinen Flokatiteppich, aber irgendein Platzerl werden wir schon finden.«
    »Das ist sehr freundlich, aber lassenS’ nur.«
    »Der Wirt frequentiert mich heut bestimmt nicht mehr, und wenn doch, dann fliegt ihm was entgegen.«
    »Ich komm schon zurecht.«
    »Am End werdenS’ noch verhaftet.«
    »Wenn eine Streife kommt, dann zeig ich denen meinen Dienstausweis, und dann fahren die mich heim.«
    »Soll ich eine rufen?«
    »Das wär sehr angenehm.«

23
    Die Bichler rief tatsächlich bei der Polizei an. Einer der Streifenbeamten kannte den Kommissar sogar, und so landete er sicher zu Hause. Sie halfen ihm die Treppe hoch und verpetzten ihn auch nicht.
    Am Sonntag fuhr er nach Oberkirch und dirigierte im Auto die Violinen, Violen und Celli aus dem dritten der Brandenburgischen Konzerte von Johann Sebastian Bach. Der Fußballplatz lag etwas außerhalb des Dorfs am Waldrand. Die Spielvereinigung Oberkirch hatte ein Heimspiel. Technische Kabinettstückchen waren rar. Beide Mannschaften versuchten, über den Kampf zum Erfolg zu kommen.
    Kreuzeder spazierte hinter der Zuschauerreihe entlang und gesellte sich zu dem Mann, der am Grab Prügel bezogen und beim Leichenschmaus eine bewegende Rede gehalten hatte.
    »Sie sind doch der Herr Fuchs von der Sparkass?«
    »Jaja. Und Sie sind der Schluckspecht von der Kripo.«
    »SindS’ jetzt eigentlich Kassenwart geworden?«
    »Einer hat sich ja opfern müssen. Mei, schaunS’ sich den Schiedsrichter an! Der hat doch zwei Glasaugen!«
    Ein Pfiff hatte für Unmut beim Heimpublikum gesorgt. Fäuste wurden geschüttelt, Beschimpfungenüber den Platz gerufen, »Ja, du Blinder, du!… Geh doch heim, du schwarze Sau!« Das Spiel wurde mit einem Freistoß für die Gastmannschaft fortgesetzt.
    »Gibt’s eigentlich schon einen Ersatz für den Herrn Brodl?«
    »Es wird ja überall Personal abgebaut. Ich hab jetzt praktisch die doppelte Arbeit.«
    »So wie es ausschaut, war der Holzner nicht der Täter.«
    »Ich hab schon gehört, da hat’s noch mal einen Mordversuch gegeben, wie er schon im Gefängnis war. Für uns ist des natürlich unangenehm, wenn da nichts aufgeklärt ist. Jetzt ist ja dann bald die Versteigerung, und da lassen die Leut natürlich die Finger von dem Hof. So mysteriöse Bluttaten, wo keiner was weiß, die schrecken natürlich ab.«
    »Das läuft doch jetzt über Ihren Schreibtisch, oder?«
    »Ja,

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