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Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Titel: Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Graser
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Vorsatz. Und das, worum es Ihnen eigentlich geht, nämlich dass Sie sich rächen für die diversen Gemeinheiten, das kann durchaus als niederer Beweggrund gewertet werden.«
    Der Bichler war die Enttäuschung direkt anzusehen. Kreuzeder schnupperte an seinem Veltliner, schlürfte ihn genüsslich in sich hinein und stellte das Glas erst wieder ab, als es leer war.
    »Wenn Sie allerdings zwei Promille intus haben, oder sagen wir lieber drei, dann sieht das eher nach einem Totschlag aus, erfahrungsgemäß.«
    »Also ein Vollrausch wär dann auf alle Fälle angesagt.«
    »In Deutschland schon und in Bayern sowieso. In Frankreich kriegenS’ mildernde Umstände, wenn die Leidenschaft im Spiel ist, Eifersucht und solche Sachen. Bei uns wird kulturbedingt der Vollrausch honoriert.«
    Der Wirt kam hereingestapft. Er blieb kurz stehen, musterte die drei am Tisch mit einem schnellen Blick und ging sogleich hin. Er hatte ein Knödelgesicht mit kleinen, schlauen Äuglein, die hinter den Fettpolstern auf der Lauer lagen, um sich auch ein Stück vom Kuchen dieser Welt abzuschneiden. Über den Brusthaaren, die bis zum Hals hinaufwuchsen, baumelte ein Goldkettchen. Er grüßte gar nicht erst, sondern fuhr die Bichler sofort an:
    »Was hockst denn du schon wieder da rum?«
    »Sind doch sonst keine Gäste da.«
    »Dann spült man die Gläser, putzt die Theke oder macht sich sonst irgendwie nützlich. Der Herd in der Küch ist schon seit Tagen fettig. Ich zahl dich doch nicht fürs Rumsitzen. Faules Stück.«
    »SehenS’, Herr Kommissar, so isser. So isser immer.«
    Die kleinen Äuglein des Wirts wanderten zu seinem Gast. Ein spöttisches Grinsen spielte um seine Mundwinkel.
    »WollenS’ es haben?«
    »Was?«
    »Die Gerda. Von mir aus könnenS’ es haben, frei Haus. NehmenS’ es mit.«
    »Wieso?«
    »Die hockt doch nicht umsonst dauernd bei Ihnen rum. Ich hab doch Augen im Kopf.«
    »Ich halt mich da raus.«
    »Ich tät sie Ihnen glatt abtreten und ein Bier und einen Schnaps gratis dazu. Quasi ein Herrengedeck.«
    Die Bichler sprang so heftig auf, dass sie ihren Stuhl mit den Kniekehlen umstieß und er auf die Steinfliesen polterte. Sie griff sich die Weinflasche, und wenn Kreuzeder nicht sofort ihren Unterarm gepackt hätte, dann hätte es wahrscheinlich gescheppert.
    »LassenS’ die Flasche ruhig da, Gerda, die ist ja noch halb voll.«
    Sie ließ aus und er auch. Dann drehte sie sich abrupt um und stolzierte in die Küche. Die Tür schmiss sie so zu, dass die Leuchtreklame über der Theke flackerte. Der Wirt wusste nicht so recht, was er von alldem halten sollte. Er bückte sich schnaufend nach dem Stuhl, stellte ihn wieder auf seinen Platz und setzte sich darauf. Nachdem er das Etikett auf der Weinflasche betrachtet hatte, schenkte er sich das Glas voll, das seine Kellnerin zurückgelassen hatte, und füllte auch Kreuzeders Glas. Die März hatte ihren Wein noch nicht angerührt. Sie war wieder mal in ihrer Schreckstarre und schaute drein, als wäre die Faust auf ihrem blauen Auge eben erst gelandet. Der Wirt hob sein Glas.
    »Dann sag ich erst einmal Prost.«
    Die Gläser der beiden Herren waren rasch wieder leer. Die Flasche auch. Der Wirt schlurfte zur Theke, um eine neue zu holen.
    »Früher, in meine goldenen Zeiten, da hat’s glangt, wenn ich zu einer Frau gesagt hab: Schleich dich. Damit war alles erledigt. Weil früher, da haben die Frauen einen Stolz besessen und an den hat man appellieren können. Aber welche Frau hat heut noch einen Stolz?«
    Die Stimme der März hatte wieder jenen schrillen Unterton, der immer mitschwang, wenn sie innerlich fror.
    »Ich finde, dass Ihre Kellnerin eine Menge Stolz besitzt.«
    Der Wirt drehte im Gehen den Schraubverschluss des Veltliners auf.
    »FindenS’? WissenS’, was die zu mir gesagt hat? Wenn du mich abservierst, dann lad ich deine Frau zum Kaffee ein und dann wird geplaudert. Wenn das keine üble Drohung ist.«
    Er pflanzte sich wieder hin und schenkte die Gläser erneut voll. Kreuzeder lehnte sich zurück.
    »GlaubenS’ denn, Ihre Frau weiß von nichts?«
    »In dem Punkt bin ich konservativ. Ich hab das alles von ihr ferngehalten, weil die Ehe ist mir heilig. Schon aus Gewohnheit.«
    »KönntenS’ sich denn eine Scheidung leisten? Finanziell, mein ich?
    »Eben nicht. Wenn meine Frau abdampft, krallt sie sich doch das halbe Wirtshaus. Die Gerda muss eine Ruh geben, sonst kann ich einpacken. Wie teuer ist so was eigentlich inzwischen? Ich frag nur aus Interesse.«
    »Was

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