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Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Titel: Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Graser
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bring.«
    Die Bichler ist mit dem Masskrug auf ihn zugetorkelt, hat ausgeholt und zugeschlagen. Das Bier ist umhergespritzt, aber der Schlag ist danebengegangen und hat sie umgerissen, weil er ausgewichen ist. Die Irina hat den Krug blitzschnell vom Boden aufgehoben und ihn dem Wirt über den Schädel gezogen. Der ist umgekippt, hat noch einen fahren lassen, und dann war eine Ruh.
    Nicht erwähnt hat Kreuzeder in seinem Protokoll, dass er selber darüber gelacht hat. Zu diesem Zeitpunkt hat er allerdings noch nicht gewusst, dass das der letzte Furz war, den dieser Gastwirt in die Welt gesetzt hat. Der Notarzt hat praktisch nur noch eine Leichenschau machen können.

25
    Die Täterin war verwirrt. Sie wollte zunächst fliehen, landete aber in der Küche. Als Kreuzeder hereinkam, rüttelte sie am Kippfenster.
    »Der Herr Muhrlinger ist tot. Ist Ihnen klar, was das heißt?«
    Sie hörte auf zu rütteln, gab aber keine Antwort und drehte sich auch nicht zu ihm um. Auf einem Brett auf dem schmutzigen Tisch lag ein verschmiertes Fleischermesser und daneben mehrere Fettränder, die von Koteletts abgeschnitten worden waren. Er warf das Messer vorsichtshalber in eine Schublade. »Dem sein Kopf hat den Bierkrug nicht ausgehalten. Da müssenS’ ganz schön draufgehauen haben.«
    Sie starrte zitternd in den Hinterhof. Dort gab es nichts zu sehen. Es war alles finster.
    »Wie ist denn Ihr Name?«
    »Irina.«
    »Und weiter?«
    »Nakova. Irina Nakova.«
    Selbst beim Flüstern piepste ihre Stimme. Auf ihrer linken Schulter war eine Tätowierung, die wie ein Stempel aussah oder ein Brandmal. Kyrillische Buchstaben und ein grüner Stern.
    »Von wo sind Sie?«
    »Gentlemen Club.«
    »Ich mein, ursprünglich? Wo Sie herkommen? Wo zu Hause?«
    »Kraznoborsk.«
    »Ist das in Russland?«
    »Ist Ukraine.«
    »Haben Sie Papiere? Passport?«
    Sie nickte und merkte jetzt erst, dass sie ihre Handtasche gar nicht mehr bei sich hatte. Erschrocken drehte sie sich um. Ihre großen schwarzen Augen nahmen wieder den gehetzten Ausdruck an. Sie rannte zurück in die Gaststube.
    Das silberne Plastiktäschchen lag in der Bierpfütze neben dem Toten, die nun rötlich schimmerte. Sie hob es auf, rieb es an ihrem Röckchen trocken und vermied dabei den Blick auf den Schädel, dessen Lider niemand zugedrückt hatte. Die leblosen Augen des Wirts schielten jetzt. Seine Hose war nass und stank nach Urin.
    Der Notarzt saß am Stammtisch und kritzelte etwas auf einen Zettel. Die Bichler hatte sich verdrückt. Der ukrainische Pass war blau. Kreuzeder blätterte die Seiten mit den kyrillischen Buchstaben rasch weiter. Das Visum war vom tschechischen Konsulat in Kiew ausgestellt.
    »Beautydancer steht da in dem Visum. Sie haben eine Arbeitserlaubnis als Schönheitstänzerin. Können Sie das überhaupt?«
    »Kann ich tanzen.«
    »Was haben Sie im Gentlemen Club gearbeitet?«
    »Beautydancer.«
    »Das glaub ich nicht. Das ist doch ein Bordell, der Gentlemen Club.«
    Die Nakova sagte dazu gar nichts.
    »Warum haben Sie den Muhrlinger erschlagen?«
    »Möcht ich bitte sehr nach Hause zu meine Mama.«
    »Das wird schlecht gehen. Sie haben hier einen Mann erschlagen.«
    »Möcht ich trotzdem zu meine Mama, bitte.«
    »Ist Ihnen überhaupt klar, was Sie getan haben?«
    »Was?«
    »Ist Ihnen klar, dass der hat draufgehen können bei so einem Schlag?«
    Die Nakova sah kurz zu dem Toten und schaute sofort wieder weg. Sie verhaspelte sich schier beim Sprechen.
    »Hab ich meinem Papa versprochen, dass ich schicke Geld mit Post. Aber Geld ist immer weg. Du zahl Eisenbahn, du zahl Visum, du zahl Zimmer, du zahl Hausmeister, zahl Gummi, zahl alles. Was alles? Ich frage, was alles? Geld immer weg! Mama hat gesagt, Irina bleib zu Hause.«
    Der Arzt sah von seinen Notizen auf, dann warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. Kreuzeder griff sich das Handtäschchen.
    »Haben Sie irgendwas geschluckt? Oder gespritzt? Irgendein Rauschgift?«
    »Nix Rauschgift.«
    »Irgendwelche Medikamente?«
    »Was?«
    »Tabletten? Für was sind denn die gut?«
    Er fischte mehrere Schachteln aus dem Krimskrams.
    »Ist für Angst. Hab ich immer Angst, aber wenn ich nehme diese, ist gut.«
    »Und die?«
    »Ist für traurig. Dass ich bin nix traurig.«
    »Und die da?«
    »Ist für Power. Ohne diese kein Power.«
    Der Arzt kam hinzu und schaute sich die Bescherung an.
    »Das sind Antidepressiva und Aufputschmittel. Eine wilde Mischung.«
    Die Nakova patschte ihre Hände zusammen wie ein kleines

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