weißblau queer gestreift
fand es übrigens echt schön, dich kennen zu lernen. Wir werden uns bestimmt gut verstehen. Du musst mir unbedingt mehr von deinem Philosophiestudium erzählen, wenn du Zeit hast, ja?«
»Mhm.«
Adelheid sieht auf ihre Armbanduhr, sie scheint wirklich nicht viel Zeit zu haben. Eigentlich schade. Aber ich will sie nicht länger stören. Wir werden uns ja noch öfter sehen. Also leere ich mein Glas und stehe auf.
»Danke für das Wasser, Adelheid. Ich werde dann mal gehen.«
»Ich hasse den Namen Adelheid. Nenn’ mich Heidi.«
»Oh, dein Kosename? Gerne!«
Heidi begleitet mich noch zur Tür.
»Also bis dann.«
»Tschüss, Heidi!«
Beschwingt hüpfe ich die Treppe hinab. Heidi ist echt nett. Wenn sie auch nicht viel spricht, aber vielleicht ist sie ein wenig schüchtern. Wie alt sie wohl sein mag? Sie sieht aus, als wäre sie schon Mitte 30, aber das kann täuschen. Raucher bekommen ja schneller Fältchen. Bestimmt ist sie jung, sie studiert ja noch. Wahrscheinlich ist sie nur ein paar Jahre älter als ich. Ich hoffe, sie hat nächstes Mal mehr Zeit für mich. Sie könnte mir ja ein paar Tipps geben, was man hier so unternehmen kann …
Und nun? Was fange ich alleine mit dem Tag an? Ach, ich weiß schon. Ich werde die Gegend ein wenig ausbaldowern. Einen kleinen Spaziergang machen. Und später telefoniere ich mit Marcel und erzähle ihm alles. Schade, dass er jetzt so weit weg ist. Ich werde ihn vermissen. Aber wir werden täglich telefonieren. Und an manchen Wochenenden fahre ich sowieso nach Bannewitz. Das wird schon werden. Ich kann mir wirklich vorstellen ihn zu heiraten, wenn ich mit dem Studium fertig bin. Marcel ist so romantisch. Bestimmt macht er mir mal einen tollen Antrag.
◊◊◊
Mann, was war das denn? Goldene Löckchen, blaue Kulleraugen und dieses alberne Kleid mit Blümchen … Dazu ihr fröhliches Geplapper! Das hat mir gerade noch gefehlt. Hoffentlich bildet sie sich nicht ein, wir würden nun beste Freundinnen werden. Na, ihr wird die naive Begeisterung schon noch vergehen, wenn sie ein paar Wochen in diesem öden Kaff verbracht hat.
Ich muss mich jetzt wirklich mal an meine Abschlussarbeit setzen. Bin erst auf Seite neunzehn. Hundert sollen es werden. Habe wochenlang nichts daran gemacht. War mal wieder zu abgelenkt von allem Möglichen.
Ich hole meine Fachbücher und setze mich damit an den Computer. Dazu eine Tasse Kaffee und meine Kippen … Zefix, ich habe nur noch fünf Zigaretten! Also sollte ich wohl los und mir welche kaufen. Bevor ich mit der Arbeit anfange, weil mittendrin unterbrechen, ist auch blöd. Ich greife zu meiner Sparsocke, in der ich die Münzen für den Automaten sammle. Zehn Euro stecke ich in meine Hosentasche – lieber nehme ich gleich zwei Schachteln, damit ich bis morgen versorgt bin –, dazu noch meine EC-Karte als Altersnachweis und den Wohnungsschlüssel.
Ich schlüpfe in meine Schuhe und meine Jacke und verlasse das Haus. Der Zigarettenautomat ist gleich vorne an der Ecke. So, fünf Euro einwerfen, Karte rein, auf Marlboro drücken. Hm. Was ist los? Wo bleiben meine Kippen? Vielleicht ist die Marke aus. Dann versuch ich’s eben mit Lucky Strike . Auch nichts. Na gut, dann will ich zumindest mein Geld zurück! Ich drücke auf den Knopf und wieder passiert nichts. Jetzt hat der Scheißkasten mein Geld gefressen! Wo ich doch eh immer so knapp bin. Aber immerhin. Fünf Euro habe ich noch. Dann gehe ich eben zum Automaten am hinteren Ende des Dorfes.
Hoffentlich begegne ich niemandem. Schon gar nicht der Huberin oder der Winkelmoserin. Das sind die Schlimmsten. Und seit ihrem boshaften Gerede über den Alois sind sie mir noch mehr zuwider. Aber die beiden trifft man oft. Weil sie immer irgendwo blöd rumstehen, sich neugierig umschauen und dummes Zeug schnattern.
Ah, wer läuft denn da vorne? Mandy? Sucht sie was? Glaubt sie, hier gibt’s was zu entdecken? Viel Spaß, Mädel, der wird dir schon noch früh genug vergehen! Jetzt hat sie mich gesehen und winkt. Ich hebe kurz die Hand und gehe schnell weiter.
Wenig später stehe ich vor dem Automaten und werfe meine Münzen ein. In dem Moment sehe ich aus den Augenwinkeln, wie sich Jockl nähert. Der Traumschwiegersohn meiner Mutter. Er wohnt gleich hier vorne, hat mich womöglich vom Fenster aus gesehen. Bestimmt quatscht er mich gleich an.
»Grüß dich, Adelheid! Herzliches Beileid wegen deinem Onkel. Ich hab’ dich am Sonntag bei der Beerdigung gesehen. Zum Leichenschmaus konnt’ ich
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