Weisse Haut - Schwarze Haut
sich die Weißen teilweise wie die Tiere aufführten.
Kenyatta war es nicht allein, der etwas zu melden hatte.
Da war auf der anderen Seite Odinga und Ngei, die am liebsten sofort alle
Grundstücke einkassieren wollten, um sie sich unter den Nagel zu reißen.
Gichuru wiederum wollte das Farmland der Weißen mit
Regierungsgeldern aufkaufen, damit die wazungu verschwanden.
Die radikalen Kiama kia Muingi würden gewiss nicht so
schnell Ruhe geben, da sie die Weißen vertreiben wollten, egal wie. Es kochte
trotz allem an vielen Stellen.
Sein Blick glitt zu Ndemi. Sie sahen sich an und es war,
als wenn seine Ängste verschwinden würden. Schwarze Haut – Weiße Haut waren
belanglos.
Nur wenige Tage später begann er sich allerdings doch
größere Sorgen zu machen, nicht nur er, die meisten Weißen. Jomo Kenyatta
umarmte öffentlich den für seine Bestialität berüchtigten militärischen Führer
der Mau-Mau-Rebellen, der sich nach zehn Jahren Untergrundleben im Busch jetzt
im souveränen Staat Kenya feiern ließ: Mau-Mau-Feldmarschall M'Kiribua
M'Muchiri oder Musa Mwariama, wie man ihn nannte. Zusammen mit Dedan Kimathi, China
Waruhiru Itote und Stanley Mathenge wa Mirugi zählte er zu den Drahtziehern des
Aufstandes.
*
1 964 wurde Kenya Republik und Kenyatta der erste
Präsident. Er versuchte, freundschaftliche Beziehungen zu den Nachbarstaaten
aufzubauen. Bisher war seine Politik noch gemäßigt verlaufen, aber nun war es
ein selbstständiger Staat.
Das Wappen Kenyas zeigt einen Schild der Maasai in den
Landesfarben. Im Zentrum steht ein silberner Hahn mit einem Beil. Das
Staatswappen zeigt auf dem in den Landesfarben gestalteten Maasaischild einen
Beil schwingenden silbernen Hahn, das Parteiabzeichen der KANU. Als Sockel
dient der Kirinyaga, auf dem wichtige Agrarprodukte des Landes gezeigt werden.
Schildhalter sind zwei speerhaltende Löwen, die an das Kolonialemblem von
Kenya, einen springenden Löwen, erinnern. Auf dem Schriftband der
Staatswahlspruch Harambee. Aus hunderttausenden schwarzen Kehlen erklang Kenyas
Nationalhymne.
E-e Mungu nguvu yetu. Ilete baraka kwetu. Haki iwe ngao na
mlinzi natukae na udugu. Amani na Uhuru raha tupate na ustawi. Amkeni ndugu
zetu tufanye sote bidii nasi tujitoe kwa nguvu nchi yetu ya Kenya, tunayo
ipenda tuwe tayari kuilinda. Natujenge taifa letu. E-e, ndiyo wajibu wetu Kenya
istahili heshima. Tuungane mikono pamoja kazini kila siku tuwe na shukrani.
William übersetzte es für sich: O Gott aller Kreaturen.
Segne dieses unser Land und die Nation. Gerechtigkeit sei uns Schild und Schutz.
Mögen wir in Einigkeit leben. Friede und Freiheit. Möge in unseren Grenzen
herrschen. Lass einen und alle mit starkem, wahrhaftigem Herzen leben. Dienst
an unserem Heimatland Kenya sei unser Bestreben. Diese herrliche Erbschaft -
lasst uns fest verteidigen. Lass uns alle einstimmig und vor der Welt vereinigt
sein, dass wir gemeinsam unsere Nation und die Größe Kenyas aufbauen mögen. Die
Frucht unserer Arbeit möge uns täglich mit Dankbarkeit erfüllen.
Hoffen wir, dass wenigstens einige Körner Wahrheit da drinnen
stecken. Sein mulmiges Gefühl bei all den schönen Worten blieb. Er konnte sich
das alles nicht so einfach vorstellen.
„William, auch der alte Jomo wird uns Weiße brauchen“,
schmunzelte Doug.
„Hoffen wir es“, murmelte der leise
„Erst einmal werden wir bleiben dürfen und was in zehn
Jahren ist …“, zuckte Robin die Schulter, zündete eine Zigarette an. Wirklich
wohl in ihrer Haut fühlten sich heute nur wenige Weiße.
„Unser Hotel kriegen sie nur als Ruine.“
„Trish, das hat Eve auch schon gesagt. Alles was Ndemi und
seine Dorfgemeinschaft nicht wollen, wird verbrannt.“
„Recht hat sie. Wir haben es aufgebaut und die sollen
gewiss nicht davon profitieren. Ein Teil kriegen einige Schwarze, der Rest
weg.“
„Hört euch jemand unsere bibi an, blutrünstiger wie die
Maasai“, amüsierte sich Doug.
„Zum Teil nicht zu unrecht. Einer ist hier wirklich groß
geworden, auch wenn ich ihn damals für einen Träumer gehalten habe. Aber er hat
seine Träume verwirklicht. William, du bist der feine Kerl geblieben, auch wenn
wir dich alle zuweilen falsch eingeschätzt haben. Nur eins hast du bis heute
nicht gelernt, und zwar, dass du nicht alle Menschen so ehrlich wie du sind. Du
suchst immer das Beste in jedem und das hat dir schon viel Ärger eingebracht,
wenn ich da an deine Schwägerin denke. Sie hättest du bereit nach einem Monat
in die
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