Weisse Haut - Schwarze Haut
sagt. Nun nehmen dir Bwana, falls er dich will. Ich nicht
glauben, weil du alt.“ Er spuckte vor ihr aus.
„Wo willst du hässlicher Kerl denn hin? Das Haus gehört
uns. Gehst du zurück in eure Hütten? So aussehen tust du ja.“
„Lokop, was soll der Mist? Ihr bleibt“, William
aufgebracht. „Theresa, schrei nicht und überlege dir gut, was du in meinem Haus
sagst. Spinnst du? Was hast du blöde mbuzi nun wieder angerichtet? Du bringst
nur Ärger.“
Spielten hier alle verrückt, fragte er sich, während er
den schlanken hochgewachsenen Mann musterte. Er war heute nur in ein rostrotes
Tuch gehüllt und man erkannte den sehnigen, muskulösen Körper, die Spangen an
den Oberarmen. Irgendwie sah er fremd aus. Er kannte ihn fast nur in dem weißen
Kanzu. Vielleicht lag das an dem Kopfschmuck, der Ockerfarbe. Das trug er nie,
außer vor Jahren einmal, als er Etana geheiratet hatte. Er gewahrte die
unzähligen Narben, die er sich vor Jahren bei dem Brand und der Rettung von Richards
Tochter zugezogen hatte. Lokop trug sie voller Stolz.
„Hapana! Das Haus will ich nicht, da ich mit meiner
Familie bereits etwas Neues gefunden habe. Bwana, deine Zeit als weißer
Herrscher ist bald vorbei. Enkashumpai, das ich hässlich bin, ist dein und
Zuris Werk. Er hat das Haus angezündet, hat dafür von dir Geld bekommen, das du
Eve gestohlen hast. Oloiboni Kidogo hat es gewusst, was du planst und musste deinetwegen
sterben. Enkashumpai, du bist schlecht, durch und durch hinterlistig.“
„Lokop, das ist bozi. Ihr bleibt. Theresa meint das nicht
so.“
„Hapana Bwana. Wie der Bwana mdogo sagte, es ist grausam
und wir wollen nicht. Leb wohl, Bwana.“
William sprang auf, wollte ihn festhalten.
„Bwana, willst du mich töten, wie so viele andere? Mach
es! Ich sterbe als aufrechter Mann im Gegensatz zu dir“, drehte er sich um und
verließ hoch erhobenen Hauptes das Haus. William blickte ihm nach und es kam
ihm vor, als wenn ein Teil von ihm mitgehen würde. Sie hatten so viel Schönes
und Schlimmes erlebt, hatten zusammen gelacht und geweint. Sie hatten immer
zusammengehalten, egal was geschehen war. Er hatte ihn damals als Jungen mit zu
seiner Farm genommen. Hier war aus dem Ilmurran ein lpayan geworden. Nach
seiner Hochzeit hatte man hier eine zweite Feier veranstaltet. Sie hatten
Schafe, Ziegen und Rinder geschlachtet, so auch die Geburt der zwei Jungen von
ihm gefeiert.
„William“, riss ihn Theresas Stimme aus seinen Gedanken.
„Evelyn sollte endlich herunterkommen und sich um das Essen kümmern. Nun hat
sie keinen mehr, der ihr die Arbeit abnimmt. Jetzt muss sie auch mal etwas tun
und kann nicht nur mit lackierten Fingernägeln herumsitzen.“
„Theresa, lass mich allein und rede nicht so über meine
Frau. Sie arbeitet wahrlich genug, im Gegensatz zu dir. Du bist eine alte,
verbiesterte Jungfer. Würdest du dich etwas mehr bewegen, würdest du nicht
ständig dicker werden. Da du nichts und wirklich nichts tust, gibt es von mir
keinen pesa mehr. Eves und mein Haus ist kein Hotel. Packe und verschwinde.“
In dieser Nacht weckte sie alle ein Schrei und man fand
Theresa unten an der Treppe vor. Sie sei hinuntergefallen, weinte sie und könne
nun nicht mehr laufen. Eve gipste ihr den Fuß und den Knöchel ein, obwohl sie
keinen Bruch feststellen konnte, aber sie schaffte es nie, sich gegen diese
Frau zur Wehr zu setzen.
*
Z wei Monate später fuhr Ndemi die drei Jungen zum
Airport nach Nairobi. James hatte sich geweigert, mit William zu fahren.
„Bleib bei deiner alten, widerwärtigen malaya“, hatte er
ihm voller Zorn ins Gesicht geschleudert. „Ich werde so schnell wie möglich
meine Mamaye von euch abscheulichen Menschen wegholen.“
So hatte er voller Trauer dem Jeep nachgesehen, der die
Jungs zum Airport brachte. Danach hatte er etwas zu Essen eingepackt und war
für drei Tage weggefahren. Er musste allein sein. Die ungerechtfertigten
Vorwürfe seines Sohnes hatten ihn tief getroffen. Er fragte sich, was er falsch
gemacht hatte, dass sich James so weit von ihm entfernt hatte. Hapana, es war
nicht nur James, auch Eve war seit Monaten anders. Er sah sie kaum noch.
Theresa war zwar zuweilen etwas schrullig, aber was man ihr und auch ihm da
alles unterstellte, war abscheulich.
Drei Wochen später fuhr Ndege Theresa nach Nairobi, da
William Arbeit für sie in einem Hotel gefunden hatte. Theresa versuchte das
zwar mit allen Mitteln zu verhindern, aber William blieb stur.
*
I m Mai 1963 wurden die
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