Weisse Haut - Schwarze Haut
predigt er ja auch immer eine gemäßigte Linie,
obwohl er mir dabei unehrlich vorkommt. Was, wenn er einer der damaligen
Rädelsführer war?“
„Theresa, dass sag lieber nicht zu laut. Er wird der
führenden Politiker in dem Land werden und da muss man vergessen, was er
eventuell bei den Mau-Mau getrieben hat. Er ist unschuldig, solange man ihm das
Gegenteil nicht nachweisen kann. Außerdem würde sofort der gesamte Tourismus
zusammenbrechen und das Land benötigt Devisen.“
„Ich sag es ja nur zu dir, William“, säuselte sie, rückte
näher an ihn heran, legte eine Hand auf seinen Oberschenkel.
„Könnt ihr nicht wenigstens nach oben gehen? Ihr seid
abstoßend. Meine Dad ein grauenhafter Ehebrecher und Mörder. Meine Tante eine
prostitute, Diebin und Mörderin. Ich schlafe bei Wakiuru. Morgen wird uns
jemand nach Nairobi fahren. Ich will nur weg von euch beiden Verbrechern.“
„James, es reicht langsam. Du nimmst dir …“
„Dad, du denkst, weil dich Marvin, dieser blöde Kerl,
nicht ins Gefängnis gesperrt hat, sind du und deine feine Geliebte keine
Verbrecher? Soll ich mal einiges auspacken? Soll ich mal in der Kolonie
erzählen, wie ihr es sogar im Wohnzimmer treibt? Soll ich erzählen, wer Sanders
getötet hat? Soll ich erzählen, wie deine Geliebte es mit den Schwarzen treibt?
Soll ich erzählen, dass man mich am Brandtag im Dorf festgehalten hat, damit
ich nicht zu meiner Mamaye ging? Ich sollte nämlich nicht mit verbrennen. Es
war Zuri und danach ist er für immer verschwunden. Soll ich erzählen, dass
Suijo und Zuri immer von deiner Geliebten Geld bekamen, das die Verbrecherin
meiner Mamaye gestohlen hat? Soll ich allen erzählen, dass deine Geliebte den
Schmuck meiner Mum stiehlt und trägt? Soll ich allen …“
„James, mein Junge, warum sagst du so etwas?“, schniefte
Theresa. „Ich war jahrelang deine liebevolle Mummy.“
„Gelogen. Du hast mich gezwungen, Mamaye zu dir zu sagen,
weil du deine Schwester vergraulen wolltest. Du hast Abend für Abend diesen
Mann, der leider mein Dad ist, etwas vorgelogen und das machst du heute noch.
Du faule Person machst nichts, aber lügst herum, was du angeblich alles
erledigt hättest. Du bist eine faule, verlogene, alte, hässliche malaya, aber
dieser Mann da neben dir, steht auf solche Weiber. Ich werde dafür sorgen, dass
meine Mamaye ihr Geld von euch zurückbekommt, sich scheiden lässt. So jetzt
könnt ihr weiter herumhuren, da ich bei meinem Freund schlafe.“
„James, du bleibst hier. Theresa ist deine Tante, eine
alte Frau, die keine Arbeit findet. Nur deswegen ist sie noch bei uns.“
„Dad, als wenn du mir etwas zu sagen hättest. Sei froh,
dass ich euch nicht anzeige. Ich bin bald fünfzehn und kein dummer Junge mehr,
dem du etwas vorlügen kannst. Gib dein Geld weiter deiner prostitute. Ndemi und
Wakiuru finanzieren mein Leben in Great Britain, sonst heult deine malaya, wenn
jemand einen pesa von dir bekommt. Du bist ein mieser Kerl, durch und durch
verdorben. Deswegen passt du gut zu dieser Verbrecherin. Gut, das Mary ehrlich
war und es meine Mamaye ist. Von dir habe ich nichts und darüber bin ich nur
glücklich. So, nun könnt ihr weiter huren. Listings hatte Recht, ihr seid
Mörder. Dad, quatsch mich nicht an. Wir sind geschiedene Leute. Du widerst mich
so an, wie deine prostitute.“ Schon knallte die Tür zu.
Theresa weinte und er legte den Arm um sie, tröstete die
zitternde Frau. Auch er war aufgebracht. Seit Theresa im Haus weilte, hatte
sich sein Sohn immer weiter von ihm entfernt und nun wollte er weg.
Lokop kam betrat das Wohnzimmer, schüttelte den Kopf,
drehte sich um und kam nach wenigen Minuten zurück, warf den beiden den weißen
Kanzu vor die Füße. „Bwana, ich gehe.“
„Wie siehst du denn aus?“, lachte William.
Theresa musterte den Samburu mit verzogenem Gesicht. „Was
nimmst du dir für Frechheiten heraus? Heb das sofort auf“, empörte sie sich.
„Du bist dreckig und solltest dich mal waschen, bevor du unser Abendessen
anfasst.“
„Enkashumpai, du bist eine böse, giftige Schlange und man
sollte dich zu den wanyama schaffen, damit sie dich beseitigen. Der Bwana mdogo
hat Recht, man kann es nicht mehr ansehen, wie sich der Bwana mit seiner
Zweitfrau vergnügt. Ich werde nicht für den Bwana und seine Zweitfrau arbeiten
und meine bibi auch nicht. Es reicht. Als lpayan habe ich die Verantwortung für
meine Familie und die sollen nicht das alles sehen und erleben. Du böse
prostitute, wie ihr
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