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Weiße Nebel der Begierde

Titel: Weiße Nebel der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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erzählte mir, dass ihr als Jungen nie gut ausgekommen seid. Er dachte, dass er deshalb vielleicht in deinen Augen nicht gut dastehen würde, aber ich hätte nie angenommen ...«
    Christian schüttelte den Kopf. »Das hier hat nichts mit Schulhof-Streitereien zu tun, Nell.«
    »Womit dann, Christian? Wenn ich dir sage, dass Lord Herrick der Mann ist, den ich heiraten möchte, warum kannst du uns dann nicht deinen Segen geben? Du selbst hast doch immer gesagt, dass ich meine Wahl allein treffen könne, oder nicht? Hast du mir das nicht versprochen? Nun, ich habe gewählt und meine Wahl ist auf Richard gefallen.«
    Christian antwortete nicht. Er starrte sie vollkommen unbewegt an.
    Wütend über seinen Gleichmut, ihr zukünftiges Glück betreffend, forderte Eleanor ihren Bruder heraus, wie sie es noch nie zuvor getan hatte. Sie saß aufrecht auf dem Stuhl, umklammerte die Armlehnen und sagte: »Du lässt mir keine andere
    Wahl, Christian. Da du nicht über deinen Schatten springen und meine Gefühle berücksichtigen zu können scheinst, muss ich dir sagen, dass ich mit Richard durchbrennen und ihn in Gretna Green heiraten werde, wenn es sein muss.«
    »Nein!«
    Soweit sich Eleanor erinnern konnte, hatte Christian in den zwanzig Jahren nie derart die Stimme gegen sie erhoben. Nicht einmal damals, als sie seine besten Reitstiefel ruiniert hatte, indem sie damit bei Regen im Dickicht und Gestrüpp herumgetrampelt war, hatte er sie so angeherrscht. Christian hatte sie immer schamlos verwöhnt, ihr buchstäblich alles gegeben, worum sie ihn bat - er hatte für sie sogar, als sie fünf Jahre alt war, drei ihrer Lieblings-Zitronentörtchen aus der Küche stibitzt, obwohl sie sich damit den Appetit für das Abendessen verdorben hatte.
    Dieser plötzliche Ausbruch erschreckte sie. Und seine nächsten Worte, die er mit absoluter Ruhe aussprach, raubten ihr den Atem.
    »Meine persönlichen Gefühle für Herrick spielen nicht die geringste Rolle, Nell - diese Heirat darf aus ganz anderen Gründen nicht zustande kommen. Du kannst das unmöglich verstehen. Du warst noch nicht auf der Welt, als ...«
    Die nächste Viertelstunde saß Eleanor wie versteinert da, während Christian ihr eine düstere Geschichte erzählte, die mit der Enthüllung begann, dass ihr Vater, Christopher Wycliffe, nicht an einer Krankheit gestorben war, wie man Eleanor immer weisgemacht hatte. Er hatte nie Fieber gehabt, nie in einer kalten Nacht sein Leben aus-gehaucht, als sie selbst noch im Leib ihrer Mutter war.
    Vielmehr, so fuhr Christian fort, war ihr Vater bei einem Kampf um die Ehre ihrer Mutter ums Leben gekommen, bei einem Duell mit dem Mann, mit dem Lady Frances eine verbotene Affäre hatte, mit dem Mann, der möglicherweise, nein, höchstwahrscheinlich Eleanors biologischer Erzeuger war -
    - mit dem früheren Earl of Herrick, William Hartley.
    Richards Vater.
    In diesem Moment fühlte sich Eleanor so hilflos, als würden sich die Wände immer dichter um sie schließen. Ihre Kehle wurde so eng, dass sie kein Wort mehr herausbrachte, und Tränen brannten in ihren Augen. Sie schüttelte den Kopf, als könnte sie das, was ihr Bruder gerade angedeutet hatte, auf diese Weise vertreiben.
    »Das ist nicht wahr, Christian«, schluchzte sie. »Richard hat mir erzählt, dass sein Vater bei einem Ausritt am frühen Morgen von der Klippe gestürzt und umgekommen sei. Niemand hat ihn gesehen, nur sein Pferd kam reiterlos zurück. Der Leichnam wurde nie gefunden. Warum tust du das, Christian? Warum erfindest du eine solche Geschichte?«
    Christian schloss die Augen, dann holte er tief Luft, um seine Emotionen im Zaum zu halten. »Ich habe das nicht erfunden, Nell. Guter Gott, ich wünschte, es wäre nicht wahr, denn ich habe mein Leben lang die größten Anstrengungen unternommen, dich vor all dem zu bewahren.« Er sah sie sichtlich erschüttert an. »Ich war in dieser Nacht dabei - zusammen mit dem Duke. (Christian nannte den Großvater nie anders als »den Duke«.) Ich sah, wie Lord Herrick auf unseren Vater schoss. Ich sah, wie Vater fiel. Ich kniete neben ihm, als er starb. Seine Pistole lag im Gras, noch immer mit gespanntem Hahn. Ich hob sie hoch. Ich wusste nicht, was ich tat. Ich sah nur, dass sich Lord Herrick abwandte und Weggehen wollte. Ich zielte. Ich ...«
    Christian hielt inne und schüttelte den Kopf; er war unfähig, die nächsten Worte über die Lippen zu bringen.
    Das brauchte er gar nicht.
    »Du ... du hast ihn getötet?«
    »Ich schwöre dir,

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