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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Eltern … Vielleicht war da noch etwas, was du mir nicht gesagt hast …«
    Sie lag bloß da, die Frau, deren nackten Körper ich vor zwei Tagen im Glas des Bildes gesehen hatte, so perfekt, so lebendig.
    |230| Ich schaute hinunter auf das Buch in meinen Händen. Es hatte einen grünen Umschlag, die Nahaufnahme eines Blattes. Ein Lesezeichen
     steckte darin. Ich schlug es dort auf.
    »Ich dachte, ich lese dir vor, Emma.«
    Und das tat ich. Es war die Beschreibung einer Einhornjagd – der Jäger wird zum Gejagten.

|231| 28
    Jeanette Louw hatte den größten Teil ihres Lebens in Uniform verbracht. Ich vermutete, dass sie gar nicht ohne auskam. Sie
     hatte daher auch eine Art Uniform für ihre neue Rolle als Besitzerin und Chefin von
Body Armour
entwickelt. Diese Uniform bestand aus Männeranzügen, teuren Designerdingern aus irgendwelchen Läden in Kapstadts Waterfront,
     schlichten Hemden und knallbunten Krawatten. Während der Bürozeiten band sie ihr langes blondes Haar mit irgendetwas zurück,
     das zu ihrer Krawatte passte.
    Ich sah sie durch die Glastür des Krankenhauseingangs näher kommen. Ihr Anzug war schwarz, das Hemd beigefarben, die Krawatte
     gelb mit blauen Punkten. Sie hielt die Überreste einer weißen Gauloise in den Fingern und schnipste sie in die Büsche, bevor
     sie das Gebäude betrat, sodass sich ein Funkenbogen bildete. Ein paar Schritte hinter ihr kamen B. J.– BeeJay – Fikter und
     Barry Minnaar, graue, schlanke Männer, unauffällig, wie sie sein sollten, jeder mit einer schwarzen Sporttasche in der Hand.
    Ich erhob mich, um sie zu begrüßen.
    »Mit dir ist alles in Ordnung«, sagte Jeanette und schwitzte.
    »Du solltest die Wunden sehen, wenn ich nackt bin.«
    »Lieber nicht. Wie geht es Emma?«
    »Ihr Zustand ist stabil.«
    Ich schüttelte Fikter und Minnaar die Hand.
    »Wo können wir reden?«
    »In meiner VIP-Suite.«
    »Das ist jetzt
unsere
VIP-Suite«, sagte B. J.
    »Aber ihr seid keine VIPs wie ich.«
    »Natürlich nicht. Es steht für
Very Insane Person

    |232| »
Very Important Peasant
«, sagte Barry Minnaar.
    »Eifersucht«, sagte ich. »Wie schrecklich.«
    B. J. trieb es zu weit. »
Very Insecure Piss-
…«
    »Okay«, sagte Jeanette Louw und schüttelte den Kopf. »Bescheuerte Kerle.« Sie ging weiter.
     
    Ich erzählte ihnen alles. Als ich fertig war, fragte Jeanette: »Wie wollen wir Emmas Sicherheit garantieren?«
    »Ich übernehme die Nachtschicht«, sagte B. J. Fikter. »Barry kann die Tage haben.«
    »Habt ihr Waffen?«, fragte ich.
    Sie nickten.
    »Sitzen die Polizisten immer noch vor der Tür?«, fragte Jeanette.
    »Ja. Denen wird es gar nicht gefallen, wenn wir auflaufen.«
    »Scheiß drauf«, sagte Jeanette. »Ich habe eine zahlende Kundin.«
    »Gutes Argument.«
    Jeanette sah Fikter und Minaar an. »Ruft mich an, wenn es Probleme gibt.«
    Ein Nicken folgte.
    »Wo wirst du sein?«, fragte ich.
    »Ich fliege zurück nach Kapstadt. Hier ist es zu verdammt heiß und feucht.« Jeanette erhob sich. »Komm mit, Lemmer. Ich habe
     ein Geschenk für dich.«
    Sie verabschiedete sich von Fikter und Minnaar, und wir gingen durch die Krankenhausflure zu ihrem Mietwagen. Es war genauso
     unerträglich heiß wie an dem Tag, als ich gekommen war. Mein Blick huschte über den Parkplatz. Er war an diesem Montag kurz
     nach zwei Uhr nachmittags nur halb voll. Ein ruhiger Tag. Irgendwo zwitscherten Vögel.
    »Diese Hitze«, sagte Jeanette und wischte sich über die Stirn.
    »Nichts für Kap-Flachpfeifen.«
    »Loxton liegt auch am Kap.«
    »Aber am Nordkap«, sagte ich hochnäsig. Dann bemerkte ich den Jeep Grand Cherokee sechs Reihen links des Eingangs, |233| zweihundert Meter nordöstlich von uns. Zwei Männer saßen vorn.
    Zwei Männer, dachte ich. Warum saßen sie nur da und taten nichts?
    »Der Arsch der Welt«, sagte Jeanette, dann wurde sie abrupt ernst. »Lemmer, jetzt
sag
mir, wie geht es dir?«
    »Ein paar blaue Flecken, Jeanette. Ein oder zwei Tage, dann bin ich wieder der alte Brad-Pitt-Klon, den du so liebst.«
    Nicht einmal der Hauch eines Lächelns. »Bist du sicher?«
    »Ja.«
    »Was ist mit deinem Kopf? Am Samstag warst du außer dir.«
    Die beiden in dem Jeep saßen einfach da. Vielleicht war gar nichts mit ihnen. Nur zwei Leute, die auf jemand warteten – oder
     auch nicht. Sie schienen uns zu beobachten.
    »Samstag war ein harter Tag. Aber mit mir ist alles in Ordnung.«
    »Na dann …«
    »Nicht nach links gucken. Ich glaube, wir haben Besuch.«
    Sie

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